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Die böhmische St. Wenzelskrone#

von Peter Diem

--> Abbildungen und Beschreibung des böhmischen Kronschatzes: Radio Praha

Die für die Krönung Karls IV. seit etwa 1341 vorbereitete Krone bezog ihr Material wahrscheinlich aus der letzten Krone der Premysliden. Sie wird erstmals in einer päpstlichen Bulle vom 6. Mai 1346 erwähnt, in der bestätigt wird, dass die Krone auf dem Kopfreliquiar des hl. Wenzel (903-935) im Prager Veitsdom zu ruhen habe und nur für die Krönungen (gegen eine Gebühr von 200 Mark Silber an das Domkapitel) verliehen werden dürfe.

Photo Courtesy Radio Praha
Photo Courtesy Radio Praha

Karl IV. (136-1378) wurde am 2. September 1347 in der
alten Prager Kathedrale gemeinsam mit seiner im Jahr darauf verstorbenen Gattin Bianca von Valois gekrönt.


Bild 'Wenzelskrone_500h'


Noch vor Karls Tod am 29. November 1378 wurde die Krone in seinem Auftrag gründlich umgearbeitet („multum reformata de novum"). Dabei wurden die charakteristische Form des Stirnreifs und der vier Fleurons (heraldische Lilien, die bereits von den fränkischen Königen verwendet wurden und ab 1179 die französischen Kronen schmückten) von der Krone Premysl Ottokars II., Bügel und Bügelkreuz aber von den frühen böhmischen Königen übernommen.

Damit wollte Karl IV. einerseits an eine lange böhmische Tradition anschließen, andererseits die ihm seit seiner Jugend am französischen Königshof bekannte französische Form betonen.

Photo Courtesy Radio Praha
Photo Courtesy Radio Praha

Die St. Wenzelskrone trägt auf ihren vier groß proportionierten Lilienaufsätzen und auf dem Stirnreif insgesamt 96 Edelsteine, darunter eine Anzahl außerordentlich großer Saphire aus Ceylon, deren pilzförmige Fassungen der Krone ihr besonderes Aussehen verleihen (vgl. deren Vorbildwirkung für die Erzherzogs"krone" Rudolfs IV.). Die Bügel schmücken Perlen sowie fünfundzwanzig uralte ägyptische Smaragde und neunzehn Spinelle. Unmittelbar über der Stirn des Königs sitzt ein großer, waagrecht durchbohrter, kornblumenblauer Saphir, darüber ein herrlicher Rubin, umgeben von fünf klaren Spinellen. Ähnlich ist die farbliche Anordnung der Steine über dem Nacken, während an den Seitenteilen der Krone helle Saphire dominieren.

Das goldene Kreuz auf dem Gipfel des Kronbügels trägt an den Seitenenden kleine Spinelle, auf dem Ende des oberen Balkens jedoch einen kleinen eiförmigen Saphir. (Ein Vorbild für die Rudolfskrone?) Anlässlich eines Besuches in Paris soll Karl IV. ein Dorn von der Krone Christi überreicht worden sein, der sich im Bügelkreuz der Krone befindet.
Die Wenzelskrone war das vornehmste  Symbol der Zusammengehörigkeit des Königreichs Böhmen, der Markgrafschaft Mähren und des Herzogtums Troppau. Jagelionen und Habsburger wurden mit der böhmischen Königskrone gekrönt, zuletzt Ferdinand V., am 7. September 1836.

Die Wenzelskrone ist von zahlreichen Legenden umgeben. Eine davon besagt, dass derjenige, der sich die von sieben Schlössern geschützte Krone böswillig aufsetzt, binnen Jahresfrist eines gewaltsamen Todes sterben werde. Es wir berichtet, dass der gefürchtete stellvertretende deutsche Reichsprotektor Reinhard Heydrich bei einem Besuch der Schatzkammer am 19. November 1941 die Krone zunächst in seinen Hände gewogen hätte. "Das ist ja nur Kinderspielzeug", habe er gesagt, als er sich darauf das symbolträchtige Kleinod aufs Haupt setzte, um die Tschechen zu erniedrigen. Er starb an den Folgen eines am 27. Mai gegen ihn verübten Anschlags am 4. Juni 1942. Für die Tschechen ein Zeichen, das derartiger Frevel gerächt wird.


Die böhmische Krone wird über der St. Wenzelskapelle in der St. Veitskathedrale aufbewahrt. Eine sehr gute Kopie - auch von Reichsapfel und Zepter - ist im historischen Museum im Lobkowitz-Palais auf dem Hradschin zu besichtigen.

--> Karl Fürst Schwarzenberg, Die Sankt Wenzels-Krone und die böhmischen Insignien. Wien 1960
--> Ljuba Horaková, Die böhmischen Krönungskleinodien. Hg. im Auftrag der Kanzlei des Präsidenten der Tschechischen Republik. Deutsche Kurzfassung, Prag 1993
--> Abbildungen und Beschreibung des böhmischen Kronschatzes: Radio Praha


Fassade der Schatzkammer
Die Goldene Pforte des Veitsdoms - Foto: P. Diem