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Am 24. Mau 851
Greis war. Mit schnaubender Wuth befahl Elpifodorus, ihn an
die Folter zu legen. Bevor aber noch die Kleider ihm vom Leibe
gerissen wurden, zog er das leinene Gewand, welches er von der
Taufe des Elpifodorus aufbehalten, und jetzt bei sich hatte, hervor,
wickelte es aus einander, zeigte es dem Volke und dem Elpifodorus
und sprach: „Elpifodor, dieses Gewand wird dich, der du die Irr-
lehre so thätig unterstützest, anklagen vor dem ewigen Richter, wenn
Er in seiner Herrlichkeit kommen wird. Ich habe es mit großer
Sorgfalt aufbewahrt, und nun zeugt es gegen dich zu deinem Un-
tergange, dich hinunter zu stürzen in den Schwefclpfuhl. Dieses
Gewand zierte dich, als du aus dem Bade der Wiedergeburt her-
vorkamst, und gerade dieses wird deine Qual vermehren, wenn du
einst in der stammenden Hölle seyn wirst; denn du hast dich mit
dem Fluche, wie mit einem Gewände umgeben, indem du, den Tauf-
bund gebrochen, und den wahren Glauben verlassen hast. Elender!
was wirst du thun, wenn die Knechte des Hausvaters die Gelade-
nen zum Gastmahle versammeln werden? Mit dem größten Unwillen
wird der Herr es sehen, daß dir, der du doch zum Gastmahle
berufen warst, das hochzeitliche Kleid mangle, und zu dir sprechen:
Freund, wie bist du hereingekommen, da du doch mit dem hochzeit-
lichen Kleide nicht bekleidet bist? Ich sehe das nicht bei dir, was Ich
dir gegeben habe, Ich erkenne nicht an dir, was durch meine Gnade
dir geschenkt ward. Du hast den Kampfrock verloren, den Ich zur
Bewahrung deiner reinen Unschuld durch zehn Monate (während
welcher er Catechumen war) zubereitet, ausgespannt am Kreuze
durch das Wasser gerciniget, und mit der Purpurfarbe meines Blu-
tes geziert habe. Ich sehe ihn nicht mehr an dir, sehe nicht mehr
das dir aufgedrückte Siegel der hochheiligen Dreifaltigkeit. Ein
Solcher kann an meinem Gastmahle nicht Theil nehmen. Bindet ihn
an Händen und Füßen mit seinen eigenen Stricken, weil er sich
freiwillig von seinen katholischen Brüdern längst schon getrennt hat.
Er hat selbst die Stricke ausgespannt zur Schlinge, durch die er
sich gefangen, und auch andere von meinem Gastmahle zurückgehal-
ten hat. Er hat Vielen den Stein des Anstosses gelegt, weßwegen
er jetzt zu seiner unauslöschlichen Schande, zu seiner ewigen Beschä-
mung von meinem Gastmahle verstosscn ist."
Durch diese Vorstellung des Murittas wurden alle Anwesenden
tief gerührt. Sie zerflossen in Thränen. Elpifodorus stand wie
erstarrt da, fürchterlich gequält durch sein geängstigtes Gewissen.
Die noch übrigen Bekenner gaben sich willig, einer nach dem
andern, der Folter hin, blieben standhaft und gingen frohlockend in
die angewiesene Verbannung. Einigen wurden von mitleidigen
Brüdern Lebensmittel auf die weite Reise mitgegeben; allein die
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Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen