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Notiz 081: Codewechsel#

(Ein Umschreiben von Zeichen)#

Von Martin Krusche#

In der Fürstenfelderstraße ist auf dem Terrain des vormaligen Hotels „Brauner Hirsch“ ein neuer Gebäudekomplex gebaut worden. Ich war von einem meiner Rundgänge zurückgekommen, hatte mir eben die neue Bachverbauung angesehen, ging durch die dort noch etwas winzige Doktor Hermann Hornung-Gasse Richtung Zentrum. (Was für eine Marotte, so einen ellenlangen Straßenamen zu etablieren und dabei auch noch den Doktortitel dranzuheften!)

Der Fürstenfelderstraßen-Neubau mit dem regulierten Bachbett. (Foto: Martin Krusche)
Der Fürstenfelderstraßen-Neubau mit dem regulierten Bachbett. (Foto: Martin Krusche)

Auf diesem Weg traf ich Historiker Robert Hausmann, den ich einige Jahre nicht gesehen hatte. Das war Anlaß für eine kleiner Plauderei, bei der ich bekannte, daß ich wieder einmal mit Schwarzarbeit in seinem Metier befaßt bin. Eben diese Wegmarken mit ihren sozial- und kulturgeschichtlichen Zusammenhängen.

Historiker Robert Hausmann ist mit der Sozialgeschichte der Region gründlich vertraut. (Foto: Martin Krusche)
Historiker Robert Hausmann ist mit der Sozialgeschichte der Region gründlich vertraut. (Foto: Martin Krusche)

Dabei sprachen wir auch über die neue Brücke bei der westlichen Stadteinfahrt. So erfuhr ich, daß jenes dunkle Kreuz, von dem ich inzwischen drei Positionen kenne, ursprünglich mitten auf der Brücke gestanden hatte. Dergleichen habe ich bei uns erst einmal gesehen, nämlich an einer Miniatur in einer privaten Sammlung: im Österreichischen Brückenbaumuseum, das sich in der Gemeinde Edelsbach befindet. Hausmann erzählte mir von einer Zeichnung, auf der man die alte Gleisdorfer Brücke mit Kreuz sehen könne. Von dieser Verknüpfung wußte ich nichts, hatte aber das auffallend dunkle Kruzifix am Straßenrand vor der alten Brücke einst fotografiert. Später, als die Bauarbeiten an der neuen Brücke liefen, sah ich das Teil verpackt und jenseits der Böschung abgelegt.

Die Miniatur im Brückenbaumuseum. (Foto: Martin Krusche, QUELLE )
Die Miniatur im Brückenbaumuseum. (Foto: Martin Krusche, QUELLE)

Als ich jüngst nachsah, was aus dem Kreuz geworden sei, habe ich es im Garten des Hauses vermutet, weil ich es für Privatbesitz hielt. Falsch! Nun ist es an der neuen Betonwand fixiert; und zwar unterhalb des Straßenniveaus, mit Blickrichtung in den Norden.

Die vorangegangene Position des Kreuzes über der Böschung. (Foto: Martin Krusche)
Die vorangegangene Position des Kreuzes über der Böschung. (Foto: Martin Krusche)

Eine kurioses Lösung, da es an dieser Stelle, wo ja keine Passanten vorbeikommen, kaum gesehen werden kann. Dieser ganze Prozeß hat das Zeug zur Metapher. Wie etwa der Hl. Nepomuk als Patron einer Brücke im Süden Gleisdorfs frisch bearbeitet glänzt, so hätte auch diese alte Geste des Schutzes über Wasser erhalten bleiben können.

Doch die Brücke wurde in diesem Sinn umkodifiziert, das alte Zeichen über Jahre gewissermaßen schrittweise überschrieben. Dafür ist der Meilenstein auch an einer nächsten Position seiner Wanderschaft angelangt und wurde in den Brückenbau integriert, nachdem ich ihn zuvor an wenigstens zwei anderen Standorten gesehen hab.

Bliebe darüber nachzudenken, welche Inhalte über welche Zeichensystem in unserem Lebensraum bestimmend sind. Anders ausgedrückt: Wer darf den öffentlichen Raum mit welchen Inhalten beschriften?



Die neue Brücke und die Mauer haben dieses Straßensegment grundlegend verändert. (Foto: Martin Krusche)
Die neue Brücke und die Mauer haben dieses Straßensegment grundlegend verändert. (Foto: Martin Krusche)
Zwischenlager am Ufer der Raab, von der Straße her nicht zugänglich. (Foto: Martin Krusche)
Zwischenlager am Ufer der Raab, von der Straße her nicht zugänglich. (Foto: Martin Krusche)

Nun ist das Artefakt an der entlegenen Seite der Wand gelandet. Sieht aus, als wurde der Kreuzstamm dazu gekürzt. (Foto: Martin Krusche)
Nun ist das Artefakt an der entlegenen Seite der Wand gelandet. Sieht aus, als wurde der Kreuzstamm dazu gekürzt. (Foto: Martin Krusche)
Auch der Meilenstein aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhhunderts hat einen neuen Standort erhalten. (Foto: Martin Krusche)
Auch der Meilenstein aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhhunderts hat einen neuen Standort erhalten. (Foto: Martin Krusche)