Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!
unbekannter Gast

Gehrer, Elisabeth#

* 11. 5. 1942, Wien

Lehrerin und Politikerin (ÖVP)


Gehrer, Elisabeth
Elisabeth Gehrer. Foto, 1995.© BMBWK, Wien, für AEIOU

Elisabeth Gehrer wurde am 11. Mai 1942 in Wien als Elisabeth Pokorny geboren.

1949 übersiedelte sie mit ihren Eltern nach Innsbruck, wo sie das Gymnasium und die Lehrerbildungsanstalt besuchte. Nach Abschluss ihrer Ausbildung arbeitete sie von 1961 bis 1964 als Volksschullehrerin in Hart im Zillertal und anschließend zwei Jahre in Lochau.

1964 heiratete sie Fritz Gehrer, übersiedelte nach Bregenz und widmete sich als Hausfrau und Mutter den drei Söhnen und der Familie.


1980 begann Gehrer ihre politische Tätigkeit für die ÖVP als Stadträtin. Von 1984 bis 1990 war sie Abgeordnete zum Vorarlberger Landtag, ab 1989 dessen Vizepräsidentin.

Von 1990 bis 1995 war sie als Landesrätin unter anderem für die Bereiche Bildung, Familie und Entwicklungshilfe zuständig und als erste Frau Mitglied einer Vorarlberger Landesregierung.

Von 1995 bis 2000 war sie Bundesministerin für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten, von 2000 bis 2007 Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur. Mit Jänner 2007 gab sie alle politischen Ämter ab.




Rosen für Lisl Gehrer (Essay)#

von
Kurt Scholz


Von der Zeitschrift "Wiener Zeitung" freundlicherweise zur Verfügung gestellt.


Gehrer, Elisabeth

Eine geradlinige Politikerin, der auch ihre vielen Gegner Respekt zollten. Haider liefert eine Innenansicht der heimischen Kultur- und Bildungspolitik.

Sieht man von Kaiserin Maria Theresia ab, ist Elisabeth Gehrer die längstdienende Politikerin Österreichs. Ihr politisches Leben dauerte immerhin fast drei Jahrzehnte: 1980 stieg sie in Bregenz als Stadträtin in die Politik ein, ab 1990 war sie Landtagsabgeordnete und später auch Mitglied der Vorarlberger Landesregierung, und mit ihrer Ministerschaft von 1995 bis 2007 übertraf sie zeitlich sogar die des bisherigen Rekordhalters Fred Sinowatz. Das weltanschauliche Fundament von Gehrers Wirken war in all diesen Funktionen klar: Es bestand aus einer von Arbeit, Glauben und Familie geprägten Lebensauffassung. Erzogen im reformkatholischen Umfeld der Neulandschule wird Elisabeth Gehrer Lehrerin im äußersten Westen Österreichs, ist aktives Leitungsmitglied der Pfadfinderbewegung und engagiert sich in der katholischen Frauenbewegung. Damit ist ihr Weg in das politische Lager der ÖVP vorgezeichnet, auch wenn dabei einige Hindernisse zu beseitigen waren: Gehrer galt in Vorarlberg lange als „Tirolerin“ und, schwerwiegender noch, als eine starke Persönlichkeit mit eigenständigen Ansichten. Mit der ihr eigenen Konsequenz schaffte sie es, ihre politischen Funktionen stets mit der Sorge um die Familie und ihre drei Söhne zu vereinen – eine Eigenschaft, die selbst hartnäckigen politischen Gegnern Respekt abnötigte. Und von Gegnerinnen und Gegnern sollte Elisabeth Gehrer ja bis zum Ende ihres öffentlichen Wirkens wahrlich genug haben.

Scharfzüngiges und Süffisantes

Hans Haider, einer der profiliertesten Kulturjournalisten des Landes, zeichnet den privaten und politischen Lebensweg von Elisabeth Gehrer detail- und kenntnisreich nach. Aus seiner Darstellung spricht eine Grundsympathie für seine Hauptperson ebenso wie die innige Vertrautheit mit den Eigenheiten der Bildungs-, Kultur- und Wissenschaftspolitik unseres Landes. So gelingt ihm – zusammen mit dem Rückgriff auf private Informationen Gehrers – ein lebendiges Porträt, in dem die menschlich ansprechenden Züge seiner Hauptperson dominieren: Geradlinigkeit, Familienverbundenheit und menschliche Treue, vor allem zu ihrem Mentor Wolfgang Schüssel. Hans Haider wäre aber nicht der kritische Geist, würde er seine Biographie nicht mit scharfzüngigen Bemerkungen zu jenem politischen Umfeld würzen, das Elisabeth Gehrer vor allem in der Bundespolitik antrifft. Im Nachzeichnen des Hü und Hott von Schul- und Universitätsreformen wird Haiders Buch ein Stück Zeitgeschichte, garniert mit Seitenhieben auf die Wiener Kultur-, Bildungs-, Wissenschafts- und Gewerkschaftsszene und mancher süffisanten Kurzbeschreibung der handelnden Personen. Es liegt in der Natur dieser Beschreibung – und wohl auch im Temperament des Autors –, dass dabei die Grenze zwischen der Biographie der Hauptperson und den Randglossen des Publizisten Hans Haider fließend verläuft. Wen eine Innenansicht der österreichischen Kultur- und Bildungspolitik interessiert, den wird die Lektüre von Hans Haiders Buch nicht enttäuschen.

Ein lesenswertes Zeitdokument

Wie immer man die Generallinie der Bildungspolitik der letzten eineinhalb Jahrzehnte beurteilt, handelt es sich bei Elisabeth Gehrer um eine der für das Bildungs- und Universitätswesen und die Museumspolitik prägenden Persönlichkeiten der Zweiten Republik. Hans Haider hat ihr Leben mit Sorgfalt und Sympathie beschrieben. Manche in dem Buch Kritisierten werden ihre Kurzcharakteristik als unangebracht empfinden, andere werden darin einen Wahrheitsbeweis für eigene Erlebnisse und Ansichten finden. Dass Haider nicht zurückschreckt, die Höhen und Tiefen, die idealistischen Ansätze ebenso wie die gelegentliche Niedertracht der Politik dieses Landes zu kommentieren, macht seine Biographie zu einem Stück miterlebter Geschichte. Hans Haider hat Elisabeth Gehrer eine sympathische Lebensdarstellung gewidmet und sich selbst eine Plattform für eine Fülle kulturkritischer Anmerkungen geschaffen. Sein Buch ist als Zeitdokument lesenswert.

Hans Haider: Elisabeth Gehrer. Reportage eines politischen Lebens. Edition Steinbauer. 175 Seiten


Wiener Zeitung Samstag, 10. Jänner 2009

Quellen#