unbekannter Gast

Roland Stadler: Pilgerwege in Österreich#

Bild 'Stadler'

Roland Stadler: Pilgerwege in Österreich. Mit den Füßen beten. Verlag Anton Pustet Salzburg 2019. 248 S., ill., € 24,-

Österreich verfügt über ein dichtes Netz von Pilgerwegen . 35 ausgebaute und betreute Routen umfassen rund 20.000 km. Manche führen zu Zielen im Land, andere weit darüber hinaus. Der Pilgerseelsorger Roland Stadler stellt sie hier kurz und prägnant vor. Da der Autor zudem geprüfter Bergwanderführer ist, sind auch sehr anspruchsvolle Strecken dabei. Etappenvorschläge sowie Angaben über Länge, Dauer, Schwierigkeitsgrade, Kontaktadressen und weitere Informationsquellen finden sich übersichtlich am Ende jedes Kapitels des aufschlußreichen Buches. Hilfreich ist die beigelegte große Übersichtskarte, trotzdem rät der Wegbegleiter, auch digitale Karten bzw. GPS-Geräte zu Hilfe zu nehmen.

Der wandernde Theologe teilt die Strecken in fünf große Gruppen ein. Er beginnt mit den hierzulande bekanntesten und traditionsreichsten, "unterwegs zur Gottesmutter Maria". Seit dem 14. Jahrhundert sind Wallfahrten nach Mariazell überliefert. Sternförmig führen die Wege aus allen Teilen der ehemaligen Monarchie zur Magna Mater Austriae. Zur Barockzeit sollen in manchen Jahren 380.000 Pilger gekommen sein. Der älteste Weg, die Via Sacra wird ebenso beschrieben wie der erst 2006 angelegte "Mariazeller Gründerweg", der den Spuren des Mönches Magnus folgt. Darüber hinaus besitzt Österreich eine große Zahl an Marienheiligtümern. Einige werden regional in Kärnten bzw. Salzburg miteinander verbunden.

Den neun Marienwegen folgen ebenso viele Jakobswege. Santiago de Compostela in Spanien war seit dem 9. Jahrhundert ein bevorzugter Wallfahrtsort, der in den 1980er Jahren wieder entdeckt wurde. "Es setzte ein regelrechter Pilgerboom ein, der bis heute anhält. … Seit 1993 zählt der Camino zum UNESCO-Weltkulturerbe." Die österreichische Hauptroute führt von Wolfsthal im Osten entlang von Donau und Inn nach Salzburg und über den Arlberg nach Westen. Internationale und regionale Jakobswege verdichten das Netz.

Nach Santiago und Rom war das oberösterreichische Sankt Wolfgang im Mittelalter das drittgrößte Pilgerziel Mitteleuropas. Andere Strecken "auf den Spuren großer Heiliger" sind jüngeren Datums. Sie beweisen, wie aktuell solche Routen (wieder) sind. Der Leonhardsweg durch Salzburg und Kärnten wurde 1990 revitalisiert. Der St. Rupert-Pilgerweg verbindet seit 2007 heilige Stätten in Bayern und Salzburg. Der Benediktweg von Spital am Pyhrn nach Gornji Grad in Slowenien folgt seit 2009 bedeutenden Benediktinerklöstern wie Admont, Seckau und St. Paul. Der Martinusweg führt 2500 km weit, vom Geburtsort des hl. Martin in Ungarn bis zu seinem Grab in Frankreich. Die österreichische Etappe besteht seit 2016.

Das vierte Kapitel widmet Roland Stadler spirituellen Wanderwegen. Sie zeigen, dass Pilgern nicht mehr auf religiöse Gründe beschränkt ist. Heute gibt es viele Motive, sich auf den spirituellen Weg einzulassen, weiß der Seelsorger: Suche nach Orientierung in unübersichtlichen Lebenssituationen, Entschleunigung und Ruhe finden, Frage nach dem Lebenssinn und vieles andere. "Der Böhmerwaldrundweg als 'Weg der Entschleunigung', der Josefsweg, der Johannesweg oder der Donausteig lassen sich auf diese Weise spirituell erwandern." Der "Weg des Buches" folgt den Spuren der Geheimprotestanten, der Jerusalemweg versteht sich als internationales Friedens- und Kulturprojekt, die Via Nova will das Miteinander über staatliche, religiöse und kulturelle Grenzen hinweg stärken. "Pilgern einmal anders" lädt zum spirituellen Unterwegssein mit besonderen Herausforderungen ein. Der Donau-Alpen-Adria-Radpilgerweg verknüpft mit Tagesstrecken bis zu 155 km Marienheiligtümer zwischen Passau (Deutschland) und Grado (Italien). Der Romediusweg folgt historischen Pfaden über die Alpen, der Pilgerweg "Hoch und Heilig", sowie der höchste Kreuzweg der Alpen am Großvenediger stehen für den Zugang "Viele Wege führen zu Gott einer davon über die Berge".

Die 35 Routen bilden das Kernstück des illustrierten, handlichen Buches, das in keinem Pilgerrucksack fehlen sollte. Eingerahmt werden sie von einleitenden Texten über das "Abenteuer Pilgern" und eine kurze Geschichte des Wallfahrtswesens zum Einstieg, sowie praktische Hinweise am Ende. "Manche brechen auf, um Gott zu suchen und finden sich selbst. Manche brechen auf, um sich selbst zu suchen und finden Gott." , zitiert der Vorsitzende des Arbeitskreises Tourismus- und Freizeitpastoral eine bekannte Pilgerweisheit.

hmw