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838 Der heilige Severmus, Abt und Apostel der
von Italien ausrufen. Dadurch ward das abendländische Reich vol-
lends zertrümmert.
Severinus wurde von verschiedenen Kirchen zum Bischöfe vcr«
langt; weigerte sich aber, das heilige Amt ;u übernehmen: „Es ist
genug," sprach er, „daß ich die geliebte Einsamkeit verlassen habe,
und, dem göttlichen Rufe gehorchend, in diese Gegend unter Völ-
ker, welche fortwährend den größten Drangsalen ausgesetzt sind, ge-
kommen bin."
Da die obern Städte an der Donau noch vorhanden, doch
keine Vcrschanzung gegen die feindlichen Einfälle mehr gesichert war,
und der Ruf des Heiligen sich allenthalben verbreitete, so war fast
keine Station, die ihn nicht in ihren Mauern zu haben verlangte,
weil sie glaubten, daß seine Gegenwart alles Uebel abwenden werde.
Er kam nach Cucullis, dem heutigen Tülle an der Donau in Ober-
österreich, wo einige Einwohner noch dem Götzendienste ergeben wa-
ren , doch aber sich äußerlich zur katholischen Religion bekannten.
Severinus versammelte alle Einwohner in die Kirche, entdeckte da«
selbst durch göttlichen Beistand die Ungläubigen, und brachte sie zum
wahren Bekenntnisse. Dieser Ort ward bald darauf von einer zahl-
losen Menge Hcuschn'cken heimgesucht, welche eine gänzliche Zerstö-
rung aller Früchte drohten. Die Bewohner klagten dem Sevcrinus
ihre große Noth. Er ermähnte sie zum Fasten und zur Buße, ver-
sammelte sie in die Kirche zum Gebethe, welches Gott gnädig er-
hörte. Die Plage verschwand. Der Acker eines Einzigen ward von
den Heuschrecken ganz zerstört, weil er mchr auf seine Bemühung
in Vertilgung derselben, als auf Gottes Hilfe vertraut hatte. Se-
verinus ermunterte die Andern, diesem Unglücklichen von dem Segen,
den Gott ihnen erhalten hatte, zu seiner Nothdurft mitzutheilen.
Sie thaten es mit frohem Herzen.
Scverinus kam an der Donau herauf bis zur römischen Mu-
nicipalstadt Quintana (dem heutigen Dorfe Kinzing zwischen Osicr-
Höfen und Vilshofcn an der Donau), durch seine Fürbitten ward
der Ort von verheerender Uebcrschwcmmung bcfreit. Erbauung und
Wohlthaten waren nicht weniger hier, als anderswo die Früchte sei-
ner Gegenwart. Er war ganz vorzüglich besorgt, die Armen und
Nothlcidenden zu verpflegen, denen er in vielen Städten und Lastel-
len zu Hilfe eilte. Er ließ zu diesem Ende die Priester des Nori-
kums durch Briefe ermähnen, daß sie auf Abreichung des Zehends
für oie Nothleidendcn bedacht seyn sollten, und da diese einmal nach
ihrer Gewohnheit Einige mit Kleidern für die Bedürftigen abordne-
ten, wurden die Abgeordneten von ihm befragt: ob wohl auch die
Stadt Tiburnia eine gleiche Abordnung machen werde? Diese Stadt
lag in Kärnthen, folglich sehr entfernt, woraus man sieht, wie weit
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen