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792 Dcr heilige Honoratus, Bischof.
ihm kamen, Belehrung und Trost zu empfangen, mit Sorgfalt pflegte
er ihrer, in ihren leiblichen Bedürfnissen, um desto leichter Eingang
in ihr Herz sich zu verschaffen; mit der größten Bereitwilligkeit,
und mit unermüdetem Eifer befriedigte er die geistigen sowohl, als
die leiblichen Bedürfnisse eines Jeden; wurde Allen Alles, um alle
für Jesum Christum zu gewinnen. Was er durch Wort und That
zu bewirken nicht vermochte, das suchte er zu erkämpfen durch an-
haltendes Gebeth, welches Gott wohl auch mit wunderbarer Erhö-
rung begnadigte. So brach, wie der heilige Hilarius erzählt, eine
reichliche O.uclle süßen Wassers auf wundervolle Weise aus einem
Felsen hervor. Seine Schüler hingen ihm an mit der zärtlichsten
Liebe, nahmen den lebhaftesten Antheil an seinen Arbeiten und Lei-
den, überließen sich vertauensvoll der Führung, und ehrten ihn als
ihren gemeinschaftlichen Vater. Auch anderwärts ward sein Ruhm
immer mehr verbreitet, und ihm allgemeine Verehrung bewiesen.
Mit jedem Tage wurde größer der Zulauf derjenigen, die ihm ihre
Ehrfurcht bezeugten, von ihm Erleuchtung und Trost empfangen,
und seinem Gebethe sich empfehlen wollten. Unter seinen Schülern
war einer der ausgezeichnetsten der heilige Hilarius, sein Nachfolger
im bischöflichen Amte, dem wir diese Lebensgeschichte verdanken, und
dcsscn eigene Lcbcnsgcschichte wir bald hören werden.
Um das Jahr 420 wurde Patroklus, der Bischof zu Arlcs, in
der Provence, von einem barbarischen Kriegsmanne grausam miß-
handelt durch Schläge, an denen er starb. Ihm zum Nachfolger
wurde gewählt der heilige Honoratus. Sehr ungern verließ er sei-
nen klösterlichen Aufenthalt; sehr schwer ward ihm die Trennung von
seinen geliebten Schülern; dcßungcachtet folgte er dem neuen Rufe,
den er für Gottes Ruf hielt, und unterzog sich der schweren Bürde
des bischöflichen Amtes, welches er mit der seltensten Hirtcntreue,
aber nur wenige Jahre, verwaltete.
Der heilige Hilarius spricht hievon zu der Gemeinde von Ar-
les folgendermaßen: „Geliebte! ihr habet selbst gesehen seine sorgfäl-
tige Wachsamkeit, seine Zucht, seinen Eifer, die Thränen seiner An-
dacht, die beständige und fortwährende Heiterkeit seines Gemüthes,
die er unabänderlich in seinem Gesichte ausdrückte. Ihr habt gehört
seine Reden, welche ganz übereinstimmend mit seinem Wandel, die
Reinheit seines Herzens durch die Annehmlichkeit seines Ausdruckes
darstellten. Gesehen habt ihr die Fülle seiner Liebe, die so groß
war, daß ein Heiliger mit Recht sagte: Wenn ich die Liebe sicht-
bar darstellen müßte, so würde ich das Gesicht des Honoratus ab-
mahlen."
Unermüdct im Lehren, Ermähnen, Trösten bekräftigte Honora-
tus die Guten im Glauben, führte die Verirrten zurück auf den
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen