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Notiz 002: Wissensarbeit#

von Martin Krusche

Menschliches Wissen ist so flüchtig wie eine Benzin-Lache im Sommer. Wo etwas nicht aufgeschrieben wurde, übersteht es heute in mündlicher Überlieferung kaum eine Generation. Bezüglich Steyr-Daimler-Puch ist vieles nicht dokumentiert worden. Aber wir können noch etliche der Männer befragen, die damals in den Puchwerken gearbeitet haben und in Summe einen wichtigen Pool an Sachkenntnis ergeben.

Altmeister Fredi Thaler (rechts) erläutert Puch-Enthusiast Robert Prokschi wünschenswerte Qualitätsmerkmale von Getriebekomponenten. (Alle Fotos: Martin Krusche)
Altmeister Fredi Thaler (rechts) erläutert Puch-Enthusiast Robert Prokschi wünschenswerte Qualitätsmerkmale von Getriebekomponenten. (Alle Fotos: Martin Krusche)

Ja, Mehrzahl: Puchwerke. Wer noch nie in Graz war, übersieht das eventuell. Das Einser-Werk und das Zweier-Werk. Johann Puchs Stammwerk auf der rechten Seite der Mur (wo heute das Museum untergebracht ist), das Werk Thondorf auf der linken.

In den Kästen und Schubladen der Puchianer sind noch allerhand Prospekte, Betriebsanleitungen, Flugblätter und verschiedene Unikate aus jenen Tagen vorhanden. So ist es dann zum Beispiel möglich, originale Presseaussendungen aus den Jahren 1961 und 1962 für die Fan-Gemeinde zugänglich zu machen. (In Büchern finden Sie die nicht.)

Außerdem ist Magna heute ein engagierter Sponsor des privat initiierten Johann Puch Museum Graz. Dort läuft natürlich viel an Informationen zusammen. Magna begleitet diese Arbeit an der Konzerngeschichte. Inzwischen tragen immer mehr ehemalige Mitarbeiter bei, daß die Wissens-Details erhalten bleiben. Auch das fließt gelegentlich in Publikationen ein.

So war etwa Erich Mayer einst für Personalfragen der Firma zuständig, ist ein profunder Kenner der Materie und hat 2017 ein wichtiges Buch über das Zweier-Werk verfaßt; siehe: "PUCH. Werk II – im Wandel der Zeit" (Eine steirische Industriegeschichte)

Dann gibt es Sammler, die zeigen nichts von ihren Schätzen her. Andere sind so großzügig wie entgegenkommend. Die Szene, in der Puch-Fahrzeuge restauriert, gepflegt und gefahren werden, hat in den letzten zehn Jahren zahlenmäßig merklich zugelegt. Entsprechend ist das Angebot an Fachliteratur und an Sammelstücken gewachsen.

Ohne die Kombination all dieser Quellen wäre mein Haflinger-Buch nicht machbar. Manchmal steht man freilich vor verschlossenen Türen. Manchmal stößt man auf Schweigen. Gelegentlich begegnet einem der Typ des Jägers und Sammlers, von dem werden Sie nichts, aber auch gar nichts kriegen, während er sich sehr bemüht, bei Ihnen was locker zu machen und mitzunehmen. Es geht bei all dem oft auch um Rang, um Ansehen. Und es gibt so manche erbitterte Feindschaft in der Szene. Das ist bedauerlich, aber so sind wir Menschen eben. Die Schrauber und Sammler machen da natürlich keine Ausnahme. Vermutlich muß man sich damit gar nicht weiter aufhalten. Jeder gestaltet sein Leben und seine Beziehungen eben nach eigenem Geschmack.

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Letztlich zeigt sich auf diesem Feld stets neu: niemand ist alleine schlau. Es kommt immer ein Punkt, wo man andere um Rat fragen oder von ihnen eine Gefälligkeit erbitten muß, um in einem Projekt nicht steckenzubleiben. Wer das ignoriert, wird eben früher oder später sehr einsam sein. Macht nichts. Oder?


http://www.km-a.net

-- gamauf gerald antal, Montag, 7. Januar 2019, 15:25


"Wissen ist die wichtigste Ressource für jegliche wirtschaftliche und soziale Entwicklung – überall auf der Welt."
Ja, dem ist leicht zuzustimmen, aber das ist grade nicht so rasend in Mode.

-- krusche martin, Montag, 7. Januar 2019, 16:07