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Kontraste#

(Eine dialogischer Prozeß)#

Von Martin Krusche#

Techniker Erich Rybar, Geschäftsführer der Feistritzwerke, hatte ein Arbeitsgespräch mit Gleisdorfs Bürgermeister Christoph Stark. Eine passende Gelegenheit, um im Rathaus für ein Pressefoto zusammenzukommen. Da ich mit Fotograf Richard Mayr permanent zu tun hab, kam er meiner Bitte nach, für unsere Projektdokumentation draufzuhalten. Weshalb ist das alles von Belang?

Von links: Kulturreferent Karl Bauer, Bürgermeister Christoph Stark, Autor Martin Krusche, Künstlerin Monika Lafer und Techniker Erich Rybar.
Von links: Kulturreferent Karl Bauer, Bürgermeister Christoph Stark, Autor Martin Krusche, Künstlerin Monika Lafer und Techniker Erich Rybar.

Wir haben hier einen Ansatz, der vor allem einmal davon handelt, eine Gesprächsebene zwischen Menschen mit ganz verschiedenen Aufgaben und Positionen zu einzurichten. Wenn es um Fragen der Zunkunftsfähigkeit eines Gemeinwesens geht, sollten unterschiedliche Instanzen einer Gesellschaft in Wechselwirkungen kommen, um zu klären, womit wir es zu tun haben und was zu tun sei.

Die Kunst ist freilich kein „soziokulturelles Reparaturset“, mit dem man an möglichen gesellschaftlichen Defiziten arbeitet. (Eine „Kunst um zu...“ ist meist keine.) Weshalb soll Kunst dann in solchen Prozessen eine Rolle spielen? Weil sie sich zum Alltagsleben verhält wie die Grundlagenforschung zu den angewandten Formen.

Kunst ist den Wahrnehmungserfahrungen gewidmet und der Möglichkeit zu Erkenntnis verpflichtet. Als Künstler hab ich aber auch ein Alltagsleben und bin ferner eine politisch anwesende Person. Ahnen Sie nun, warum es interessant ist, einen Personenkreis - wie jenen auf dem Foto - miteinander in einen dialogischen Prozeß zu bringen? Es geht um Antwortvielfalt.

Etwas konkreter#

Die Feistritzwerke sind ein maßgebliches Energieunternehmen der Region. Der Name verweist auf einen der Flüsse innerhalb eines komplexen Geflechtes, dessen „Rückgrat“ die Raab ist. Das hat eine erhebliche sozialgeschichtliche Relevanz. Energieversorgung und Industrie sind zwei zentrale Stichworte in einem Narrativ, welches deutlich macht, wie sich das einstmals „Armenhaus Oststeiermark“ in recht kurzer Zeit so grundlegend wandelnd konnte.

Mitte des 18. Jahrhunderts lieferten quer durch Europa rund eine halbe Million Wasserräder und lieferten die Antriebskraft für Mühlen, Sägewerke, Hämmer etc. In den 1830er Jahren wurde die Wasserturbine erfunden. Michael Faraday verdanken wir die Kenntnis, daß sich in einer Drahtspule elektrischer Strom erzeugen läßt, wenn man sie zwischen den Polen starker Magneten rotieren läßt.

Zu jener Zeit gab es schon leistungsfähige Dampfmaschinen, die – im Gegensatz zu Wasserrädern und Turbinen – ortsunabhängig eingesetzt werden konnten. Die Feistritzwerke wurden von der Gemeinde Gleisdorf 1905 gegründet. Davor hatte „Der elektrische Franzl“, Franz Pichler (1866-1919), Grundlagen geschaffen, technische Innovationen erdacht, erprobt, praxistauglich gemacht. Mit der Elektrifizierung der Region änderte sich der Lauf de Dinge fundamental.

Dampfmaschine, Wasserturbine, Generatoren und Elektromotoren, allerhand technische Mittel, die beitrugen, daß sich die Region aus ärmlichen agrarischen Bedingungen heraus entwickeln konnte, wobei aber erst nach dem Zweiten Weltkrieg jener Wohlstand möglich wurde, den wir aktuell auf breiter Ebene genießen dürfen. Was schließen wir aus all dem angesichts der Weltsituation und angesichts der Vierten Industriellen Revolution, mit der wir in einer neuen Ära angekommen sind?