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Werner Rosenberger: Die Villen vom Wörthersee#

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Werner Rosenberger: Die Villen vom Wörthersee. Wenn Häuser Geschichten erzählen. Amalthea Verlag Wien. 288 S., ill., € 27,-

In der Serie Wenn Häuser Geschichten erzählen liegt nun der sechste Band vor. Nach Ausseerland, Traunsee, Bad Ischl, ''Attersee" (2018) und Pötzleinsdorf|https://austria-forum.org/af/Kunst_und_Kultur/B%C3%BCcher/B%C3%BCcher_%C3%BCber_%C3%96sterreich_2020/Arnbom_-_P%C3%B6tzleinsdorf] (2020) von Marie-Theres Arnbom geht es jetzt um Die Villen vom Wörthersee. Der Autor, "Kurier"-Kulturredakteur Werner Rosenberger, hat mehrfach über Villen publiziert. 2014 erschien ''Im Cottage, 2018 "Hietzing. Von Künstlervillen & Künstlerleben

Der Wörthersee ist von Wien 200 km entfernt. Seine Entdeckung als Sommerfrischengegend begann in den 1860er Jahren mit der Erschließung durch die Südbahn. Bald kamen Adelige und Bürgerliche, Industrielle und Künstler, SchauspielerInnen und Operettenstars, Maler und Komponisten.

Werner Rosenberger hat drei Entdeckungstouren zu 33 Villen zusammengestellt. Ihre nachvollziehbaren Adressen liegen in Klagenfurt und Krumpendorf, in Pörtschach und am Südufer ab Velden. Man kann sie bequem auf Spaziergängen oder mit einem fahrbaren Untersatz besuchen. Ob an Ort und Stelle oder bei der Lektüre - überraschende Entdeckungen sind garantiert. Bei der Reise "mit dem Finger auf der Landkarte" erweisen sich die Übersichtskarten als hilfreich. Profundes Hintergrundwissen macht das reich illustrierte Werk auch zum Lesebuch.

Als Tourismuspionier engagierte sich der Wiener Porzellanfabrikant Ernst Wahliss (1837-1900), ein gebürtiger Sachse. 1863 eröffnete er im Wiener Heinrichshof, gegenüber der Oper, sein Geschäft. 1879 baute er den fünfstöckigen "Porzellanpalast" in der Kärntner Straße. Der Unternehmer beteiligte sich an der Weltausstellung in Chicago 1893, und betrieb in London eines der schönsten Warenhäuser. "Das zuvor unscheinbare Dörfchen" Pörtschach verwandelte er in einen der "fashionabelsten Badeorte Österreichs". Auf der Halbinsel entstand ein Hotelimperium mit 14 Villen - die größte Hotelstadt der österreichisch-ungarischen Monarchie. Sogar Kaiser Franz Joseph beehrte mit seiner Gemahlin die schönste Unterkunft Kärntens in Pörtschach. Das ruinöse Schloss Velden ließ der Industrielle aufbauen und als Luxushotel adaptieren. Es verfügte mit den Dependancen Parkvilla und Strandvilla über 150 Zimmer und steigerte schon im ersten Jahr nach der Eröffnung den Tourismus in Velden um 24 Prozent. Die komfortabel eingerichteten Villen waren allseits bewunderte Prachtbauten - zugleich der Grundstein der heute so geschätzten Wörtherseearchitektur. Nach dem plötzlichen Tod von Ernst Wahliss verfiel das Hotelimperium. Das historistische "Zuckerhäuschen" - die berühmte Villa IX, ein dreistöckiger von Mittelturm und seitlichen Erkern überhöhter Großbau mit umlaufenden Veranden wurde demoliert. Seinen Platz nimmt das 1963 eröffnete Parkhotel Pörtschach ein: "Sixties-Look im Retro-Chic".

Im 21. Jahrhundert sind die Ufer des Wörthersees die Region mit der höchsten Millardärsdichte weit und breit. Einer der reichsten Männer Deutschlands, Friedrich Karl Flick, der Waffenproduzent Gaston Glock, Mitglieder der Autodynastien Porsche und Piech fanden an Kärntens größten See ihren Sehnsuchtsort. Viel war in jüngster Zeit über die Kunstsammlerin Heidi Horten zu hören, die "die Öffentlichkeit eher meidet als sucht". Sie hatte an einer Hotelbar in Velden den 32 Jahre älteren deutschen Wirtschaftskapitän Helmut Horten kennengelernt - und acht Jahre später geheiratet. Ihre spektakuläre Kunstsammlung hatte sie in aller Stille aufgebaut. Als eine der bedeutendsten europäischen Privatsammlungen umfasst sie 700 Gemälde, Grafiken und Skulpturen von Gustav Klimt, Egon Schiele und der namhaftesten zeitgenössischen Künstler. Eine Auswahl ist seit 3. Juni 2022 im eigenen Museum in Wien zu sehen. Die Ausstellungsfläche der Heidi Horten Collection beträgt auf drei Ebenen 1.500 Quadratmeter. An der Eröffnung konnte die Mäzenin nicht mehr teilnehmen. Sie starb am 12. Juni 2022 in Klagenfurt.

Zu den historischen Gästen der Karawanken-Riviera zählten die Komponisten Johannes Brahms, Gustav Mahler, Alban Berg, in jüngerer Zeit Promiente wie Ian Fleming, Hubert Marischka und Udo Jürgens. Der Wörthersee ist seit rund 150 Jahren Bühne. Vor dem auf Riesengaudi programmierten Massentourismus war die Sommerfrische". Die Gaste, die aus den urbanen Zentren der Monarchie aufs Land flüchteten, suchten hier Idylle und Ruhe. Zugleich fanden sie ein reges gesellschaftliches Leben vor, Fünfuhrtee mit Tanz, Badevergnügen, Tennis, Segel- und Rudersport, tägliche Musik-, Kultur- und Freizeitveranstaltungen, Militärkonzerte, Seefeste, Feuerwerke. Kochkünstler von Weltruf und städtisch-elegante Kellner machten Pörtschach für die Wiener Gesellschaft zum "Nizza der Wörthersee-Riviera, schreibt Werner Rosenberger und zitiert den Kärntner Schmäh: Es soll in Österreich Gegenden geben, wo' s net amoi schen is. Aber bei uns ist es sogar schen, wenn 's schiach is.

hmw