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Peter HUSTY, Andreas NIERHAUS (Hg): Johann Bernhard Fischer von Erlach#

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Peter HUSTY, Andreas NIERHAUS (Hg): Johann Bernhard Fischer von Erlach. Mit Textbeiträgen von Richard Bösel, Martin Feiersinger, Anna Mader-Kratky, Irina Morzé, Werner Oechslin und Fotos von Werner Feiersinger. Residenz Verlag Salzburg. 324 S., ill., € 28,-

Johann Bernhard Fischer von Erlach (1656-1723) zählt zu den bedeutendsten Baumeistern des europäischen Barock. Mit Bauten wie der Kollegienkirche in Salzburg, der Hofbibliothek und der Karlskirche in Wien schuf er Ikonen der Architekturgeschichte. Sein räumlicher und zeitlicher Horizont reichte weit über die Grenzen seines engeren Wirkungskreises – vor allem Wien und Salzburg – hinaus. Das zeigte u.a. der im Vorjahr erschienene Prachtband "Johann Bernhard Fischer von Erlach und die Baukunst des europäischen Barock". Die 300. Wiederkehr des Todestages des Stararchitekten bot Anlass für Publikationen und Ausstellungen. Das Salzburg Museum und das Wien Museum widmeten ihm eine Sonderschau, zu der ein neues Buch erschienen ist. Herausgeber sind die Kunsthistoriker Peter Husty, Sammlungsleiter des Salzburg Museums und Andreas Nierhaus, Kurator der Architektursammlung des Wien Museums. Wie in den Museen sind Bilder des vielfach ausgezeichneten Bildhauers und Fotografen Werner Feiersinger ein wesentliches Element.

"Die Baukunst des europäischen Barock ist ohne Johann Bernhard Fischer von Erlach nicht vorstellbar. Als Schöpfer bedeutender Bauten wie auch als Autor der ersten illustrierten Weltgeschichte der Architektur schrieb er sich nachhaltig in diese Epoche ein. Er wirkte stilprägend," schreiben die Herausgeber und Ausstellungsgestalter. Sie betonen, dass Fischer, anders als die meisten großen Hofarchitekten seiner Zeit, parallel für zwei prominente Auftraggeber wirkte: Für den Kaiserhof in Wien und für den Hof des Salzburger Fürsterzbischofs. Johann Bernhard Fischer von Erlach war der Sohn eines Grazer Bildhauers. Als Jugendlicher begann er seine Karriere in Italien. Er war gut vernetzt mit den führenden Künstlern und Gelehrten seiner Zeit, wie Gian Lorenzo Bernini, einem der bedeutendsten italienischen Bildhauer und Architekten, der in Rom für acht Päpste arbeitete. Fischer war in Neapel für den spanischen Vizekönig tätig und kehrte nach dessen Tod nach Österreich zurück. "Was Fischer in Italien gesehen und gelernt hatte, bildete ein künstlerisches und kulturelles Kapital, das er zu nutzen wusste." In Rom inspirierten ihn antike Bauten ebenso wie zeitgenössische. In Salzburg veränderte er zwischen 1694 und 1709 das Stadtbild. In Wien sah er sich - obwohl geadelt und Oberinspektor aller kaiserlichen Hof- und Lustgebäude - der Konkurrenz von Johann Lucas von Hildebrandt (1668-1745) gegenüber. Zu Fischers Hauptwerken in der Residenzstadt zählen das Winterpalais des Prinzen Eugen, das Schloss Schönbrunn, die Karlskirche und die Hofbibliothek.

Johann Bernhard Fischer von Erlach war nicht nur Architekt, sondern auch Medailleur, Zeichner und Bildhauer. Nach seiner Rückkehr aus Italien beschäftigte er sich mit der Theorie geometrischer Konfigurationen und Kompositionsprinzipien. Der Wiener Kunsthistoriker Richard Bösel schreibt über das Gartenpalais Althan in Wien-Rossau (errichtet um 1690, demoliert 1869, an Stelle des Franz Josephs-Bahnhofs): "Die vier rechteckigen Flügelbauten werden um den querovalen Mittelsaal nicht radial, sondern im Sinne eines in die Breite gedehnten Andreaskreuzes angeordnet … den Winkeln dazwischen ist in der Querachse jeweils eine weitere achteckige Raumzelle eingesetzt. … Die prominente Lage des Gartenpalais nahe dem Ufer des von Schiffen stark befahrenen Donaukanals mag für die Suche nach einer für ihre Einzigartigkeit besonders repräsentativen Lösung ausschlaggebend gewesen sein." Dass die Komposition nicht allein Fischers Erfindung war, sondern auf römischen Vorbildern beruhte, tat der Wirkung keinen Abbruch. "Mit seinen zahlreichen Lustgartengebäuden feierte Fischer bei den adeligen Bauherren des Wiener Hofes die größten beruflichen Triumphe. Er verdankte dies seiner Fähigkeit, der aus den ville suburbane Roms in die Wiener Vorstädte übertragenen Bauaufgabe eine neuartige, ganz persönliche szenografische Qualität abzugewinnen."

Das folgende Kapitel stellt Hauptwerke in großformatigen Fotos von Werner Feiersinger und Texten verschiedener KunsthistorikerInnnen vor: Mausoleum Kaiser Ferdinands in Graz, Pestsäule in Wien, Stallungen in Eisgrub/Lednice, Ahnensaal in Frain/Vranov, Parnass-Brunnen in Brünn/Brno, Hochaltar der Wallfahrtskirche in Mariazell, Palais Orsini-Rosenberg in Wien, Hofmarstall in Salzburg, Palais Dietrichstein-Lobkowitz in Wien, Dreifaltigkeitskirche, Schneckenstiege im Dom und Hoyos-Stöckl in Salzburg, Wallfahrtskirche in Maria Kirchenthal, Katharinenkirche in Graz, Kollegienkirche in Salzburg, Schloss Schönbrunn und Winterpalais des Prinzen Eugen in Wien, Schlosskapelle in Frain/Vranov, Ursulinenkirche und St. Johannes-Spital in Salzburg, Palais Batthyány-Schönborn in Wien, Schloss Kleßheim und Franziskanerkirche in Salzburg, Böhmische Hofkanzlei und Palais Trautson in Wien, Palais Clam-Gallas und Grabmal in Prag, Trakt des Stiftes in Herzogenburg, Karlskirche in Wien, Kurfürstenkapelle in Breslau, Hofstallungen, Gartenpalais Schwarzenberg und Hofbibliothek in Wien, Vasen im Park von Schloss Mirabell in Salzburg. Das letzte Kapitel ist "Fischers Bildwelt" gewidmet. Seine Sammlung von Zeichnungen und Stichen ließen den Künstler zum Autor der ersten illustrierten Weltgeschichte der Architektur werden. 1721 erschien das fünfbändige Werk Entwurff einer Historischen Architektur mit großformatigen Bildern und gelehrten Texten. Das erste Buch enthält die Rekonstruktion des Salomonischen Tempels und der antiken Weltwunder, die bis heute die Vorstellung von diesen prägt. Das zweite Buch zeigt "einige alte unbekante Römische Gebäude". Das dritte Buch stellt Bauwerke aus Arabien, der Türkei, Persien, China und Japan vor. Das vierte Buch enthält einige Gebäude von des Autoris Erfindung und Zeichnung. Zuletzt geht es um von ihm entworfene und antike Steinvasen in Schlossparks. Man wird selten Gelegenheit haben, die kunstvollen Zeichnungen und Stiche in dieser Fülle und im Detail betrachten. Andreas Nierhaus hat sie für dieses großartige Buch thematisch etwas anders angeordnet. So lernt man auch Residenzen, Brunnen, Festdekorationen und Lustgebäude kennen. Viele seiner Schöpfungen sind auch nach 300 Jahren beeindruckend. Es ist den Ausstellungsgestaltern und Buchherausgebern zu danken, sie für heute zu erschließen.

hmw