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Techniker Erich Rybar und Künstlerin Monika Lafer
Techniker Erich Rybar und Künstlerin Monika Lafer

Die Natur Mensch#

(Vorgespräch)#

Von Martin Krusche#

Die Feistritzwerke sind seit dem Jahr 1905 mit der Stromversorgung der Region befaßt und haben inzwischen auch eine Reihe anderer Aufgaben übernommen. (Stichwort Glasfaser.) Im Jahr 2022 wurde das Gebäude der Firmenzentrale in der Gleisdorfer Gartengasse durch einen Umbau den aktuellen Anforderungen angepaßt. Im Kielwasser dieser Ereignisse entfalteten sich Gespräche, wobei etwa Geschäftsführer Erich Rybar sein Interesse zeigte, einen Dialog zwischen Technik und Kunst mitzutragen.

Was heute den Eindruck getrennter Genres macht, hat selbstverständlich markante Schnittstellen. In der Antike stand das Wort „techne“ gleichermaßen für Handwerk, Kunst und Wissenschaft. Während der rund zweieinhalb Jahrtausende Geschichte hat sich das naturgemäß ausdifferenziert, verzweigt. Dennoch wirken nach wie vor gemeinsame Quellen. Außerdem verlangen Problemlösungen nach Kompetenzen, von denen manche in der Kunst und in der Technik gleichermaßen wichtig erscheinen.

Ich bearbeite solche Zusammenhänge zum Beispiel schon eine Weile gemeinsam mit Monika Lafer, die ihrerseits zwei verschiedene Metiers repräsentiert. Als Malerin ist sie eine Primärkraft des Kunstgeschehens. Als Kunsthistorikerin, die eben ihre Dissertation vorgelegt hat, bewegt sie sich auf der Metaebene. Unsere Kooperation im „Zeit.Raum“, Gleisdorfs derzeit einziges autonomes Kunstprojekt, zeigt Spuren dieser Zusammenhänge.

Von links: Fotograf Richard Mayr, Kulturreferent Karl Bauer und Bürgermeister Christoph Stark
Von links: Fotograf Richard Mayr, Kulturreferent Karl Bauer und Bürgermeister Christoph Stark

Mythos#

Eine kulturgeschichtliche Betrachtung betont in Europas Mythologie einerseits Prometheus, den Titanen, der uns als Begründer der Technik gilt. Dem gegenüber auf menschlicher Ebene der listenreiche Odysseus als prominenter Vertreter von „mechania“. Dieses Wort könnte man heute mit „Problemlösungskompetenz“ übersetzen; als Gegenteil der „amechania“, der Hilflosigkeit.

Man muß kein Professor sein, um die tiefere Bedeutung dieser Begriff zuordnen zu können. Technik und Mechanik wurzeln also in menschlichen Eigenschaften, die übrigens in unserer Mythologie noch einen sehr speziellen Exponenten haben. Daedalus, der Vater des Ikarus, war in Personalunion ein hervorragender Techniker, Handwerker und Künstler. Er, wie Odysseus ein Menschensohn, hat ebenfalls ein göttliches Gegenüber: Hephaistos, der hinkende Schmied.

Technische Revolutionen#

Es lohnt sich, unsere Mythen gelegentlich auf solche Inhalte hin zu überprüfen, ein Reich voller Anregungen. Aber zurück zur Gegenwart! Die „Dampfmaschinenmoderne“ hat geendet. Wir befinden uns mitten in der Vierten Industriellen Revolution. Die ist längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen, wie sich an einigen Beispielen wird zeigen lassen.

Allerdings kommen Innovationen längst mit einem Tempo daher, das in der Menschheitsgeschichte völlig neu ist. Es fehlen uns mehr und mehr nützliche Adaptionsphasen, um damit vertraut zu werden. Also denken viele von uns noch in Kategorien des vorigen Jahrhunderts oder gar des 19. Jahrhunderts. Das ist eine legitime Reaktion auf radikale Veränderungsschübe, um nicht völlig ratlos blockiert zu sein.

Vorne Monika Lafer und Richard Mayr, dahinter Barbara Fuchs (Feistritzwerke) und Ulrich Gutmann (Pressestelle der Stadt Gleisdorf)
Vorne Monika Lafer und Richard Mayr, dahinter Barbara Fuchs (Feistritzwerke) und Ulrich Gutmann (Pressestelle der Stadt Gleisdorf)

Wo es aber um die Zukunftsfähigkeit des Gemeinwesens geht, sollten wir in die Lage kommen, die komplexe Gegenwart zu verstehen, um die nächsten Jahre gut gestalten zu können. Ich habe mit Kunst Ost schon mehrfach die Erfahrung gemacht, daß Dialoge zwischen Kunst, Wirtschaft und Wissenschaft uns voranbringen, weil dabei sehr unterschiedliche Zugänge, Kompetenzen und Ansichten zur Wirkung kommen.

Das zeichnet sich nun auch hier ab. Ein frischer Ansatz für kollektive Wissens- und Kulturarbeit, die auf ganz verschiedenen Fundamenten ruht. Lafer prägte dafür Thema und Titel („Die Natur Mensch“), um einen speziellen Aspekt herauszuarbeiten.

Ich beziehe mich derzeit auf Überlegungen, die Peter Weibel vor Jahren im Kontext „Evolution 2.0“ zusammengefaßt hat. Wir haben unsere Organe zu Werkzeugen gemacht, Körper und Denken über eine komplexe Prothetik ausgebaut, unser Möglichkeiten über technische Lösungen enorm erweitert. Wer das als eine Trennung von Menschen und Natur deutet, blockiert nötige Debatten.

Hinzu kommt, daß es uns bestimmt leichter fällt, Verantwortung für etwa zu übernehmen, als dessen Teil wir uns empfinden. Auch das spricht dafür, unsere Technik als eine Besonderheit zu betrachten, die sich in „Die Natur Mensch“ ausdrückt. Das führt nun unter anderem zu einer Reihe von Kulturveranstaltungen... (Details folgen!)