!!!Pressbaum im Wienerwald

[Das ursprünglich schlichte Holzfällerdorf Pressbaum|AEIOU/Pressbaum], seit 1848 selbständige Gemeinde,  entwickelte sich dank seiner idyllischen Lage im Wienerwald und seiner geringen Entfernung zur damaligen Residenzstadt Wien  eindrucksvoll: Die 1858  errichtete Kaiserin Elisbeth Bahn (heute Westbahn) nach Salzburg machte Pressbaum mühelos erreichbar und transformierte Pressbaum zu einem geschätzten Ort der Erholung und Sommerfrische  der Wiener Gesellschaft (__"Ischl des Wienerwaldes"__), wovon  zahlreiche Villen, teilweise von bekannten Architekten des Jugendstils entworfen, Zeugnis geben.  
Ähnlich ders Segnungen der Westbahn brachte auch die Westautobahn 1962 dank  ihrer Anschlußstelle Preßbaum  eine weitere Annäherung an Wien, wie auch eine fühlbare Verkehrsberuhigung auf den lokalen Bundestraßen Nr 44 und 1 zwischen Preßbaum und Wien-Auhof. 


Der wachsenden lokalen Situation entsprechend wurde Preßbaum schon 1964 mit dem Titel einer Marktgemeinde geehrt. Seither wuchs  die wirtschaftliche Bedeutung durch Ansiedlung neuer Industrie und Dienstleistungsunternehmen. Auf dem Erziehungssektor  entwickelte sich Pressbaum zu einer __Schulstadt mit__ breitgefächertem Angebot; unter anderem übernahm die  Erzdiözese Wien 1975   das altehrwürdige Schulkloster  des Ordens __"Sacre Coeur"__, welches 1891 auf einem vom Kaiser geschenkten Grundstück errichtet worden war. Der kirchliche Schulerhalter bietet von  Kindergarten über Volks- und Neue Mittelschule  bis zu einem neusprachlichen und Real-Gymnasium an.

Unter  Josef Schmidl-Haberleitner,  Gemeinderatsmitglied seit 2000, Bürgermeister seit 2007, ging diese wirtschaftliche, kulturelle und soziale Entwicklung und Modernisierung der Gemeinde weiter, mehrere Kindergärten, Volks- und Neue Hauptschulen, eine überkommunale Musikschule, kommunale Wohnhäuser, ein Bauhof sowie ein großzügiges Schwimmbad entstanden und die Bevölkerung wächst. Diese regionale Bedeutung anerkennend, verlieh das Land Niederösterreich Preßbaum 2012 den Titel __Stadtgemeinde__.

Die Attraktivität dieser Wienerwald-Gemeinde, für über 7800 Haupt- wie auch  für über 1600 (!) Zweitwohnungsbesitzer und Pendler, macht sich aber auch   durch eine rege Bauutätigkeit, immer mehr Supermärkte und  ein Steigen der Immobilienpreise bemerkbar: Die Gemeindeverwaltung  strebt nunmehr  ein Ende  von Wachstum und Ausbreitung auf Kosten der Natur an: "Ein- und Zweifamilienhäuser  statt Betonblöcken, Bausperren für dicht verbaute Gebiete, Rückwidmung von unbebautem Bauland in Grünland.." 

!Pressbaum an der Wien

Das 221 Quadratkilometer große Einzugsgebiet des Wienflusses, des Hauptgewässers des Wienerwaldes, liegt in einem Sandsteingebiet. Der Sandsteinboden kann Niederschläge und Schmelzwasser  nur unzureichend aufnehmen, auch ist das Gefälle des Wienflusses zu Beginn recht hoch. Dadurch kann bei starken Regenfällen die Wassermenge des Wienflusses innerhalb kurzer Zeit stark anschwellen. Bei Hochwasser führt der Fluss wildbachartig bis zu 450.000 Liter Wasser pro Sekunde, normalerweise jedoch nur 200, ein Verhältnis von über 2000:1.

Der Wienfluss, wie wir ihn bis zu seiner Einmündung in den Donaukanal in Wien bei der Urania kennen,  beginnt in  Pressbaum als Zusammenfluss zweier Bäche, deren Quellen ebenfalls im Gemeindegebiet liegen:
* Die __Dürre Wien__, die am Kaiserbrunnberg, nahe des Großen Pfalzbergs südlich von Rekawinkel, entspringt und vom Westen Pressbaum erreicht, sowie 
* die __Kalte Wien__ oder Pfalzauer Bach, die  vom Süden nach Pressbaum fließt; der Punkt der Vereinigung im Stadtzentrum  ist von einer Brücke hinter dem Café Corso an der Hauptstraße leicht zu lokalisieren.

Weiter östlich, flussabwärts bildet die Grenze zur Marktgemeinde Tullnerbach zuerst der von der Wilhelmshöhe aus dem Norden in die Wien mündende  Weidlingbach, sodann bis zum Wienerwaldsee die Wien selbst: Nördlich  der Wien erstreckt sich die Gemeinde Tullnerbach, der südliche schmale Landstreifen  umfasst den  etwas dislozierten Pressbaumer Ortsteil __Bartberg__. Der vom Süden in den Wienerwaldsee mündende Wolfsgrabenbach bildet die Grenze  zur Gemeinde Purkersdorf.\\ \\
Die für die Wasserversorgung der Bundeshauptstadt Wien  wichtige 2. (ehemals "Kaiser Franz Josef-) __Hochquellenwasserleitung__, errichtet zwischen 1900 und 1910, führt auch  über das Gebiet der Gemeinde, welches auf Grund der geologischen Herausforderungen eine eigene Bausektion gebildet hatte. Der Verlauf der Leitung ist an Hand mehrerer talquerender, römisch anmutender, denkmalgeschützter Kunstbauten erkennbar, wie der Düker  (unterirdische Druckleitung) unter der Dürren Wien und die    Aquädukte über die Pfalzau sowie  über die Brentenmais; das letztere ist 142 Meter lang und mit 24 Meter Höhe das höchste der ganzen Wasserleitung. Die im Jahr 1962 errichtete Westautobahn, die teilweise die  Wasserleitung  kreuzend errichtet wurde,  lässt sie alle jedoch kleiner erscheinen; weitere Spuren der Leitung in der Natur sind Ein- und Auslaufkammern, Zulaufstollen und Einstiegstürme. Zum Schutz vor Erdbewegungen durch die Autobahn wurde zwischen den beiden erwähnten Aquädukten die strategische Wasserleitung in einen 1600 Meter langen Stollen durch den Bihaberg verlegt. 

!Pressbaum am See
Der Aufstau des Wienflusses in der Höhe des Wolfsgrabenbaches zu Beginn des 20. Jahrhunderts schuf den künstlichen 1/3 km2 großen __Wienerwaldsee__, der die Natur wie auch das Mikroklima nachhaltig beeinflusst; Pressbaum  und die übrigen angrenzenden Gemeinden schufen einen dem Seeufer folgenden populären Rundwanderweg, der von Spaziergängern, Joggern, Skatern und Radfahrern vermehrt benützt wird, mehrmals im Jahr findet auch der traditionelle Rundlauf um den See (4140m) statt. Ein Denkmal erinnert an den österreichischen Flugpionier Wilhelm Kress; 1909 hatte  er erstmals mit einem Motor-Aeroplan einen Flugversuch unternommen, der im See endete.

!Pressbaum im Wald
Pressbaum liegt zur Gänze im __Biosphärenpark Wienerwald__, anerkannt durch die UNESCO seit 2005; eine seiner besonders geschützten Kernzonen, als __"Naturschutzgebiete"__ definiert, in denen jeder Eingriff in die Natur untersagt ist, liegt im Bereich des Sattelberges im Westen des Gemeindegebietes. 

Zahllose gut markierte Wanderwege führen kreuz und quer durch die gepflegte und behütete Wienerwaldnatur und laden zu Erkundigung und Erholung ein.


An Sehenswürdigkeiten Pressbaums seien erwähnt:

* Dreifaltigkeits-Pfarrkirche, 1908 aus Anlass des 60-jährigen Regierungsjubiläums Kaiser Franz Josefs im Jugendstil im Konzept eines Gesamtkunstwerkes errichtet;  Architekt: Max Hegele, der auch die  Karl Borromäus Kirche (Dr. Karl Lueger-Gedächtnis-Kirche) auf dem Wiener Zentralfriedhof konzipierte; 
* Bahnhof Rekawinkel:  Die Bahnhofsanlage befindet sich  weitgehend im Originalzustand aus dem Jahr 1858 und gilt als die am besten erhaltene Anlage der ursprünglichen Bahnhofsarchitektur der Westbahn; 
* Filialkirche in Rekawinkel: 1935 als Dr. Engelbert Dollfuß-Gedächtniskirche errichtet;
* Hansenvilla, ein Werk von Theophil (Freiherr von) Hansen, dem Hauptarchitekten der Wiener Ringstraße.

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!Weiterführendes:
>[Pressbaum im AEIOU|AEIOU/Pressbaum]
>[Bildband Pressbaum Lawies von R. Merzinger|web-books/lawies00de2017isds]
>[Denkmäler|AustriaWiki/Liste_der_denkmalgeschützten_Objekte_in_Pressbaum] (Austria-Wiki)
>Das obere Wiental in alten Ansichten (1858-1945);  Diether Halama, Ascherbauer Verlag 2003
> Pressbaum ist auch die Heimat vieler Kunstschaffenden, zum Beipiel: Mag. [Renate Merzinger-Pleban|Community/Zeitgenössische_Bildende_Kunst/Merzinger-Pleban,_Renate] und ihr Vater, Prof. [Rudolf Pleban|Community/Zeitgenössische_Bildende_Kunst/Pleban,_Rudolf].

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!Web-Link:
>[Gemeinde Pressbaum|https://www.pressbaum.at]


!Text und Fotos:  Kurt Hengl

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