!!!Bosnien-Herzegowina
Das Gebiet des heutigen Bosnien-Herzegowina war ursprünglich von den Illyrern bewohnt. Im 6. und 7. Jahrhundert ließen sich dort die Slawen nieder. Im 9. Jahrhundert bildeten sich die ersten Fürstentümer der Serben und Kroaten heraus, die Teile Bosniens einschlossen. Im 12. Jahrhundert entstand das erste weitgehend autonome Fürstentum in Bosnien. Der politischer Einfluß von Byzanz schwand in der Mitte des XIII. Jahrhunderts, Ungarn beanspruchte die Oberhoheit, die bosnischen Führer mußten sich immer wieder an geänderte sie umgebende Machtverhältnisse und Bündnisse (Byzanz, Ungarn ,Serben)anpassen.

!!Königtum Bosnien
Seit etwa 1250  herrschten Mitglieder der Fürstenfamilie Kotromanic über Bosnien, zuerst als Bane, [{Image src='Siegel.jpg' caption='Siegel des Bans Tvrtko'class='image_right' height='250' width='188'}]dann als Könige.
Stepjan Kotromanic II. , geboren 1292, herrschte als Ban von 1314 bis 1353, verheiratete seine Tochter Elisabeth mit König Ludwig von Ungarn Sein Neffe, Stefan Tvrko  I. Kotromanic (1338-1391), war seit 1354 Ban, 1377 als  erster König von Bosnien und Serbien, 1390 auch König von Kroatien; er war verheiratet mit der Tochter des bulgarischen Zaren.
[{Image src='Vukovic.png' caption='Feldherr Vlatko auf dem Amselfeld'class='image_left' height='220' width='' width='325'}]1389 kam es zur schicksalhaften Schlacht  auf dem __Amselfeld /Kosovo polje__ gegen die Osmanen, die trachteten, durch Unterwerfung der  kleinen christlichen Fürstentümer auf dem Balkan das byzantinische Reich  entscheidend zu schwächen: 
Das osmanische Heer stand unter dem Leitung des   Sultans Murad I.; das serbische Koalitionsheer unter der Führung des Fürsten Lazar Hrebeljanović sowie seines Schwagers Vuk Brankovićs wurde durch eine Armee des mit Lazar verbündeten bosnischen Königs Tvrtko I. unter seinem Feldherrn, dem Großwoiwoden Vlatko Vuković verstärkt. Der serbische Heerführer  Lazar fiel in der Schlacht (1391 heilig gesprochen), Murad wurde ermordet, Vlatko war einer der wenigen Befehlshaber, die die Schlacht überlebten, er  starb 1393.
im 15. Jahrhundert hatten die einheimischen Fürsten bedeutende Macht, Tvrtko, König von Bosnien traf sich  im Jahr     mit Kaiser Friedrich III in Wien (vs Katalog der Akademie der Wiss.)
Sein Sohn, Stepan Tvrko II. Kotromanic von Bosnien, König  seit 1404, starb  1443 .Mit seinem Tod begann der territoriale und politische Niedergang Bosniens. Sein Cousin, Stjepan Tomas, herrschte bis 1461, dessen Sohn Stjepan Tomasevic, Despot von Serbien, floh vor den siegreichen Osmanen nach Bosnien und herrschte dort bis 1463, erflehte vergeblich Hilfe der Christenheit, wurde von Sultan Mehment II.  besiegt und als letzter König von Bosnien hingerichtet.
Die Gegend von Herzegowina  konnte  unter dem Adelsgeschlecht der Kosaca noch  bis 1482 den Türken Widerstand leisten. 
!!Osmanisches Reich


Nach einer Blütezeit im 14. und halbem XV. Jahrhundert geriet Bosnien  für 400 Jahre unter Osmanische Oberherrschaft. Innerhalb weniger Jahrzehnte assimilierte sich die Bevölkerung größtenteils und nahm, um den Diskriminationen christlicher Untertanen zu entgehen, den muslimischen Glauben an oder wanderte ins Exil nach Westungarn, wo sie  ab 1480 auf Ländereien  des Magnaten  Batthyány als „Kroaten“ angesiedelt wurden.
Ohne einen Hauch von Widerstand geriet Bosnien unter osmanische Herrschaft. Mit dem Leitspruch „Saptom Bosna pede (Flüsternd ging Bosnien verloren)“  wurde die Lage des Balkangebietes von den Zeitgenossen beschrieben. Die letzten Herrscher Bosniens wurden osmanische Würdenträger und Sigismund, Sohn des Königs, wurde dann zum Verwalter Iskender Kraloglu in der Provinz „Erzurum“ (Bosnien!). Der Sohn des früheren Herzogs, Stjepan, später Hersekzade Ahmed Pascha (1479-1517), ist als berühmter Großwesir in das Osmanische Reich eingegangen. Überhaupt stammten in den folgenden Jahrhunderten aus dem Gebiet Bosniens viele Großwesire des Osmanischen Reiches ab, so auch viele Staatsmänner, Heerführer und Gelehrte. Von 1544 bis 1612 saßen lauter Bosniaken auf dem Stuhl der Großwesire. 
Im 16. und 17. Jahrhundert gaben Muslime in Politik und Kultur den Ton an. Seit 1580 war Bosnien-Herzegowina ein Paschalik.
Ein Aufstand von 1875 führte zur Intervention Russlands zum Schutz der christlichen Bevölkerung, der Berliner Kongress von 1878 stellte Bosnien-Herzegowina aber (bei nomineller Oberhoheit des Osmanischen Reichs) unter österreichische Verwaltung.

!!Österreich-Ungarn 
Gegen beträchtlichen Widerstand von Partisanen, vor allem der Muslime unter Hadschi Loja, wurde Bosnien-Herzegowina besetzt. In der Folge schuf Österreich ein leistungsfähiges Schul- und Sanitätswesen, ermöglichte eine gute wirtschaftliche Entwicklung und konnte so die Sympathie der Bevölkerungsmehrheit gewinnen. Die formelle Annexion von Bosnien-Herzegowina durch Österreich-Ungarn 1908 löste eine europäische Krise aus. Das neue Kronland wurde keiner Reichshälfte zugeteilt, sondern als "Reichsland" vom gemeinsamen Finanzministerium verwaltet. Nach der Verfassung von 1910 erhielt Bosnien-Herzegowina eine eigene Landesregierung mit Landeschef und Landtag.
Aus der Opposition in Teilen der Bevölkerung entstand die Organisation "Junges Bosnien", die 1914 am Attentat an Erzherzog [Franz Ferdinand|AEIOU/Franz_Ferdinand,_Erzherzog_von_Österreich-Este] beteiligt war. 1918 zerfiel die Monarchie, Bosnien-Herzegowina wurde ein Teil Jugoslawiens.

!!Jugoslawien
In der Zwischenkriegszeit und nach dem Zweiten Weltkrieg war dieses multiethnische Gebiet ein Teil Jugoslawiens. Der Zerfall Jugoslawiens führte 1992 zu einem blutigen Krieg in Bosnien-Herzegowina; internationale Vermittlungsbemühungen verliefen lange Zeit ergebnislos. Als Kriegsparteien standen sich die bosnischen Serben und die Bosniaken, also bosnische Muslime gegenüber, die jeweils von paramilitärischen Gruppen unterstützt wurden. Im Krieg wurde insbesondere das Ziel der ethnischen Säuberung verfolgt. Dies gipfelte schließlich 1995 in das Massaker von Srebrenica , das als größtes Massaker in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg gilt. Die bosnischen Serben richteten über 7000 Bosniaken hin, die gesamte Zahl der Toten in Srebrenica und Umgebung im Juli 1995 liegt bei etwa 20.000.

!!Unabhängigkeit 
Erst 1995 wurde dieser Krieg beendet. Das Friedensabkommen von Dayton, das unter Vermittlung der USA zustande kam und bis heute gilt, erklärt Bosnien-Herzegowina zu einem souveränen Staat, der aus zwei Teilen besteht, der Föderation von Bosnien-Herzegowina und der Republika Srpska.  Die Parteienlandschaft Bosniens ist extrem zersplittert, da es für jede Volksgruppe eine eigene, spezifische Parteienstruktur gibt: Bei den Wahlen am 2. Oktober 2022 erlangten 14 Parteien bzw. Bündnisse Sitze im Abgeordnetenhaus.  In das dreiköpfige Staatspräsidium wurden als bosniakischer Kandidat Denis Bećirović (SDP), als kroatischer Kandidat Željko Komšić (DF) und als serbische Kandidatin Željka Cvijanović (SNSD) gewählt. Im Januar 2023 wurde eine neue Regierung gebildet und zwar mit den Koalitionspartnern HDZ, SNSD und einer multiethnischen Allianz unter der Führung der SDP ("Osmorka").  Als Vorsitzende des Ministerrates und damit als Regierungschefin wurde Borjana Krišto (HDZ) ernannt. Krišto ist die erste Frau in der Funktion als Vorsitzende des Ministerrates von Bosnien und Herzegowina.


!Quellen:
* Fischer Weltalmanach 2014,
* Edgar Hösch „Lexikon zur Geschichte Südosteuropas“ UTB, 2004

!Literatur
* Haselsteiner Horst: Bosnien Hercegovina, Orientkrise und südslavische Frage,   Verlag Böhlau, 1996
* F. Schmid, Bosnien und Herzegowina unter der Verwaltung Österreich-Ungarns, 1914
* E. Bauer, Zwischen Halbmond und Doppeladler, 1971

!Weiterführendes
> [Die Moscheen des Kaisers: Die Habsburger in Bosnien|Wissenssammlungen/Neues_aus_der_Wissenschaft/Die_Moscheen_des_Kaisers_-_Die_Habsburger_in_Bosnien_(Uni_Wien)] (Essay)
> [Geets, S.: Ein Korb voller Probleme|Wissenssammlungen/Essays/Politik/Bosnien-Herzegowina_EU] (Essay)
> [Historische Bilder zu Bosnien-Herzegowina|Bilder_und_Videos/Historische_Bilder_IMAGNO/Bosnien-Herzegowina] (IMAGNO)
> [{WebBookPlugin text='Am Rande des Krieges, 1908' src='web-books/schicksalstage2012iicm/000351' mode='icon'}]




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[Short version in English|AEIOU/Bosnien-Herzegowina/Bosnien-Herzegowina_english|class='wikipage british']
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Redaktion: K. Hengl
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