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Erich Wonka: Von der Römersiedlung zum Ballungsraum Wien#

Bild 'Wonka'

Erich WONKA: Von der Römersiedlung zum Ballungsraum Wien. Verlag Berger Horn - Wien. 126 S. ill., € 25,-

Das vorliegende Werk ergänzt die Serie der Atlanten des Geographen Erich Wonka. Bisher erschienen drei Bände über den Donauraum (I. von Klosterneuburg und Korneuburg bis Wien, II. Klosterneuburg, Korneuburg, Langenzersdorf , III. Klosterneuburg bis Tulln) sowie Klosterneuburg und seine Nachbargemeinden . Wieder ist der Atlas mit zahlreichen Karten und Abbildungen reich illustriert. Die Pläne zur Siedlungsgeschichte Wiens hat der Autor als Kartograph automationsunterstützt auf Basis topographischen Karten erstellt. Sie helfen bei der Orientierung und erschließen die Zusammenhänge, die er in kompakten Texten beschreibt. Die übersichtliche Gliederung in Kapitel erfolgt zumeist chronologisch in Jahrhundert-Etappen.

Die Reise durch die Geschichte beginnt zur Zeit der Römer, die 70 n. Chr. ein Legionslager in Wien und ein Jahrzehnt später ein Kastell in Klosterneuburg errichteten. Für die Familien der Soldaten und Gewerbetreibende entstanden Lagervorstädte und im heutigen 3. Bezirk eine Zivilstadt. Reste der römischen Bauten waren vermutlich auch im frühen Mittelalter (500 - 1050) bewohnt. "Wien spielte bereits damals eine wirtschaftliche Rolle. … Am Ende des Frühmittelalters war Wien eine recht ansehnliche Streusiedlung und hatte bereits ein paar tausend Einwohner." Im Hochmittelalter (1050-1250) bestanden Handelsbeziehungen, beispielsweise mit Venedig. Die Wiener Bürger profitierten vom Stapelrecht. Es verpflichtete durchreisende Händler, ihre Waren in der Stadt anzubieten. Im Spätmittelalter (1250-1500) erleichterten Brücken den Donauübergang. Um 1420 hatte Wien mit den Vorstädten etwa 20.000 Einwohner, um 1500 waren es rund 25.000.

Die beiden osmanischen Belagerungen, 1529 und 1683, waren große Zäsuren für die Stadt und ihre Bewohner. Nach Überwindung dieser Türkengefahr wurde vor allem in den Vorstädten viel gebaut. Adelige wie Liechtenstein, Schwarzenberg oder Prinz Eugen errichteten prächtige Gartenpalais. Die nächste Epoche, nach der Zeit Maria Theresias und Josephs II. (1700-1800), erstreckte sich von den Napoleonischen Kriegen bis zum Bau der Ringstraße (1800-1870). Bis zum Ersten Weltkrieg wurde Wien zur Großstadt (1870-1914). Projekte wie die Anlage der Gürtelstraße anstelle des barocken Linienwalls, der Bau der Stadtbahn und Bahnlinien sowie die Donauregulierung veränderten das Stadtbild einschneidend. Industrialisierung und Wohnungsnot machten Probleme. Nach dem Ersten Weltkrieg übernahm das "Rote Wien" die Bautätigkeit. 1923 bis 1934 errichtete die Stadtverwaltung 65.000 Gemeindewohnungen. Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte 1950 bis 2010 ein wirtschaftlicher Aufschwung ein. Es entstanden Satellitenstädte, wie die Großfeldsiedlung, und die Donauinsel als Hochwasserschutz und Naherholungsgebiet. Eindrücklich zeigen die vom Autor kreierten Pläne die Siedlungsverdichtung.

Nach Kapiteln über den Linienwall, die Revolution 1848, Donauhochwasser, Eisenbahn und die Vorstädte widmet sich Erich Wonka den äußeren Wiener Bezirken, den ab 1890 eingemeindeten Vororten jenseits des Linienwalls. Den optischen "roten Faden" bildet die Perspektivkarte von Franz Xaver Schweickhardt (um 1830). Rothneusiedl (Wien 10) war damals "ein abgeschiedenes Bauerndorf." Doch bald veränderte die Ziegelindustrie dessen Charakter. Das gilt auch für Oberlaa, das ursprünglich mit Unterlaa eine Einheit bildete. Die urkundliche Nennung von Simmering reicht in das Jahr 1028 zurück. Das ursprüngliche Dorf bildet seit der Eingemeindung mit Kaiserebersdorf und Albern den 11. Wiener Gemeindebezirk. Der 12., Meidling, bestand aus Meidling, Hetzendorf und Gaudenzdorf. Seit dem 18. Jahrhundert siedelten sich hier Industriebetriebe an. Ganz anders in Hietzing, wo die Nähe des Kaiserhofes in Schönbrunn seit dem 18. Jahrhundert die Entwicklung bestimmte. Zum 13. Bezirk zählen außer Hietzing noch Lainz, Speising, Unter-St. Veit, Ober-St. Veit und Hacking. Der Vorort Penzing wurde nach 800 als Weinbauernsiedlung zum Schutz der Furt über den Wienfluss gegründet. Er bildet mit Penzing, Breitensee, Baumgarten, Hütteldorf und Hadersdorf-Weidlingau den westlichsten, 14. Bezirk. Das Gebiet des 15., Rudolfsheim-Fünfhaus, war 1683 völlig zerstört. Nach dem Wiederaufbau entstanden fünf Dörfer, zu denen später weitere Orte kamen. Ottakring (Wien 16) besaß zwei Siedlungskerne, einen Weiler rund um die Lambertkirche und ein Grabendorf am Ottakringer Bach. In Neulerchenfeld (Unter-Ottakring) gewann im 18. Jahrhundert das Schankgewerbe an Bedeutung. Hernals bildet (mit Dornbach und Neuwaldegg) den 17. Bezirk. Bekannt ist die Hernalser Kalvarienbergkirche, in der Reformation ein Zentrum des evangelischen Glaubens, während sich Dornbach und Neuwaldegg als Weinbau- und Sommerfrischenorte profilierten. Währing, der 18. Bezirk, umfasst außer dem namengebenden Vorort noch Weinhaus, Gersthof und Pötzleinsdorf. Weit über die Grenzen Wiens hinaus bekannt ist, wegen seiner Heurigen, der 19. Bezirk Döbling, zu dem neben den ehemaligen Vororten Ober- und Unterdöbling auch Sievering, Neustift am Walde, Salmannsdorf, Heiligenstadt, Nussdorf, Grinzing, Kahlenbergerdorf und Josefsdorf zählen.

Der 21. Bezirk Floridsdorf (mit Leopoldau, Jedlesee, Großjedlersdorf, Strebersdorf und Stammersdorf) liegt jenseits der Donau. Der Ausbau der Brücken, Straßen und Eisenbahnen verwandelte das zuvor landwirtschaftlich geprägte Gebiet in einen Industrieort. Eine ähnliche Entwicklung nahm der benachbarte Flächenbezirk Donaustadt (einst Kagran, Hirschstetten, Stadlau, Aspern, Süßenbrunn, Breitenlee und Essling). Der Vorort Liesing war seit dem 11. Jahrhundert ein Straßendorf am Liesingbach. Der spätere 23. Bezirk bestand aus Liesing, Mauer, Atzgersdorf, Erlaa, Rodaun, Kalksburg, Siebenhirten und Inzersdorf. Schließlich behandelt der Autor die Satellitenstädte in der Außenzone Wiens. Es ist ihm wieder hervorragend gelungen, den tiefgreifenden Wandel einer Region über die Jahrhunderte hinweg zu veranschaulichen. Das Resümee klingt nicht optimistisch: "Die Nachfrage nach Bauland ist trotz teils hoher Grundstückspreise ungebrochen. Um zumindest eine völlige Zersiedelung zu verhindern, wurde seitens des Landes Niederösterreich das Projekt 'Grüner Ring um Wien' gestartet. … Leider fehlen in diesem Fall die gesetzlichen Grundlagen, solche Projekte auch umzusetzen."

hmw