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Bauer, Wolfgang #


* 18. 3. 1941, Graz

† 26. 8. 2005, Graz


Schriftsteller, Dramatiker

Wolfgang Bauer
Wolfgang Bauer. Foto, 1994.
© Österreich Werbung, Archiv, für AEIOU

Wolfgang Bauer wurde am 18. März 1941 in Graz geboren und wuchs als einziges Kind zweier Gymnasiallehrer in Graz auf.

Ab 1959 studierte Wolfgang Bauer in Graz und Wien Jus (und Theaterwissenschaften, Philosophie und Romanistik).

Im Umkreis des Forum Stadtpark kam er mit Intellektuellen und jungen Künstlern in Kontakt, mit denen ihn eine lebenslange Freundschaft verbinden sollte - Barbara Frischmuth, Alfred Kolleritsch, Gunter Falk - und lernte u.a. auch Ernst Jandl, Oswald Wiener, H. C. Artmann und Peter Handke kennen; ihre gemeinsamen Auftritte machten den jungen Dichter in der Grazer Szene bekannt.

1962 fand im Forum Stadtpark die erste Lesung mit Texten Wolfgang Bauers statt und im Heft 5 der "manuskripte" wurde mit dem Gedicht "mittlerer sonntagstisch" sein erster Text publiziert. In seiner Wiener Studienzeit entstanden mehrere Stücke, die sogleich auf kleinen Bühnen herauskamen. 1964 brachte der Berliner Fietkau Verlag mit den "mikrodramen" sein erstes Buch heraus.

Der große Durchbruch ließ jedoch noch weitere sechs Jahre auf sich warten. "Magic Afternoon", später einer der größten Erfolge Bauers überhaupt, wurde zunächst von rund 30 Theatern und Verlagen abgelehnt, bis es im September 1968 in Hannover zur Uraufführung kam.

Erstmals traten hier jene Figuren auf, für die der Autor berühmt wurde und die bis heute das Bild seiner Werke in den Köpfen vieler Zuschauer prägen: gelangweilte Existenzen ohne Ambitionen, deren Überdruss oft in sinnlose Gewalt mündet.
Das Stück über den Nachmittag von vier Jugendlichen machte Wolfgang Bauer schlagartig bekannt und verwandelte Graz quasi über Nacht in die heimliche Literaturhauptstadt Österreichs. Mit "Change" (1969) und "Gespenster" (1974) schrieb er zwei weitere Erfolgsstücke.

Aber - obwohl Bauer nach seinen internationalen Erfolgen äußerst produktiv blieb und seine Stücke weiterhin gespielt wurden - musste er auf seinen nächsten Erfolg fast dreißig Jahre warten. Bauers Stücke — wie etwa "Tohuwabohu" (1992) und "Die Menschenfabrik" (1996) wurden von Mal zu Mal surrealer und experimenteller und stellten auf Grund ihrer unkonventionellen Handlungs-, Raum- und Zeit-Strukturen das Publikum oft vor Verstehensprobleme. Wiederaufnahmen dieser Stücke durch deutschsprachige Theater blieben aus.
(Dagegen feierte er auf fremdsprachigen Bühnen zunehmend Erfolge - allein "Magic Afternoon" wurde in 15 Ländern außerhalb des deutschen Sprachraums inszeniert, u.a. in Israel, in den USA, in Mexiko, Japan und Korea.)

Erst 2004 gelang ihm mit "Foyer" (sein letztes Stück, uraufgeführt beim steirischen herbst) wieder ein großer Erfolg: er trat nach dem Schlussvorhang auf die Bühne — und wurde frenetisch bejubelt.


Wolfgang Bauers gesamtes Leben und Werk war Ausdruck der Rebellion gegen erbauliche Theaterabende, gegen die Verlogenheit der Nachkriegsjahre.

Er schuf seine großen Erfolge zu Beginn seiner Karriere; in späteren Jahren geriet er in Österreich mehr mit seinen privaten Eskapaden in die Klatschspalten. (Er selbst definierte seinen Lebensstil als "exzessiv aktionistisches Gesamtkunstwerk".)

Sein Werk ist vielseitig - neben den bekannten Theaterstücken schrieb er auch Hör- und Fernsehspiele, Gedichte, Kurzprosa, Opernlibretti (z.B. für "Café Museum - Die Erleuchtung", 1993, Musik: Kurt Schwertsik), Drehbücher sowie den Roman "Der Fieberkopf".
Zwischenzeitig arbeitete er auch als TV-Regisseur und Regisseur in Deutschland , als Kolumnist für österr. Zeitungen und machte auch Auftragsarbeiten wie den Katalog zur steirischen Landesausstellung (Sport - Sinn und Wahn). 1992 war Wolfgang Bauer erstmals Vortragender an der Wiener Schule für Dichtung, wo er bis 2001 kontinuierlich Schreibklassen betreute.

Im Jänner 2002 erwarb die Handschriftensammlung der Wiener Stadt- und Landesbibliothek das literarische Archiv von Wolfgang Bauer.

Am 26. August 2005 starb Wolfgang Bauer in Graz infolge seines Herzleidens und wurde am 2. September 2005 in einem Ehrengrab der Stadt Graz beigesetzt.

Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl)#

  • Peter-Rosegger-Preis, 1970 und 2004
  • Franz Theodor Csokor-Preis, 1970
  • Österreichischer Würdigungspreis für Literatur 1979
  • manuskripte-Preis, 1987
  • Goldenes Ehrenzeichen der Stadt Graz, 1991
  • Ehrenmedaille der Stadt Wien in Gold, 1991
  • Dramenpreis des Goethe-Instituts, 1994
  • Großer Österreichischer Staatspreis für Literatur, 1994 (überreicht am 20. April 1995)
  • Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst, Klasse I, 2000
  • Steirischer Landeskulturpreis, 2004

Werke (Auswahl)#

Dramen
  • Mikrodramen, 1964
  • Magic Afternoon (1968)
  • Change,1969
  • Party for Six, 1969
  • Katharina Doppelkopf und andere Eisenbahnstücke, 1973
  • Gespenster, Silvester oder Das Massaker im Hotel Sacher, Film und Frau, 1974
  • Pfnacht, 1980
  • Das kurze Leben der Schneewolken, 1983
  • Das Lächeln des Brian DePalma ,1988
  • Ach armer Orpheus, 1991
  • Insalata mista, 1992
  • Kantine, 1993
  • Foyer, 2004

Romane

  • Das Herz, 1981
  • Der Fieberkopf, 1967

Lyrik

  • Das Herz, 1981
  • Das stille Schilf, 1985
Libretti
  • Cafe Museum - Die Erleuchtung. Opernlibretto, Musik v. Kurt Schwertsik. Jugendmusikfestival Deutschlandsberg 1993

Werkausgaben und Dossier

  • Dossier 7. Wolfgang Bauer. (Hg. von Walter Grond und Gerhard Melzer), 1994
  • Werke. (Hg. von Gerhard Melzer), 1986 ff.
  • "Foyer" und andere Stücke, 2004
  • Ein schlimmes Kind bin ich. Dramen Prosa Lyrik aus vier Jahrzehnten, 2007
  • Der Geist von San Francisco. Verstreut publizierte und nachgelassene Texte. (Hg. Thomas Antonic), 2011

Weiterführendes#

Literatur#

  • G. Melzer, W. Bauer. Eine Einführung in das Gesamtwerk, 1981
  • T. Antonic, Mediographie Wolfgang Bauer. Dissertation, Universität Wien, 2010

Hörprobe#

Hörprobe Österreichische Mediathek


Gespenster.
Ausschnitt: Aus dem dritten Akt. Autorenlesung. Wien, 17. 5. 1974

Vorlesen

Quellen#


Redaktion: I. Schinnerl