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Am 4. Mai und am 28. August. 797
trieben, und jede Art von Unfug übten. Er nahm
an solchen Thorheiten keinen thätigen Antheil, doch aber ließ er aus
falscher Scham sich zum Verkehr mit diesen Wüstlingen manchmal
verführen. Auch rissen die Schauspiele ihn leidenschaftlich dahin,
und entzündeten seine Einbildungskraft. Endlich ward er auf beffere
Gedanken geführt durch eine Schrift des heidnischen Redners Eiccro,
die in ihm das Verlangen nach Weisheit erweckte. Ernste Betrach-
tungen führten ihm anjctzt heilige Erinnerungen von der höheren
Weisheit des Evangeliums vor den Geist. Das Höchste vermißte
er nun in seinem heidnischen Schriftsteller. „Das Feuer meiner Be-
wunderung," schreibt er, „ward gedämpft, weil ich nicht Christum
fand. Denn kraft deiner Erbarmungen, o Herr! hatte mein zartes
Herz mit der Milch der Mutter, den Namen meines Heilandes, dei-
nes Sohnes, eingcsogen, und im Innersten ihn aufbewahrt, so, daß
nichts, was nicht unter diesem Namen kam, möcht' es auch sehr ge-
lehrt, schön ausgedrückt und wahr seyn, mich ganz zu sich hinriß.«
Er wandte sich nun zur heiligen Schrift; aber er drang nicht in
ihr Hciligthum, nicht in ihren tiefen Sinn, der den Stolzen nicht
einleuchtet, und den Leichtsinnigen sich nicht enthüllet. Und da er
sich nun groß dünkte, zog Gott, der ihn mit großen Gaben ausge-
rüstet , zu einem erkornen Werkzeuge ihn ersehen hatte, seine Hand
von ihm ab, auf daß er tief fallen, tief gedemüthiget durch seinen
Fall, wieder aufgerichtet, Ihm desto fester anhangen möchte. Er
verfiel in die wahnwitzige, unreine, lästernde Ketzerei der Ma-
nichaer.
Die heilige Monika grämte sich sehr über den Abfall des ge-
liebten Sohnes, sichte zu Gott für ihn bei Tag und bei Nacht; er-
mähnte ihn mit vielen und heißen Thränen, ließ ihn aber nicht bei
sich wohnen, noch auch nahm sie ihn an ihren Tisch. Unaussprech-
lich war ihr Schmerz um den geliebten Sohn. Da tröstete Gott
sie in einem Traume. Ihr war, als stünde sie auf einem Richt-
scheite, und es erschien ihr ein glänzender, heiterer Jüngling, der sie
anlächelte und fragte: warum sie sich verzehren lasse vor Harm?
Da sie nun antwortete, daß sie das Verderben ihres Sohnes be-
jammere, hieß er sie getrost seyn, und um sich sehen: „Wo du stehst,
da steht auch er." Sie erzählte diesen Traum dem Sohne, und
als dieser ihn dahin deuten wollte, daß sie zu seiner Lehre überge-
hen , nicht er zu der ihrigen zurückkehren würde, antwortete sie
schnell: -,Nein, er sagte nicht, wo er, da auch du, sondern, wo du,
da auch er!" Augustinus sagt, die Gegenwart des Geistes, mit der
sie ihm das gesagt, (die er wohl mit Recht für eine höhere Einge-
bung gehalten zu haben scheint) habe ihn mehr gerührt und mehr
betroffen gemacht, als der Traum selbst. Diese nächtliche Erschei-
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen