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Hermann HESSE: Narziss und Goldmund#

Hermann HESSE: Narziss und Goldmund / Erzählung, Suhrkamp, 1957 / Rezension von GUENTHER Johann

HESSE, Hermann: „Narziss und Goldmund“, Baden Baden 1989

Manchmal gibt es einen Anlass, ein schon vor langer Zeit gelesenes Buch wieder aus dem Regal zu nehmen und erneut zu lesen. Mit anderem Zugang, anders als vor einigen Jahrzehnten. Der Anlass für das Wiederlesen des Buches „Narziss und Goldmund“ war eine ausgezeichnete Verfilmung dieses Romans. Obwohl ein Film nicht vergleichbar mit einem Buch ist. Ein Film ist eben anders als ein Buch. Aber die Idee dahinter ist dieselbe. Da ist der junge zielstrebige Kleriker und Mönch Narziss, der schon als Schüler zum Lehrer wird. Dann tritt ein junger Mann ins Kloster ein. Der Vater bringt ihn, weil ihm seine Ehefrau, die Mutter des Knaben abhandengekommen ist. Sie hat Schuld auf sich geladen und der Vater denkt, dass diese Schuld getilgt werden kann, wenn der Sohn Mönch wird. Das Leben dieser beiden jungen Männer - Narziss und Goldmund - kreuzt sich, Sie werden Freunde, obwohl sie grundverschieden waren. Narziss hat die Gabe Menschen sehr gut analysieren zu können. So erkennt er das Andersartige in Goldmund, akzeptiert und schätzt es. Mit seinen analytischen Kenntnissen bringt er ihn vom Weg, selbst Mönch zu werden ab. Die Freundschaft, die nur eine temporäre war, ging zu Ende und beide gingen ihre eigenen Wege. Narziss jenen des Intellektuellen, des Klostermenschen und Goldmund zog es in die Welt hinaus. Mit vielen Frauen schläft er. Er ist vogelfrei. Im Winter kommt er zu einem Ritter, der seine Schreibkunst schätzt und ihn zum Niederschreiben seines Lebens engagiert. Er hat zwei Töchter. In eine verliebt er sich. Die zweite erfährt von diesem Verhältnis und die Geliebte informiert den Vater, der Goldmund vertreibt. Er ist wieder allein unterwegs. Es ist Winter. Die Geliebte hatte ihm einen Reiter mit wärmender Jacke und einem Goldstück nachgeschickt. Er machte Bekanntschaft mit einem Wanderprediger, der sich mit fatalen Tricks durchs Leben schlug. In einer Nacht wollte dieser ihn bestehlen. In der Verteidigung töte er ihn. Schuld auf sich geladen lief er wirr durch die Gegend. In einem Dorf fand man ihn bewusstlos. Eine Frau, mit der er auch geschlafen hatte, brachte ihn in einem Stall in Sicherheit und päppelte ihn wieder auf. In seinen Wanderjahren traf er auf verschiedenste Menschen. Zwei Mal begleitete ihn ein Mann. Den ersten – er wollte ihn bestehlen – erdrosselte er und schlug so Schuld auf sich.

Die Pest war ausgebrochen. Ganze Städte waren ausgestorben. Häuser standen leer. Menschen lagen, ohne begraben zu werden und verwesten. Einerseits gab es viel zum Stehlen. Kühe standen ungemolken auf der Wiese, weil alle Mitglieder des Bauern verstorben waren. Mit einem Mädchen und einem Pilger bezog er im Wald eine Hütte. Sie bauten sich ein Zuhause auf. Ein Mann vergewaltigte seine Liebschaft. Er hörte ihre Hilferufe und brachte den Mann um. Sein zweiter Mord. Letztlich erkrankte die Geliebte an der Pest. Als sie gestorben war, zündete er die Hütte mit ihrem Leichnam an und begab sich wieder auf Wanderschaft. Diesmal war das Ziel sein ehemaliger Meister. Am Weg wieder viele leere Ort. Die Pest hat viele Menschenleben gekostet. Enttäuscht musste er, am Ziel angekommen, feststellen, dass sein Meister verstorben war. Die Tochter hatte Pest. Er pflegte sie. Er starb und die Tochter überlebte. Unfreundlich wurde er abgewiesen. Die Werkstatt war geschlossen. In der Stadt erkannte ihn aber die Tochter seines ehemaligen Zimmervermieters. Enttäuscht suche er eine Kirche auf und wollte beichten, aber alle Priester waren verstorben oder abgezogen und geflüchtet. So kniete er vor einem leeren Beichtstuhl bekannte seine Schuld. In dieser Formulierung sieht man auch die Größe des Dichters Hermann Hesse. Ein alter Text, der noch heute seine Wirkung hat: „Ich komme aus der Welt zurück und bin ein schlechter und unnützer Mensch geworden, ich habe meine jungen Jahre vertan wie ein Verschwender, wenig ist übriggeblieben. Ich habe getötet, ich habe gestohlen, ich habe gehurt, ich bin müßig gegangen und habe anderen das Brot weggegessen. Lieber Gott, warum hast du uns so geschaffen, warum führst du uns solche Wege? Sind wir nicht deine Kinder? Ist nicht dein Sohn für uns gestorben? Gibt es nicht Heilige und Engel uns zu leiten? Oder sind das alles hübsche erfundene Geschichten, die man den Kindern erzählt und über die die Pfaffen selber lachen? Ich bin irr an dir geworden, Gottvater, du hast die Welt übel geschaffen, schlecht hältst du sie in Ordnung. Ich habe Häuser und Gassen voll von Toten liegen sehen, ich habe gesehen, wie die Reichen sich in ihren Häusern verschanzt haben oder geflohen sind und wie die Armen ihre Brüder unbegraben haben liegenlassen, wie sie einer dem anderen verdächtigt und die Juden wie Vieh totgeschlagen haben. Ich habe so viele Unschuldige leiden und untergehen sehen und so viel Böse im Wohlleben schwimmen. Hast du uns denn ganz vergessen und verlassen, ist dir deine Schöpfung ganz entleidet, willst du uns alle zugrunde gehen lassen?“ (Seite 303)