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Essay zur Kultur Vorarlbergs#

Für alle Stilperioden, beginnend mit der römischen Zeit und dem frühen Mittelalter, lassen sich in Vorarlberg enge Beziehungen zum Westen (Frankreich, Schweiz, Südwestdeutschland) und Süden (Italien), für Bregenz und den Bregenzerwald zu Schwaben und Bayern nachweisen. Um die Verbindung des Südens mit dem Bodenseegebiet zu beherrschen, entstanden im Rheintal zahlreiche Burgen mit Wehranlagen (Bregenz, Schattenburg, Alt-Ems und Neuburg); die Burgen im Walgau (meist ohne Bergfried) dienten eher Wohnzwecken und als Sitz der Gerichtsbarkeit.

Für die Entwicklung der kirchlichen Baukunst waren die Zugehörigkeit Vorarlbergs zu den Diözesen Chur und Konstanz, schwäbische (Chorturm der Peterskirche in Rankweil als ältester Bau) sowie geringe Einflüsse aus Tirol bestimmend. Vorarlberg war nie ein bischöfliches Zentrum, daher wurden auch keine großen Klosterbauten errichtet. Die kirchliche Baukunst ist im Wesentlichen von der bürgerlich-städtischen Kultur bestimmt.

Die bedeutendsten Denkmäler der Romanik sind das Vortragekreuz in Bartholomäberg mit Grubenemailarbeit (12. Jahrhundert) und das "wundertätige Kreuz" (entstanden vermutlich Ende 12. Jahrhundert) in Rankweil in Flachreliefausführung.
In der gotischen Plastik bildete sich nach zunächst auswärtigen Einflüssen um die Mitte des 15. Jahrhunderts ein bodenständiger Stil aus, der wieder Beziehungen zu Schwaben erkennen lässt. Der erste namentlich bekannte einheimische Künstler war U. Gneser (1491-99 in Bregenz); das bedeutendste Werk der Spätgotik ist die "Erbärmde-Gruppe" in Feldkirch-Tosters (vermutlich von einem schwäbischen Meister). Gotische Flügelaltäre sind in Frommengersch (1481 und 1516), Röns (1508), Rankweil-Brederis (um 1510) und Bludesch erhalten. Gotische Wandmalereien finden sich in Bludesch, in der Martinskapelle in Bregenz (1362), in der Pfarrkirche in Feldkirch-Levis, in Viktorsberg (nach 1383) und in der ehemaligen Kapelle der Schattenburg (16. Jahrhundert). Ein führender Vertreter der Glasmalerei war T. Neidhart in Feldkirch († 1597). Der bedeutendste gotische Kirchenbau Vorarlbergs ist die Domkirche in Feldkirch (1478). Überregional bekannt wurde der Maler W. Huber, ein wichtiger Vertreter der Donauschule.

Die Renaissancekunst beeinflusste den Schlossbau des Hohenemser Hofes, gleichzeitig begannen sich im Barock typisch bodenständige Stilmerkmale zu entfalten. Der bedeutendste Bildhauer der Zeit war E. Kern, der im 17. Jahrhundert in Feldkirch eine große Werkstatt besaß. Obwohl das Land keinen einzigen repräsentativen Barockbau aufweist, beeinflusste die Vorarlberger Schule den Bodenseeraum stark und konnte eigene Stilelemente ausformen (Familien Beer, Moosbrugger, Thumb, Specht).

Angelika Kauffmann vertritt die Malerei des Frühklassizismus; klassizistische Tendenzen weisen die Kirchen in Haselstauden (1792) und Oberdorf (1826/27), die Stadtpfarrkirche St. Martin in Dornbirn (1839/40) sowie die Pfarrkirchen in Satteins und Lustenau ("Ingenieurbauten" von A. Negrelli) auf. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts begann der Einfluss von Wien zu überwiegen.

Die seit 1946 stattfindenden Bregenzer Festspiele gehören nach den Salzburger Festspielen zu den bedeutendsten Veranstaltungen dieser Art in Österreich.