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Mieze MEDUSA: Was über Frauen geredet wird#

Mieze MEDUSA: Was über Frauen geredet wird / Roman, Residenz Verlag, Salzburg Wien / Rezension von Guenther Johann

Mieze MEDUSA: Was über Frauen geredet wird
Mieze MEDUSA: Was über Frauen geredet wird

MEDUSA, Mieze: „Was über Frauen geredet wird“, Salzburg Wien 2022

Die Autorin mit dem Künstlernamen Mieze Medusa ist eine bekannte Rapperin. 2008 erschien ihr erster Roman. Heuer „Was über Frauen geredet wird“. Dabei kommen auch ihre Erfahrungen mit der Musik zum Vorschein: Texte der Rapperin und Musikerfahrungen. In einer Art Zugabe am Ende des Buches – sie nennt es „Bonus Track“ – liefert sie den Text zum Rapp „Strahl aus, rappe oder werde still“.

Der Titel des Buches heißt zwar „Was über Frauen geredet wird“, aber die Rolle der Frauen wird von Frauen selbst erzählt. Im Roman kommen fast ausschließlich junge Frauen vor. Sie geben Einblick in die Szene der Jüngeren. Ihren Zugang zum Leben und zum Thema Beziehungen. So wird etwa bei einer Hochzeit nicht die Braut, sondern der Bräutigam entführt. Wie ein roter Faden zieht sich die Darstellung der Benachteiligung von Frauen in unserer Gesellschaft durch. „Es gibt in Österreich mehr Bürgermeister, die Franz heißen, als Bürgermeisterinnen.“ (Seite 110)

Die Hauptschauplätze des Romans sind Innsbruck und Wien, die beide detailgenau erzählt werden. Für zwei Szenen rückt auch Venedig ins Bild. Über Wien – und da schlägt die Rapperin durch – sagt sie etwa:


"Das Schlimmste an Wien ist der Februar.
Es ist dunkel, sagt die Vernunft.
Es ist, was es ist, sagt der Winter.
Es ist Unglück, sagt die Berechnung.
Es ist nichts bis März, sagt die Angst.
Es ist aussichtslos, sagt der Nebel.
Es ist, was es ist, sagt der Winter. (Seite 55)
Innsbruck dagegen wird für seine Schönheit und Nähe zur Natur gelobt und beschrieben, wenngleich es eine Stadt ist, die für junge Menschen fast unerschwinglich zum Wohnen ist.

Wie schon gesagt, im Roman treten fast ausschließlich Frauen auf. Eine der Ausnahmen ist der Freund von Freds Schwester, die ihn auch heiratet. Eines der Kapitel des Buches handelt von der Hochzeit in Innsbruck. Hier kommen die beiden Frauenkreise aus Wien und Innsbruck zusammen. Fred, die eigentlich Fredericke heißt, lebt in Wien. Mit über 40 Jahren hat sie noch keine klare Lebensposition bezogen. Zwar hatte sie, als ihre Wohnungsmitbewohnerin schwanger wird und der Vater davon nichts wissen will, von dieser Freundin ein Heiratsangebot bekommen, das sie überrascht und abgelehnt hat. Die Freundschaft ging in Brüche und sie musste aus der schönen Wohnung ausziehen und eine winzige, laute Herberge direkt am Wiener Gürtel beziehen. Bei einem Ausflug mit Freundinnen, die in Venedig einen Film drehen bleibt sie allein zurück, um über ihr Leben nachzudenken. Das Hochwasser – Aqua Alta – gibt ihr Hoffnung, denn „die Menschen hier begegnen dem Hochwasser als wäre es eine Nebensache. Wieder eine Katastrophe gemeistert, wieder gut durch eine Krisensituation gekommen.“ (Seite 260) Das Buch wurde in der Zeit von COVID19 Pandemie, hoher Inflation und Krieg in der Ukraine geschrieben. Die Erkenntnis der Akteurin Fred kann jedem Leser, jeder Leserin vielleicht auch helfen, denn sie nimmt diesen Mut aus Venedig mit:

„Wird schon.
Wirst sehen.
Muss ja.“

Auch Schriftstellerinnen haben ein Seelenleben und Mieze Medusa zeigt es als Doris Mitterbacher in ihrem abschließenden Dank. Ein Nachwort, dass sich grundlegend von Danksagungen in Büchern unterscheidet und ein literarischer Teil ist. Während der Schreibarbeiten ist ihre Mutter gestorben und sie sagt über sie:

„Meine Mutter hat viele gute Eigenschaften, über drei möchte ich hier sprechen: Sie hat außerordentlich gut Dinge mit sich selbst ausmachen können. Wenn sie darüber nachgedacht hat, die Welt zu verbessern, hat sie bei sich selbst angefangen. Und sie war richtig gut im Packen. So auch hier: ihr Tod am 2. Juni 2022 war trotz schwerer Krankheit für uns unerwartet, hat uns aber Dank ihrer Vorbereitungen und der Gespräche mit ihr, nicht unvorbereitet getroffen. Was für eine Leistung das ist, beginne ich gerade erst zu erahnen. … „Was über Frauen geredet wird“ ist das erste meiner Bücher, die sie nicht lesen wird.“ (Seite 269)