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Landeskulturreferent Christopher Drexler im Gespräch mit dem Weizer Bürgermeidter Erwin Eggenreich (Foto: Nikola Milatovic)
Landeskulturreferent Christopher Drexler im Gespräch mit dem Weizer Bürgermeidter Erwin Eggenreich (Foto: Nikola Milatovic)

Zur Vorbereitung#

(Notizen zur Konferenzreihe Kulturstrategie 2030)#

Von Martin Krusche#

Mein „kunst ost-memo: 08.05.2022“ bezog sich auf den Tisch 3 („Bereichs- und ressortübergreifendes Arbeiten“) der Regionalkonferenz zur Kulturstrategie 2030 – Oststeiermark am Dienstag, dem 10.5.2022, im Kunsthaus Weiz. Ich habe es als Arbeitsunterlager zur Vorbereitung verfaßt, weil mir das Format Videokonferenz als Kommunikationsmittel nicht zusagt und weil ich es vorziehe, solide Skripte zu nutzen, die uns Evidenz bieten: Was wurde besprochen? Was wurde vereinbart?

Zitat aus der Ankündigung: „Sie diskutieren am Thementisch 3: Bereichs- und ressortübergreifendes Arbeiten unter der Leitung von Iris Absenger-Helmli und Karl Bauer. Die Diskussion wird von Beatrix Übelacker (LAG Thermenland-Wechselland) begleitet.“

Mich interessiert#

…ob hier ressortübergreifend Schnittpunkte zu anderen Aufgabenbereichen gefunden werden, wo wir allenfalls
  • a) unterschiedliche Aufgaben haben und
  • b) unterschiedliche Codes verwenden, aber
  • c) Verständigung schaffen sollten, damit
  • d) Kooperation gelingen kann und Synergieeffekte möglich werden.

Daher eine subjektive Darstellung, die deutlich machen soll, was ich als Gegenüber im Gemeinwesen, aber auch in Politik und Verwaltung brauche; nämlich grundsätzlich sachkundige Kräfte. Ich sehe mich dabei nach wie vor als Vertreter einer „Sektor 3-Kulturpolitik“ im Sinn von Gerald Raunig: (Quelle #1) (Quelle #2)

Krusche: der Job#

  • Ich bin a) Künstler
  • Ich bin b) Kulturschaffender im Sinn einer Wissens- und Kulturarbeit abseits des Landeszentrums. Bezüglich b) sehe ich mich in der Tradition der Eigenständigen Regionalentwicklung
  • Siehe dazu auch: „Krusches Brevier“ (Aus meinem kulturpolitischen Gebetsbüchlein)!

Die ewig falsche Frage…#

  • …lautet: Was ist die Funktion von Kunst und Kunstschaffenden für die Gesellschaft?
  • Was ist an dieser Frage irreführend?
Das Grundsätzliche: Die Kunstpraxis ist wie die Grundlagenforschung angelegt und nicht für anderen Nutzen bestimmt. Seit der Renaissance gilt die Autonomie der Kunst. Kunst ist nur sich selbst verpflichtet. Wer mit künstlerischer Arbeit auf den Markt geht oder im Gemeinwesen eine Position sucht, macht damit andere Felder auf. Und „Kunst um zu…“ ist meist keine. (Wer die Kunst anderen als ihren eigenen Zwecken widmen will, soll die Gründe dafür nennen und dabei genau sein!)

Für mich vorrangige Frage#

  • Was können Wissens- und Kulturarbeit beitragen um den sozialen Frieden zu stärken und die Zukunftsfähigkeit einer Gemeinschaft anzuheben?
  • Aber die Kunst? In meiner Kunstpraxis erwerbe und sammle ich Kompetenzen, die ich in die andere Bereiche einbringen, die ich da auch vermarkten kann. Dabei ist nicht die Kunst in der Pflicht, sondern ich bin es: der Künstler.
  • Unterscheiden wir also bitte:
    • a) die Kunst,
    • b) das Werk und
    • c) die Kunstschaffenden.
  • Fußnötchen: Brotwerwerb ist keine Kategorie der Kunst, sondern eine soziale Kategorie, wie ja auch der Marktwert eines Werkes nicht seinen künstlerischen Wert ausdrückt.

Begriffe & Genres#

Wenn wir keine Begriffe haben, wissen wir nicht, wovon wir reden. Ich sehe folgende Genres im Fokus meiner Arbeit (= Wissens- und Kulturarbeit abseits des Landeszentrums):
  • Garten-Deko und andere Produktion von Gestaltungselementen
  • Produkte der Unterhaltungsindustrie und des Marketings (Events, Entertainment)
  • Volkskultur: diverse Ereignisse, teils Bottom up, teils organisiert und inszeniert
  • Voluntary Arts (Hobbykunst, Basteln, kreatives Gestalten)
  • Gegenwartskunst, deren Werke entsprechend intendiert und ausgeführt sind, die als Gegenstände einschlägiger Diskurse in Frage kommen und dabei standhalten.

Mein eigener Schwerpunkt#

…liegt auf
  • a) Volkskultur, Popkultur und Gegenwartskunst sowie
  • b) auf dem Wechselspiel zwischen Kunst, Wirtschaft und Wissenschaft.
Wie in der Wissenschaft unterscheide ich zwischen
  • a) Grundlagenarbeit und
  • b) angewandten Formen, die dem Publikum gewidmet sind.

Genres & Rollenklarheit #

Wenn wir die Genres nicht unterscheiden können und unsere Rollen unscharf lassen, ist keine seriöse kulturpolitische Arbeit möglich. Es kommt häufig vor, daß man in Personalunion mehrere Rollen einnimmt/ausübt, was ein klares Selbstverständnis und angemessene Kommunikation noch wichtiger macht.

Politik & Verwaltung#

Politik, die nur von Funktionstragenden, von Leuten mit Mandaten, ausgeübt wird, ist keine! Erst das Wechselspiel zwischen Staatskunst (Politika) und Gemeinwesen (Polis) ergibt Politik.

Falls die Verwaltung Programm macht und inhaltliche Vorgaben liefert, wird das gesamte Feld konfus. Solche Rollenunschärfe kann leicht eskalieren, was dazu verleitet, daß Politik und Verwaltung zum Selbstzweck tendieren. (Verwaltungskräfte fühlen und benehmen sich dann als die „besseren“ IntendantInnen. Primäre Kräfte passen sich dem leider oft an.)

Dadurch haben wir plötzlich keine klare (Rollen-) Situation mehr, in der primäre Kräfte und private Initiative seitens der Politik und Verwaltung begleitet und verstärkt werden könnten, sondern das Setting dreht sich. Dabei wird die Verwaltung leicht zur Bürokratie und zur Bürde für primäre Kräfte.

Plötzlich werden Kunst und Kultur zu Mägden des Marketings, Begriffe und Budgets des Kultursektors werden womöglich gekapert und müssen anderen Zwecken dienen. (Da muß man mir dann erklären, wie man das Bottom up-Prinzip einzulösen gedenkt, daß ja zum Beispiel Conditio sine qua non für allerhand EU-Budgets ist.)

Kulturpolitik oder Kulturmanagement?#

Ich habe oft erlebt, daß Programmgestaltung und Kulturmanagement für Kulturpolitik gehalten werden. Prinzipiell. Eine problematische Unschärfe! Kann man zwar machen, halte ich aber nicht für vorteilhaft. Es sollte auf jeden Fall klar gemacht werden, welches Rollenkonzept und Tätigkeitsfeld jemand mit politischem Mandat bevorzugt. (Ein Kulturbudget verwalten und Veranstaltungen eröffnen sind kein kulturpolitisches Handeln.)

Mitnehmen: Input von Laura Bäumel#

…bei der Regionalkonferenz Südoststeiermark im Zentrum Feldbach, ab zirka Minute 23:00: (Quelle)

In Stichworten:#

Blickt kritisch auf die inszenierte Tradition. Handwerk, Landschaft und Landwirtschaft (42:44) sollten uns beschäftigen. Räume beachten und betrachten. Die Gefahr, Trennungen und Unterschiede zu betonen, sogar zu konstruieren. Klischee: „Ich wollte mich in der Stadt verlieren und mich in ihr finden.“ (43:54) Leben in der Stadt, vorerst befreiend, aber auch eine Imagination. Das Land ist nicht so konservativ, die Stadt nicht so offen wie angenommen. Grautöne.

Von der Erforschung des Popularen zu einer hippen Stadtforschung überlaufen. (44.59) Abwendung vom Land und Abwertung sind beobachtbar und spürbar. Aber auch der Trend der Romantisierung von Land und Natur. (45:30) Konflikten an dieser Kreuzung. Die Gefahr des Paternalismus urbaner AkteurInnen. (46:00) Analyse der Mehrdimensionalität! (46:27) Kunst- und Kulturarbeit sind abseits der Metropole unverzichtbar. Sie können als Bundeglied fungieren. Neue Denkräume schaffen. Radikales Transformationspotential. (46:50) Erst in der Praxis wird sichtbar, was funktioniert und was nicht. (Einschub Krusche: Aktion und Reflexion einander halten!)

Der Analyse muß ein Handeln folgen, das dieser Komplexität gerecht wird. (47:16) Vielschichtigkeit. Radikale Offenheit. „Das Land“ gibt es nicht! (47:30) Strategische Überlegungen? Wer agiert? Wer spricht? Wer hört zu? Es scheint sinnvoll, auf den Aspekt soziale Herkunft einen stärkeren Fokus zu legen. (48:10) Potentielle Bevormundung vermeiden, reflektieren. (Einschub Krusche: Beginn der Volkskunde = Bildungsbürgertum suchte sich ein Mündel zum Bevormunden, das Volk, den Pöbel.)

Einteilung dessen, WAS als Kunst und Kultur betrachtet wird, das formt die Umsetzungsform von Projekten. (48:30) Trennungen und Kategorien aufbrechen. Synergien bilden: WIE wird gesprochen? Nachdenken, wie Kunst und Kultur weiterhin verbindend sein können. Distinktion Vermeiden, statt diese zu schüren. (49:30) Wer Ressourcen verteilt, soll Räume schaffen, an denen Stimmen erhoben werden können. (50:10) Räume, wo das Verbindende im Vordergrund steht. Appell, nun mit statt gegen Mehrdimensionalität zu arbeiten.

Meine Arbeitsunterlagen#

…und die Dokumentation zu Weiz, Querverbindungen, relevante Literatur etc.: (Link)

Übrigens!#

Heute – 8. Mai 2022 - jährt sich der Tag, an dem bei uns 1945 der Faschismus militärisch geschlagen war: (Link)

Unser aktueller Projektrahmen#


Die Projekt-Site zur Konferenz#