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Am l. Jänner. 869
theils die katholische Lehre erklärte, und die Bekenner derselben vor
der Arglist der Arianer warnte, theils die Irrthümer der Ketzer be-
kämpfte. Im Jahre 523 starb der König Trasamund, und sein
Nachfolger Hunerich gestattete den Katholischen gleich bei seinem Re,
gicrungsantritte freie Religionsübung, und rief die vertriebenen Bi-
schöfe aus der Verbannung zurück. So erhielt endlich die Kirche
in Afrika, die durch bereits sechs und sechzig Jahre unter dem
harter Verfolgung geseufzet hatte, die so sehnlich gewünschte
Darüber war der Jubel unter den Rechtgläubigen eben so groß als
allgemein.
Die aus der Verbannung zurückkehrenden Bischöfe wurden al-
lenthalben als hcldenmüthige Bekenner Jesu Christi, mit großer
Ehrerbietung und unter den lautesten Frcudcnbezeugungen empfangen.
Auf's Höchste stieg die Verehrung, und die Liebe, welche dem Ful-
gentius bezeigt wurde. Bevor noch das Schiff, welches ihn nach
Karthago brachte, daselbst gelandet hatte, waren unzählige Menschen
dem Gestade zugeströmt, ihn zu sehen, und ihre Freude über seine
Zunickkunft auszudrücken. Fulgcntius hielt sich nicht lange zu Kar-
thago auf, sondern eilte nach Ruspe zu seiner geliebten Heerde, die
eine große Strecke Weges ihm entgegen kam, und frohlockend ihn
mit Fackeln, Baumzweigcn in den Händen, unter lautem Psalmgc-
sangc in die Stadt begleitete. Neben der eifrigsten Verwaltung
der bischöflichen Amtsgeschäfte, verfaßte der fromme Bischof mehrere
Schriften, und schrieb viele Briefe mit dem gesegnetsten Erfolge für
den Glanz der heiligen Kifchc. Ein Jahr vor seinem Tode zog er
sich zurück auf die Insel Lircina, in das Kloster, welches er auf
selber hatte erbauen lassen. Noch strenger als zuvor war er da ge-
gen sich selbst; er vermehrte die geistlichen Uebungen, und schwamm
oft in Thränen, als singe er jctzt erst seine Bekehrung an. Auf
dringendes Bitten der Brüder kehrte er in sein Kloster nach Ruspc
zurück, wo er bald erkrankte und durch zwei Monate große Schmer-
zen litt. Während derselben hörte man ihn sehr oft rufen: „Herr!
jetzt schenke mir Geduld, und dann Vergebung!" Als er sich seinem
Ende nahe fühlte, versammelte er die Priester und die Mönche um
sein Lager, und bat sie um Vergebung, in der Besorguiß, daß er
vielleicht gegen seine Jünger zu strenge gewesen seyn möchte. Was
er an Geld vorräthig hatte, befahl er den Waisen, Wittwen und
Fremdlingen, die er alle mit Namen nannte, zu gebeil. Auch die
Geistlichen seiner Kirche ließ er nicht unbedacht. Endlich vollendete
er seine irdische Laufbahn am 1. Jänner 533, im fün und sechzig-
sten Jahre seines Alters, und im fünf und zwanzigsten seines bischöft
lichen Amtes. Sein Leichnam wurde in eine Kirche der Stadt Ruspe
begraben.
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen