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Vertiefen#

(Ebene III, dritte Session, Dokumentation I)#

Von Martin Krusche#

Die dritte Session hatte einen speziellen Auftakt. Wir bekamen Archivalien der Feistritzwerke auf den Tisch; ein Konvolut aus dem Jahr 1905, das andere aus den 1970ern. Die ältere Sammlung besteht vor allem aus Fotografien vom Bau des Kraftwerkes in der Stubenbergklamm. Energiequelle ist dort bis heute der Fluß Feistritz, für die Firma namensgebend.

Das berührt ein Thema, mit dem wir auch an jenem 16. Februar 23 befaßt waren, welches mich schon eine Weile umtreibt. Wie ereignet sich sowas, daß ein junger Mensch in der Provinz von einer neuen Technologie erfährt, die auf einem anderen Kontinent gerade erst Furore gemacht hat? Wie erhält er davon Kenntnis und kann folglich seine Leute überzeugen, daß er nun einen eigenwilligen Weg einschlagen muß?

Das hat im Fall von Franz Pichler nicht bloß zur Elektrifizierung unserer Region geführt. Er hat auch zur Entwicklung dieser Technologie im alten Österreich einiges beigetragen. Ich finde das deshalb so interessant, weil es unter anderem davon handelt, daß solche Wißbegier nicht an Ignoranz in der eigenen Umgebung scheitert, überdies nicht im Ehrgeiz von Verwaltung und etablierten Kräften absäuft. (Österreich hat reichlich Tradition mit einer Bürokratie, von der Entwicklungen erstickt werden.)

Dazu kommt die faszinierende Wirkung von Artefakten aus einer anderen Zeit. Der Foliant mit den Fotografien vom Kraftwerksbau ist ein beeindruckendes Objekt, das in jedem Detail von gediegener Handarbeit erzählt. Was die Bilder zeigen, von denen ich annehme, daß sie Abzüge gläserner Negative sind, wirkt heute naturgemäß wie ein Bericht von einem anderen Planeten.

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Zur Erinnerung: Franz Pichler, der „elektrische Franzl“, hatte sich einiges Know how an der technischen Universität Graz geholt; bloß wenige Jahre nachdem Nikola Tesla dort Student gewesen ist. Tesla ging schließlich nach Amerika, um dort – im Konkurrenzkampf mit Thomas Alva Edison – seine Ideen zu entfalten, zu etablieren. Aus Pichlers Wirken entstand unter anderem die Elin, heute ein Konzern von Weltrang. Sein Werdegang ist ferner von Entwicklungssprüngen bei den Werkzeugmaschinen, Drehbänken etc. begleitet, was die Zweite Industrielle Revolution möglich machte.

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Die war wiederum treibende Kraft, um unter anderem den Großen Krieg als den ersten umfassend mechanisierten Krieg der Menschheitsgeschichte möglich zu machen. Ein Ereignis, das zwischen 1914 und 1918 unfaßbaren Schrecken in die Welt brachte. Diese Kräftespiele – Innovationen, Waffentechnik, Kriege - gehen ja bis heute Hand in Hand. Ein bescheidener Hinweis darauf, welches Maß an Verantwortung wie tragen, wo wir Technologiesprünge absolvieren.

Der Erste Weltkrieg war überdies ein brüllender Beleg für das weitreichende Versagen der politischen Eliten Österreichs. Auch das ein Denkanstoß, den man nicht übersehen sollte. Bis heute wird uns ja diese „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ schöngeredet und ein untauglicher Monarch wie Franz Josef I. darf in unzähligen Darstellungen als liebenswürdige Vaterfigur erscheinen.

Aber bei dieser dritten Session ging es dann freilich um andere Themen. Mit jener Zusammenkunft ist die erste Phase unseres Vorhabens „Die Natur Mensch. Eine Annäherung.“ abgeschlossen. Das bedeutet, es geht nun um Schritte des Vertiefens.

Ich hab im Zusammenhang kulturpolitischer Überlegungen drei Genres benannt, die ich komplementär zueinander angeordnet sehe: Die Grundlagenarbeit, die Archive der Kultur und der Regelbetrieb. Das muß noch präzisiert werden.

Wir arbeiten übrigens gerade mit einer neuen Technologie der internetgestützten Publikationen: Networked Interactive Documents (NID). Da hab ich eben Band #1 meiner Notizen zum „Tesserakt“ raufgeladen. Auf Seite 2 nenne ich unter „Mein Modus“ mein bevorzugtes Motto, das lautet: „Inhalte! Inhalte! Inhalte!