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Globale Politiken rund um Umweltschutz#

Die Politologin Alice Vadrot erhält als erste Wissenschafterin der Fakultät für Sozialwissenschaften einen ERC Starting Grant. Mit dieser hochdotierten Förderung kann sie ihr Projekt "The Politics of Marine Biodiversity Data" realisieren, in dem sie internationale Umweltpolitik analysiert.#

Derzeit wird über Schutzzonen in den Weltmeeren verhandelt, um die marine Biodiversität zu erhalten. Diese wichtigen Verhandlungen untersucht Alice Vadrot in ihrem aktuellen ERC-Projekt
Derzeit wird über Schutzzonen in den Weltmeeren verhandelt, um die marine Biodiversität zu erhalten. Diese wichtigen Verhandlungen untersucht Alice Vadrot in ihrem aktuellen ERC-Projekt.
Foto: pixabay, unter PD

Plastikmüll, Verschmutzung durch Chemikalien, Klimawandel und Überfischung haben für die Ökosysteme der Weltmeere dramatische Auswirkungen. Obwohl WissenschafterInnen und Umweltschutzorganisationen schon lange an die internationale Politik appellieren, endlich aktiv zu werden, einigte sich die internationale Staatengemeinschaft erst im April 2018 darauf, bis 2020 ein neues Abkommen auszuhandeln, das unter anderem die Errichtung von Meeresschutzgebieten zum Ziel hat.

Ein langer Prozess#

Doch bis sich die mehr als hundert Staaten einig werden, ist es ein langer Weg mit vielen Sitzungen, Konflikten, Spannungen und Kompromissen. "Genau diesen Schnittpunkt zwischen internationaler Politik und Wissenschaft finde ich unglaublich spannend. Mich interessiert, wie wissenschaftliche Aspekte in politischen Verhandlungen aufgenommen werden und wie auch umgekehrt Politik die Wissenschaft beeinflusst", erklärt Alice Vadrot, Politologin an der Universität Wien, die grundsätzliche Fragestellung ihres ERC-Projekts "The Politics of Marine Biodiversity Data".

Wem gehören die Daten?#

In einem weiteren Schwerpunkt ihres ERC-Projekts wird Vadrot das große Gebiet der maritimen Forschungslandschaft untersuchen. "Bislang existieren zu über 90 Prozent der marinen Biodiversität in den Weltmeeren keinerlei Daten. Aufgrund neuer Forschungstechnologien und -methoden ändert sich das aber rapide", so die ERC-Preisträgerin: "Die Erwartungshaltungen unter WissenschafterInnen sind groß, dass diese Lücken in nächster Zeit kleiner werden." Doch genau hier steckt auch großes Konfliktpotenzial: Wer darf in Schutzgebieten wie forschen? Wem gehören die Daten?

"Einige Länder haben Angst davor, dass 'Biopiraterie' betrieben wird. Eine Forscherin, die Vadrot interviewt hat, berichtet, dass beispielsweise Brasilien die Entnahme von Wasserproben streng kontrolliert. Daher spielen bei der Errichtung von Meeresschutzgebieten in internationalen Gewässern auch Fragen geistiger Eigentumsrechte an genetischen Ressourcen und der Zugang zu wissenschaftlichen Daten eine große Rolle.

"Um das Feld der Forschung zu mariner Biodiversität abzubilden, werde ich sowohl dessen Entwicklung auf Grundlage von Oral History Interviews nachvollziehen als auch eine soziale Netzwerkanalyse durchführen, d.h. ich stelle mir die Frage, wer, wie und wo mit welchen Methoden arbeitet", erklärt die Forscherin.

Globale Politiken rund um Umweltschutz

Case Studies#

Obwohl in dem ERC-Projekt alle Staaten während der Verhandlungen untersucht werden, pickt Vadrot drei AkteurInnen für konkrete Fallstudien heraus: Die USA, Brasilien und die EU. "Brasilien und die EU sind für die Verträge, die USA sind dagegen – wie so oft bei internationalen Abkommen", so Vadrot: "Ich möchte im Rahmen meines Projekts einen neuen methodischen Ansatz entwickeln, der mir erlaubt, die Positionen einzelner Regierungen innerhalb internationaler Verhandlungen mit Entwicklungen auf nationaler Ebene und im Wissenschaftsfeld zu verknüpfen. Die USA zum Beispiel planen derzeit ein Monitoring der marinen Biodiversität von Pol zu Pol.

Neues Terrain betreten#

Das Forschungsvorhaben von Alice Vadrot fügt sich gut in die ERC-Politik ein, da diese zum Ziel hat, Forschung zu fördern, die neues Terrain betritt. "Das ganze Thema rund um maritime Forschung und Schutzpolitik entwickelt sich rapide weiter. Mit meinem ERC-Projekt erfasse ich die Verhandlungen über ein Abkommen zum Schutz der Hohen See mitsamt den politischen Rahmenbedingungen von der Entstehung hinweg. Das ist für mich wirklich eine einzigartige Möglichkeit, nicht nur Forschung zu betreiben, sondern meinen neuen Ansatz anzuwenden und zu testen", freut sich Vadrot. (td)

Alice Vadrot, als Tochter eines Franzosen und einer Österreicherin in Deutschland geboren, hat an der Universität Wien und in Paris studiert. Sie promovierte am Institut für Politikwissenschaft der Universität Wien mit einer Arbeit über die Etablierung des Weltbiodiversitätsrats. Vadrot war von 2015 bis 2018 Erwin Schrödinger Stipendiatin des FWF und Visiting Research Fellow am Centre for Science and Policy der University of Cambridge. 2018 erhielt sie einen ERC Starting Grant und realisiert damit ihr Forschungsprojekt "The Politics of Marine Biodiversity Data: Global and National Policies and Practices of Monitoring the Oceans" (MARIPOLDATA).