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Episode X: Stahl#

(Ehre dem Handwerk)#

Von Martin Krusche#

Aus etwa drei Jahrzehnten der Begegnungen und Gespräche mit Handwerkern verschiedener Metiers ziehe ich zum Thema „Ehre des Handwerks“ den Schluß, Ethos sagt nicht „Du sollst“, sondern „Ich werde“. Nun fand ich in einem jungen Betrieb einen Hinweis auf einen tieferen sozialgeschichtlichen Hintergrund dieses Themas.

Bei Csamay im oststeirischen Ludersdorf ist man als Manufaktur auf Türen im Alu-Glas Verbund spezialisiert. Ich mag diesen Begriff Manufaktur, der auf jene handwerklichen Grundlagen verweist, aus denen spätestens mit der Zweiten Industriellen Revolution und einem enormen Automatisierungsschub Fabriken entstanden, die enorme Stückzahlen produzieren können und die Welt in ihren Grundfesten veränderten. (Die erste bedeutende Leistungsschau dieser industriellen Revolution war der Große Krieg zwischen 1914 und 1918.)

Diese Ludersdorfer Manufaktur ist natürlich keine kleine Werkstatt, zumal die Produkte mitunter erhebliche Dimensionen haben. Die Halle vereint unter einem Dach Lager, Werkstatt, Büros und Schauräume. An einer Wand im Obergeschoß fand ich diese markante Treibarbeit mit dem Text „Ehre dem Handwerk“.

Über Generationen#

Das kommt aus einem Vorläufer-Betrieb der nämlichen Familie. Die Bau- und Galanteriespenglerei Csamay war 1917 in Gleisdorf eröffnet worden. Dazu kam in der Folgegeneration eine Büchsenmacherei. Neuerungen in den Produktionsweisen, Verlagerungen in den Sortiments von Produkten, Veränderungsschübe in der Wirtschaft insgesamt, das hatte durch die Jahrzehnte ein lebhaftes Wechselspiel zur Folge.

Die Familie Lukas/Csamay bewältigte all diese Kräftespiele. Was einst ein kompakter Handwerksbetrieb war, entwickelte sich über kontrastreiche Stationen zu einem stattlichen Unternehmen, das in Händen der Geschwister Barbara und Jörg stabil dasteht.

Wir befinden uns längst mitten in der Vierten Industriellen Revolution. Zwischen 1917 und 2022 hat sich die Welt mit all ihren Bedingungen radikal verändert. Wenn ich heute von der „Ehre des Handwerks“ spreche, dann meint das bestimmte Qualitäten und Fertigkeiten, ein Spektrum an Kompetenzen, wie es schließlich mit Ethos verknüpft ist.

Das meint eine Werthaltung und eine Art der Pakttreue. Was ausgemacht wurde, gilt und wird bedient. Hier handelt Erfolg nicht von Gewinnmaximierung, sondern von einer Art der Stabilität, in der alle Beteiligten gut Erfahrungen machen wollen. Erfolg muß sich natürlich auch betriebswirtschaftlich einlösen, aber Cash ist bei all dem nur eine von mehreren Währungen, die das Geschäft tragfähig machen.

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Zurück zum alten Leitspruch. Freilich besteht ein feiner Unterschied in den beiden Mitteilungen. Die ältere - „Ehre dem Handwerk“ – fordert Menschen auf, dem Handwerk als einem bestimmten Ideal Ehre zu erweisen, also sich in ethischem Verhalten zu üben. Gerade aktuell ein brisantes Thema in allen Lebensbereichen. Man könnte es auch umdrehen. Es ist eine Empfehlung, man möge unethisches Verhalten meiden und das Fundament für gute Arbeit sichern, bei der sich auch Werkstolz einstellen kann, weil das Gelingen von Vorhaben uns günstig prägt.

Postskriptum#

Siehe zu diesem Thema „Ehre dem Handwerk“ auch: „Kein Handwerk ohne Kunst – Keine Kunst ohne Handwerk“! (Link)