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Wie der Panther sein Feuer verloren hat#

Der Panther: Vom Familienwappen der Traungauer zum Landeswappen der Steiermark. 1926 aber wurden ihm drei von vier Feuerflammen weggenommen, die aus seinen Öffnungen traten - und zwar wegen Unsittlichkeit.#


Von Robert Engele mit freundlicher Genehmigung der Kleinen Zeitung


Das Grazer Stadtwappen mit der goldenen Laubkrone und dem Panther, der aus allen Öffnungen Feuer speit
Das Grazer Stadtwappen mit der goldenen Laubkrone und dem Panther, der aus allen Öffnungen Feuer speit (KK)
Das steirische Landeswappen mit Herzogshut und dem Panther, der nur aus dem Maul Feuer speit
Das steirische Landeswappen mit Herzogshut und dem Panther, der nur aus dem Maul Feuer speit (KK)

Letzte Woche habe ich erzählt, dass der Panther als Wappentier der Steiermark erstmals im Jahr 1160 im Siegel des Markgrafen Otakar III. aus dem Geschlecht der Traungauer aufscheint. Als dann die Steiermark 1180 von Bayern abgetrennt und - um Bayerns politischen Einfluss zu schwächen - von Kaiser Friedrich Barbarossa zum Herzogtum erhoben wurde, wurde das Familienwappen auch auf das Land Steiermark übertragen.

Eine erste urkundliche Erwähnung und genaue Beschreibung dieses Wappentiers findet sich beim steirischen Reimchronisten Ottokar aus der Gaal (bei Knittelfeld), der um 1315 dokumentierte, wie der steirische Adel an der Seite des Böhmenkönigs Ottokar II. Przemysl im Jahr 1253 bei Kressenbrunn im Marchfeld gegen die Ungarn unter König Bela IV. gesiegt hatte. Damals trug Ulrich I. von Wildon die steirische Fahne, die der Reimchronist als „ein banier grüene als ein gras/darin ein pantel swebte/ blanc, als ob ez lebte“ beschrieb. Pantel, Parder, Pantier sind verschiedene mittelalterliche Bezeichnungen für den Panther. Dieses Fabeltier mit Pferdekopf, Löwenmähne, Löwenschwanz und bezottelten Hinterläufen, kurzen roten Stierhörnern und roten Klauen entstammt ursprünglich dem „Physiologus“, einem frühchristlichen Kompendium der Tiersymbolik, und symbolisiert in der europäischen Tradition ein tiefsinniges friedliches Fabelwesen, das für ein „starkes und unschlagbares Christentum“ steht. In der Übersetzung des „Physiologus“ von Alfred Ritter Anthony von Siegenfeld aus dem Jahr 1900 wird der Panther folgendermaßen beschrieben: „Der Panther ist allen Thieren sehr freund, außer dem Drachen. Er ist bunt ... Er ist still und sehr sanft. Wenn er gefressen und sich gesättigt hat, legt er sich schlafen in seiner Höhle. Und am dritten Tage erwacht er aus seinem Schlafe und schreit mit mächtiger Stimme brüllend. Und ferne und nahe hören die Thiere seine Stimme. Aber aus seiner Stimme dringt aller Wohlgeruch der Gewürze hervor. Und es folgen die Thiere dem Wohlgeruch des Duftes des Panthers nahe zu ihm laufend.“

Zu einer Neuinterpretation des steirischen Panthersymbols kam es in der Zeit der Türkenkriege. Nun stand das Fabeltier nicht mehr ausschließlich für die christliche Friedfertigkeit, sondern eher für die animalische Verteidigungsbreitschaft, wie ein Distichon zeigt, welcher der Landeshandfeste von 1523 angefügt ist: „Nemo Styrorum Pantheram tangere tentet Ructat ab ore ignem posteriusque cacat." Was so viel heißt wie: Niemand wag' es, den Panther der Steirer zu reizen, Feuer versprüht sein Maul, Feuer der Hintere auch.

Kaiser Leopold II., der ja auch Erzherzog von Steiermark war, ließ 1790 das Landeswappen folgendermaßen erklären: „ein rechts sehendes aufrechtes silbernes sogenanntes Panthertier mit aufwärts geschlungenem Schwanze, aus dessen Rachen und allen Öffnungen des Körpers Feuerflammen gehen, im grünen Felde wegen des Hezogthums Steyermark“. In seiner heutigen Form ist das Landeswappen erst seit 1926 gültig, weil sich damals die Landtagsabgeordnete Frida Mikula über den „unsittlichen Panther“ im steirischen Wappen empörte und „wegen Obszönität“ die Abschaffung der Feuerzungen aus den Körperöffnungen bis auf die aus dem Maul durchsetzte. Bis zu diesem Zeitpunkt war jahrhundertelang ohne Diskussion Feuer aus allen Öffnungen des Panthers wie Maul, Ohr, Phallus und After geschlagen. Doch heute züngelt die Feuerflamme unseres Landespanthers nur noch aus dem Maul. Erhalten geblieben ist hingegen die alte Darstellung des Panthers mit den Feuerflammen, wie sie aus allen Körperöffnungen speien, im Wappen der Landeshauptstadt Graz. Hier trägt er bloß eine goldenen Laubkrone und goldene Waffen (Krallen) statt Herzogshut und roten Waffen.

Ausschnitt aus einem romantisierenden Gemälde der Schlacht bei Dürnkrut, in der die Steirer mit König Rudolf von Habsburg gegen König Ottokar kämpfen
Ausschnitt aus einem romantisierenden Gemälde der Schlacht bei Dürnkrut, in der die Steirer mit König Rudolf von Habsburg gegen König Ottokar kämpfen KK
Neu-Wildon, die Burg Ulrichs von Wildon, wird 1260 erstmals schriftlich erwähnt
Neu-Wildon, die Burg Ulrichs von Wildon, wird 1260 erstmals schriftlich erwähnt (KK)

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© "Damals in Graz", Dr. Robert Engele