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Albert GERHARDS, Stephan WINTER: In Church, Leo Zogmayer – Kunst für liturgische Räume#

Albert GERHARDS, Stephan WINTER: In Church, Leo Zogmayer – Kunst für liturgische Räume, Schnell + Steiner, 2020 / Rezension von Guenther Johann

Albert GERHARDS, Stephan WINTER: In Church, Leo Zogmayer – Kunst für liturgische Räume
Albert GERHARDS, Stephan WINTER: In Church, Leo Zogmayer – Kunst für liturgische Räume

GERHARDS, Albert; WINTER, Stephan (Hg): „In Church, Leo Zogmayer – Kunst für liturgische Räume“, Regensburg 2020

Ich habe eine Biografie des Künstlerfreunds Leo Zogmayer schon im Vorjahr zu seinem 70. Geburtstag erwartet. Aber wie sich mit dem vorliegenden Buch zeigt ist Leo auch in dieser Beziehung anders. Es ist keine Beschreibung seiner Person, sondern seiner Kunst. Schon im Vorwort stellen die beiden Herausgeber klar, dass Leo Zogmayer anders ist. Auf die Frage, wie er an ein neues Werk herangeht sagte er: „Der Dirigent Sergiu Celibidache wurde gefragt, wie er sich vorbereitet, bevor er auf die Bühne geht, um ein Konzert zu dirigieren; und er hat gesagt: `Ich mache mich leer.´ Für wirklich kreatives Agieren ist es nötig, dass ich offen bin und frei bin für etwas, das sich zeigt. Für Intuition, Inspiration, für die Hilfe, die ich da brauche. Das ist aus meiner Sicht `Kreativ´. Nicht was ich schon gut kann. Es geht ums Schauen, Hören – so frei wie möglich.“ (Seite 5)

Im ersten Kapitel kommt es zu einem Dialog zwischen Leo Zogmayer und dem Bischof von Innsbruck Hermann Glettler, in dem man viel von Zogmayer s Einstellung zur Kunst und zum Leben generell. Etwa, dass man nur im Jetzt und nicht in der Vergangenheit oder Zukunft leben kann. Das drückte er auch mit seiner Uhr „Jetzt“ aus. Was immer die Zeiger anzeigen: es ist das Jetzt. Er sieht seine Kunst als Realität. Schon zu Beginn des Studiums hat er sich für eine Akademie entschieden, die nicht im Surrealismus lehrte. Er bevorzugte schon immer die wirkliche Welt und hier sind ihm auch die Pausen wichtig, die Leere. Etwas „schön“ zu bezeichnen findet er nicht als Anerkennung. Für ihn kommt „schön“ von schauen und meint sichtbar machen. Also etwas Reales darstellen.

Der Theologe Albert Gerhards geht dann auf die einzelnen sakralen Projekte von Leo Zogmayer ein. Bei all den Projekten „geht es keineswegs um Accessoires, sondern um etwas Umfassendes oder um das Ganze.“ (Seite 26) Für ihn, den Autor dieses Kapitels, ist das 20. Jahrhundert das spannendste in der Geschichte des sakralen Bauens. Es ist schwierig hier in all die einzelnen Projekte einzugehen. Es geht vom Umbau der gotischen Kirche Maria Geburt in Aschaffenburg über die Kirche Sankt Franziskus in Bonn über zwei Projekte in Brüssel Nicht immer sind seine Projekte so geblieben, wie er sie installiert hatte. Die Gemeinschaft des Klosters Karmel Sankt Josef in Innsbruck hat später den Sakralraum wieder umgestaltet. „Der Konvent war offensichtlich anderer Meinung. Ein Jahr nach Fertigstellung wurde schon wieder umgebaut. Anstelle der Stühle baute man ein massives Chorgestühl ein, eine Art Lettner mit Kreuz und Tabernakel in der Mitte teilt nun den Raum, der völlig zugestellt wirkt.“ (Seite 74)

Aus vielen Langhauskirchen und Basilikas machte er durch seine Einrichtung Zentralbauten, bei denen das Geschene, der Altar, in der Mitte unter den Gläubigen ist. Seine Räume werden schlicht gestaltet und geben den Kirchenbesuchern Platz um Mystischen und zum Nachdenken ohne abgelenkt zu werden. Das größte Projekt Zogmayers geht auf das Jahr 2013 zurück und ist immer noch nicht umgesetzt. Es ist der Umbau der Sankt Hedwigs Kathedrale in Berlin. Bei einem öffentlichen Wettbewerb hat Zogmayer mit den Architekten Sichau & Walterunter mehrreren hundert eingereichten Vorschlägen den ersten Platz errungen. Und das sehr klar, weil dser zweite Platz nicht vergeben wurde. Dafür der dritte Platz an zwei Bewerber. Leo Zogmayer bringt die Kuppelkirche wieder in eine zentrale Form zurück. Viele Diskussionen mit der Kirchengemeinde und in der Öffentlichkeit verzögern die Umsetzung.

Im Kapitel „Wie nach einer langen Reise“ setzt sich der 2018 verstorbene Kardinal Karl Lehmann mit dem Verhältnis von Religion und Kunst auseinander.

Zogmayer hat sich viel mit Worten als Kunstinstrument auseinandergesetzt. Dem trägt der Autor Stephan Winter im Kapitel „If you celebrate it, it´s art“ auseinander. „Eine Kunst wie die Leo Zogmayers wirkt in einem Zeitalter wachsender, zunehmend perfider organisierter Abgrenzungs- und Exklusionsmechanismen zwischen Individuen, sozialen Gruppen, Gesellschaften und Kulturen eminent humanisierend.“ (Seite 133)

Abschließend muss ich sagen, dass all diese meine Worte nicht ausreichen, um das vorliegende Buch zu beschreiben. Eine Rezension ist ungeeignet Kunst darzustellen. Kunst braucht Bilder. Ein Buch – wie dieses – kann dem gerecht werde. Es bringt Abbildungen, die mehr sagen als viele Worte. Eine textliche Zusammenfassung, wie es eine Rezension sein sollte, kann dies schon gar nicht.