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Am i. Jänner. 867
Schmerzen an den Augen litt, überfallen, und wider seinen Willen
weggeführt. Er erkannte die Fügung Gottes, der er länger nicht
widerstehen durfte, iveßwcgen er sich zum Bischof weihen ließ im
Jahre 508. Seine Demuth, seine Bescheidenheit, sein Eifer, sein
gottseliger Wandel und seine Liebe gewannen ihm das vollkommenste
Vertrauen und die größte Verehrung der Gläubigen.
Auch als Bischof beobachtete Fulgcntius die strenge Lebens-
weise, die er im Kloster geübt hatte. Sein Gewand war einfach.
Ein schlechter Rock deckte seinen Leib im Winter, wie im Sommer.
Nie trug er, wie es viele Bischöfe zu thun pflegten, ein kostbares,
oder mit glänzender Farbe ausgezeichnetes Oberklcid, und nie eine
Binde um den Hals, nie Schuhe an seinen Füßen, sondern nur
Sohlen nach dem Gebrauche der Mönche. Bei Nacht löste er den
Gürtel nicht auf, und legte auch das Unterkleid nicht weg. Sein
Tisch war sehr sparsam. Er aß kein Fleisch, sondern nur Gemüse,
Hülscnfrüchte und Eier, in den jüngern Jahren ohne — in den äl-
ttrn mit Ocl. Wein trank er nur, wenn Schwachheit seines Kör-
pers, als Arznei, ihn nothwendig machte; und auch da nur mit
Wasser vermischt. Er fastete viel und strenge. Die Stunden des
Tages widmete er den Geschäften seines Amtes, und einen großen
Theil der Nacht dem Lesen, dem Schreiben, dem Gebethe und der
Betrachtung. Jedermann hatte zu ihm freien Zutritt, und fand ihn
bereit zu belehren, zu rathen, zu trösten. Weil es ihm sehr schwer
fiel, getrennt von seinem geliebten Abte Felix und den andern Klo-
stcnnitbrüdern zu leben, so erbat er sich von den Gläubigen zu Ruspe
einen Platz zur Erbauung eines Klosters; und da Posthumianus,
ein vornehmer Bürger der Stadt, ihm ein kleines Häuschen schenkte,
so wartete er nicht zu, bis jenes erbaut war, sondern berief jetzt
schon den Felix, und einige der Mönche zu sich. Die andern blie-
ben unter der Leitung eines gewissen Vitalis zurück; alle blieben aber
immer in der engsten Verbindung brüderlicher Liebe und wechselseiti-
ger Erbauung.
Unter der Regierung des vandalischen Königs Trasamundus
wurden neuerdings viele katholische Bischöfe, bei 220 an der Zahl,
aus Afrika vertrieben, und größtcnthcils nach Sardinien verbannt.
Dieses Loos traf auch den heiligen Fulgcntius. Begleitet von Kir-
chendienern und Mönchen kam er nach Karthago, wo er von seinen
Freunden reichliche Geschenke erhielt, die er aber alle nach Ruspe
sandle, damit sie dort zur Vollendung des angefangenen Klosterbaues
verwendet würden. Er reiste in Gesellschaft von mehr als sechszig
verbannten Bischöfen, die alle ihn, obgleich er der Wcihe nach der
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Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen