$$$$1

!!!Wilczek, Hans Josef


eigentlich ''Wilczek, Johann Nepomuk, Graf''


\\
~* 7. 12. 1837, Wien

† 27. 1. 1922, Wien 


\\
Forschungsreisender, Förderer von Kunst und Wissenschaft\\
Polarforschung

\\
[{Image src='Wilczek,_Hans_Johann_Nepomuk_Graf1.jpg' class='image_left' caption='Hans Graf Wilczek als Präsident der Wiener Freiwilligen Rettungsgesellschaft. Foto, 1916\\© Bildarchiv d. ÖNB, Wien, für AEIOU' height='250' alt='Hans Graf Wilczek' width='189'}]

Hans Josef (eigentlich ''Johann Nepomuk Joseph Maria'') Graf Wilczek wurde am 7. Dezember 1837 in Wien geboren – er stammte aus einem bis in das ausgehende 12. Jahrhundert zurückzuverfolgenden polnisch-schlesischen Adelsgeschlecht.
Seine Jugend verbrachte er in Schloss Seebarn bei Korneuburg. (Als er 10 Jahre alt war starb sein Vater und ein Vetter wurde sein Vormund.)


Schon in jungen Jahren begann er sich für mittelalterliche und frühneuzeitliche Kunst, aber auch für sportliche Betätigung zu interessieren - er galt als einer der besten Läufer seiner Zeit, nahm an Ruderregatten teil, war begeisterter Jäger, durchwanderte von Krakau bis Triest große Gebiete des damaligen Österreichs und Teile der Alpen. Im Zuge ethnografischer Studien bereiste er 1863 den Kaukasus und die Krim. 1858 heiratete er Gräfin Emma Emo-Capodilista (eine Hofdame von Erzherzogin Sophie); mir ihr hatte er vier Kinder.



Er unternahm weitere Reisen, unterstützte Expeditionen, so u.a. 1872 die österreichisch-ungarische [Nordpolexpedition|AEIOU/Nordpolexpedition,_österreichisch-ungarische] ("Payer-Weyprecht-Nordpolexpedition") und 1882 die Jan-Meyen-Expedition, die er ausrüstete und selbst begleitete. Er war Vorkämpfer der Ideen [Karl Weyprechts|Biographien/Weyprecht,_Karl] zur internationalen Polarforschung und wurde 1875 Präsident der Geographischen Gesellschaft in Wien. Er widmete sich aber auch dem Wiederaufbau und der Ausgestaltung der Ruine Kreuzenstein zu einem lebendigen Museum des mittelalterlichen Rittertums und zur Familiengruft sowie der Burg Liechtenstein (beide wurden von Architekt Humbert Walcher Ritter von Moltheim für ihn wiederhergestellt bzw. gebaut).


\\ 
[{Image src='HansJohannNepomukGrafWilcek001.jpg' height='200' alt='Hans Wilczek' class='image_right' caption='Hans Wilczek\\© Archiv Senft' width='169'}]

Als persönlicher Freund und Förderer der bekanntesten Künstler seiner Zeit – darunter der bekannte Maler [Hans Makart|AEIOU/Makart,_Hans], mit dem er 1879 dessen berühmten Festzug (Makartzug) arrangierte – gründete Wilczek u.a. 1900 die Gesellschaft der Wiener Kunstfreunde. Neben der Organisation und Finanzierung zahlreicher Kunstausstellungen war Wilczek u.a. von 1894 bis 1918 auch als Kurator des Heeresgeschichtlichen Museums in Wien tätig  und gestaltete 1910 die historische Abteilung der "Wiener Jagdausstellung". Er leitete das Finanzkomitee und mit [Nikolaus Dumba|AEIOU/Dumba,_Nikolaus] das Künstlerkomitee des 1886-1902 erschienenen 24-bändigen Werks "[Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild|AEIOU/Österreichisch-ungarische_Monarchie_in_Wort_und_Bild,_Die]".


Neben seiner großen Kunstleidenschaft war nicht zuletzt auch seine große persönliche Vorliebe für das Sammeln historischer Waffen und Rüstungen einer der Auslöser für die Wiedererrichtung der Ruine [Kreuzenstein|AEIOU/Kreuzenstein], die bis heute das bekannteste Baudenkmal seines umfangreichen Lebenswerks darstellt.


\\
Bis zum ersten Weltkrieg wirkte Graf Johann Nepomuk Wilczek auch als Präsident der "Gesellschaft Alt-Wien" für die Erhaltung des historischen Wiener Stadtbilds und die Schaffung eines österreichischen Denkmalschutzgesetzes.

1881 gründete er nach dem Ringtheaterbrand – bei dem fast 400 Menschen ums Leben kamen – zusammen mit [Baron von Mundy|AEIOU/Mundy,_Jaromir_von] innerhalb von 24 Stunden die erste [Freiwillige Wiener Rettungsgesellschaft|AEIOU/Wiener_Freiwillige_Rettungsgesellschaft], damals die erste Rettungsorganisation in Wien. 1881 gründete er die Mensa der Wiener Universität; er finanzierte auf Anregung von [Theodor Billroth|Biographien/Billroth,_Theodor] das Rudolfinerhaus, eine Ausbildungsanstalt für Pflegerinnen; 1908 begleitete er den Hilfszug in das von einem schweren Erdbeben zerstörte Messina.


\\
Auch auf technischem Gebiet war setzte er Pioniertaten: 1902 gelang ihm die Errichtung der ersten radiotelegrafischen Station Österreichs und die Herstellung einer drahtlosen Verbindung zwischen Burg Kreuzenstein und dem acht Kilometer entfernten Seebarn.


\\
1913 organisierte Wilczek noch einmal eine große Expedition, diesmal zur Erforschung des Südpols. Das Polarschiff "Austria" lag bereits in Triest vor Anker, als der Erste Weltkrieg die weiteren Pläne zunichte machte. (Als Präsident der Wiener Rettungsgesellschaft organisierte er einen Lazarettzug, um Verwundete aus dem galizischen Kriegsgebiet in Krankenhäuser im Hinterland zu bringen; dabei wurden über 40.000 Verwundete transportiert.)



\\
\\
Gleichermaßen wie das Zeitalter der Romantik - mit seiner Hinwendung zum Mittelalter und den Idealen der Ritterlichkeit - Hans Graf Wilczek geprägt hatte, hat auch er diese Zeit geprägt: er ließ nicht nur Burg Kreuzenstein nach romantischen Vorstellungen wiederaufbauen, sondern verwirklichte selbst in seinem Leben die alten ritterlichen Tugenden - maßvolles Leben, Anstand, Würde, Höflichkeit, Großzügigkeit, Freigiebigkeit und Tapferkeit.

Obwohl er als "Kämmerer" ein wichtiges Ehrenamt am Wiener Hof bekleidete und als Großgrundbesitzer und Eigentümer des zweitgrößten Kohlebergwerks der k.u.k Monarchie einer der vermögendsten Unternehmer des Reichs war, war er bekannt für seine äußerste Bescheidenheit und Genügsamkeit. Er spendete große Teile seines Vermögens zur Förderung von Kunst, Kultur und Wissenschaft sowie für zahlreiche soziale Einrichtungen.


Kurz vor seinem Tod wurde Wilczek von Kaiser Karl, dem letzten Habsburger, noch in den Ritterorden vom Goldenen Vlies aufgenommen.


Johann Nepomuk Graf Wilczek starb am 27. Jänner 1922 in Wien; er ist in der Familiengruft auf Burg Kreuzenstein bestattet.

!Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl)
* Ehrenbürger Wiens, 1883
* Ehrenmitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
* Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies, 1916
* Nach ihm ist eine Insel des [Franz-Joseph-Lands|AEIOU/Franz-Joseph-Land] (Wilczek-Insel) benannt

!Werke (Auswahl)
* Ein Eisbär auf Nowaja Semija, 1872
* Hans Wilczek erzählt seinen Enkeln (Hg. E. Kinsky-Wilczek), 1933

!Literatur
* Felix Czeike: Historisches Lexikon 
* Neue österreichische Biographie. 1815–1918
* Spitaler, H, Johann Nepomuk Graf Wilczek, 1951  


\\
!Essay

[{InsertPage page='Wissenssammlungen/Essays/Geschichte/Der_allerletzte_Ritter'}]

!Quellen
* AEIOU
* [Wien Geschichte|https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Hans_Josef_Wilczek]
* [Burg Kreuzenstein|http://www.kreuzenstein.com/die-burg/familie-wilczek]
* H.&W. Senft, Aufbruch ins Unbekannte, Stocker Verlag, Graz, 1999
* [Wiener Zeitung|http://wienerzeitung.at]


%%small 
Redaktion: Hilde und [Willi Senft|Biographien/Senft,_Willibald], I. Schinnerl
%%

$$$$2

[{Metadata Geburtsort='Wien' Geburtsland='Österreich' Geburtsjahr='1837' Arbeitsgebiete='Forschungsreisender, Polarforscher, Mäzen' Arbeitsorte='Wien, Nordpol' Todesjahr='1922' Todesort='Wien' Todesland='Österreich' Suchbegriff='Entdecker Erforscher Naturwissenschafter Polarforscher Arktis' Kontrolle='Nein' }]