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Peter Pfarl, Wolfgang Mayerhoffer, Karin Mayerhoffer: Die Traun#

Bild 'Pfarl'

Peter Pfarl , Wolfgang Mayerhoffer, Karin Mayerhoffer: Die Traun. Ein Fluss wie kein anderer. Verlag Anton Pustet Salzburg 2019. 208 S., ill., € 28,-

"Die Traun ist etwas Einmaliges," sind die Autoren dieses beeindruckenden Buches überzeugt - und es gelingt ihnen, ihre Begeisterung für den Fluss und seine Umgebung auf die Leser zu übertragen. Alle drei haben eine persönliche Beziehung zum Salzkammergut. Peter Pfarl war Rechtsanwalt in Bad Ischl, wo Wolfgang Mayerhoffer als Chirurg arbeitet. Er beschäftigt sich ebenso wie Karin Mayerhoffer intensiv mit Landschaftsfotografie.

Der Ursprung der Traun liegt beim Kammersee, nach 153 km mündet sie bei Linz in die Donau. Informativ und stellenweise poetisch beschreibt der Jurist den Weg des Flusses. Seine historische Bedeutung liegt in der Funktion als Transportweg für das Salz, das "weiße Gold" des Habsburgischen Kaiserhauses. Die Geschichte der Flusslandschaft hat auch viele dunkle Seiten. Bauernkriege, napoleonische Schlachten und NS-Gräuel werden nicht verschwiegen, doch letztlich überwiegen die positiven Eindrücke. Die künstlerischen Aufnahmen des Fotografen-Ehepaares lassen stimmungsvolle Bilder im Buch und vor dem geistigen Auge der Betrachter entstehen.

Peter Pfarl folgte dem Fluss zu Fuß. Im ersten Kapitel bietet er einen Überblick über die vielseitigen Landschaften, Siedlungen, Burgen, Schlösser, Kirchen, Villen und Künstler-Gedenkstätten. Zu den landschaftlichen und kulturellen Schätzen zählen Kammersee, Toplitzsee, Grundlsee, Bad Aussee, Obertraun, Hallstatt, Hallstätter See, Ebensee, Bad Goisern, Bad Ischl, Traunsee, Gmunden, der Traunfall, Stift Lambach, Wels, Schloss Traunegg und Ebelsberg.

Man lernt das Ausseerland und seine Bewohner mit ihren Besonderheiten kennen. Im 400-Seelen-Dorf Gössl gründeten sie schon früh Genossenschaften, zur Stromerzeugung, zur gemeinschaftlichen Gülle,- Säge- und Wassernutzung. Als die Obrigkeit den Bau einer Kirche als unnötig ablehnte, griffen die Grundbesitzer zur Eigeninitiative, stellten das Land zur Verfügung und bauten ihr Gotteshaus selbst. Bis heute steht es im Eigentum ihrer Familien. In Gössl war es auch, wo der "steirische Prinz" Erzherzog Johann, seine spätere Frau, Anna Plochl, zum ersten Mal sah. Bad Aussee gilt als geographischer Mittelpunkt und Trachtenhauptstadt Österreichs. Der Ausseer Fasching mit seinen "Trommelweibern", "Flinserln" und "Fetzen" hat Eingang in die UNESCO-Liste des Immateriellen Kulturerbes gefunden.

Hallstatt, "ein Ort wie kein anderer", zählt zu den - nur zehn - österreichischen Weltkulturerbe-Stätten. Eine historische Epoche trägt den Namen der Marktgemeinde. Die Hallstattzeit umfasst die Periode zwischen 800 und 450 v. Chr. Der weltälteste Salzbergbau, die einzigartige Lage am See, gotische Flügelaltäre und er höchste Berg im weiten Umkreis, der fast 3000 m hohe Dachstein, sind nur einige der Highlights, über die das Buch berichtet.

Bergsteiger brauchen gute Schuhe - und finden sie in Bad Goisern. Sogar Franz Joseph und Elisabeth wussten die doppelt genähten Goiserer zu schätzen. Streifzüge durch Bad Ischls Vergangenheit sind zwangsläufig aristokratisch. Prominente Kurgäste und Künstler machten das ehemals dörfliche Ischl zu einem noblen Bad. Die Kaiservilla als imperialer Zweitwohnsitz verlieh dem Ort sein besonderes Flair. Der Monarch konnte hier seiner Jagdlust frönen, mehrere Denkmäler erinnern daran. Auch zum Gedenken an die Eröffnung der Uferstraße von Traunkirchen nach Ebensee steht ein Monument. Der steinerne Löwe aus dem Jahr 1861 markiert den Eingang zum Inneren Salzkammergut.

Das Kloster in Traunkirchen wurde im Mittelalter für Benediktinerinnen gegründet und im 17. Jahrhundert den Jesuiten übergeben. Aus ihrer Zeit stammt das berühmteste Kunstwerk der Kirche, die barocke Fischerkanzel. Der Orden betrieb eine Mission mit allen Sinnen, auch der Kalvarienberg und die prächtigen Seeprozessionen zu Fronleichnam gehen auf die Gesellschaft Jesu zurück. Das erste Kloster der Gegend stand jedoch in Altmünster. Die gotische Pfarrkirche zeigt zur Weihnachtszeit die wohl schönste Krippe des Salzammerguts. Johann Georg Schwanthaler schuf sie um 1770. Hier stehen die Prototypen der für das Salzammergut charakteristischen Figurengruppen, wie "Vater, lass mi a mitgehn" oder der "Urberl mit der Leinwand". Der Besuch der Hauskrippen, die oft einen ganzen Raum einnehmen, hat als "Kripperlroas" in der Gmundener Gegend Tradition.

Gmunden nennt Peter Pfarl "die Salzkammergutmetropole", denn dort amtierte bis 1783 im Kammerhof der Salzamtmann, "der im Namen der kaiserlichen Hofkammer das Salzwesen dirigierte und der als ein kleiner Despot die Befehlsgewalt über die Salz- und Holzarbeiter bis hinein nach Hallstatt ausübte." Im Rathaus von Gmunden, das ein italienischer Renaissancebaumeister errichtete, ziert ein Glockenspiel aus Keramik die oberste Loggia. Die Ton-Kunst ist in der Stadt seit 1452 beheimatet, das bis heute erzeugte "grün geflammte" Dekor gibt es seit dem 19. Jahrhundert. Das malerisch auf einer Insel gelegene Seeschloss Orth geht auf eine Burg aus dem 10. Jahrhundert zurück. Es war zur Zeit der Bauernkriege im Besitz des berüchtigten Adam Graf Herberstorff und wurde 1689 vom Kaiser erworben. Wie die benachbarte "Villa Toscana" gehört es nun der Stadt Gmunden und dem Land Oberösterreich. Populär wurde es in letzter Zeit als Filmkulisse. Die Mayerhoffer-Fotos spiegeln perfekt die romantische Stimmung.

Von Gmunden flussabwärts gelangt man nach Stadl-Paura, das der Schifffahrt seinen Namen verdankt. Hier musste die Fracht umgeladen und in Stadeln zwischengelagert werden. Die Bauern, die ihre Pferde für die Schiffszüge flussaufwärts zur Verfügung stellten, und die Schiffer verloren mit dem Bau der Pferdeeisenbahn ihre Existenzgrundlage. Heute ist Stadl-Paura durch die barocke Dreifaltigkeitskirche bekannt. Portale, Altäre, Orgeln sind in der Dreizahl vorhanden. Bauherr war ein Abt des Stiftes Lambach. Seit der Klostergründung im 11. Jahrhundert haben sich die ältesten Fresken im süddeutschen Sprachraum erhalten. Sie zeigen Szenen aus dem Leben Jesu. Nur noch zwei Kapitel fehlen bis zur Mündung. Wels, die größte Stadt an der Traun, und Ebelsberg bei Linz, wo 1809 eine der grässlichsten Schlachten der napoleonischen Kriege stattfand.

Das Buch endet poetisch - wie das letzte, doppelseitige Foto. Noch einmal kommt der Charme des Trauntales zur Wirkung. "Still ist es hier. der Fluss hat zur Ruhe gefunden. Die Traunauen zeigen sich hier noch einmal als friedliche, unberührte Natur. Doch der Weg der Traun bis zur Mündung in die Donau ist nicht mehr weit…", heißt es im Kommentar.

hmw