!!!Healthcare: Ein Wachstumsmarkt mit ungeahnten Potenzialen

von Dr. Anatol Eschelmüller, Februar 2017

!Die Zunahme der Lebenserwartung

Als Phänomen der westlichen Welt bekannt, ist längst nicht mehr auf diese beschränkt. So ist auch im asiatischen Raum zunehmend ein Anstieg der Lebenserwartung zu bemerken. Mit der zunehmenden Verwestlichung des Lebensstils einhergehend werden also in China und Indien die Menschen wohl immer älter gleichzeitig nimmt die Anzahl westlicher Zivilisationskrankheiten dramatisch zu. Besonders Diabetes und Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems stehen dabei im Vordergrund. Krankheiten, denen speziell in China mit der traditionellen chinesischen [Medizin|Thema/Medizin] nicht adäquat beizukommen ist, wie Experten betonen. 

!Neue Märkte und Ihre Finanzierbarkeit

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Einsteils sehen [Pharmafirmen|Thema/Pharmazie] darin sensationelle Chancen für eine Erweiterung ihrer Absatzgebiete gleichzeitig stellt sich in diesem Zusammenhang immer mehr die Frage nach deren Finanzierbarkeit. Aus diesem Grund stehen neben US-Unternehmen und europäischen Gesellschaften, lokale Unternehmen im Fordergrund, die vielfach Generika produzieren. Medikamente also, die „Nachbauten“ „teurer“ Pharmaprodukte sind, deren Patentschutz abgelaufen ist und welche von Pharmaproduzenten kostengünstig und preislich kompetitiv hergestellt werden können. Diese Generika-Unternehmen arbeiten ziemlich kostenextensiv, da sie über keine expliziten Forschungszentren verfügen sondern vielmehr rein produktionsorientiert sind. 

!Der chinesische Gesundheitsmarkt

Das massivste chinesische Gesundheitsproblem ist mit Sicherheit Diabetes. Während im Jahr 2012 93 Millionen erwachsene Chinesen daran litten wird erwartet, dass die Zahl der Betroffenen bis zum Jahr 2040 auf rund 150 Millionen steigen wird. Neben der Überalterung steckt nicht zuletzt eine zunehmende Verwestlichung der asiatischen Gesellschaft dahinter, ungesunde Ernährungsgewohnheiten und Bewegungsmangel inklusive. Angesichts dieser Entwicklungen ist es absolut einleuchtend, dass der Gesundheitssektor großen Aufholbedarf hat. Dem möchte die chinesische Regierung in ihrem neuen 5-Jahresplan Rechnung tragen, in dem die Gesundheitsversorgung ein großes Thema ist. Die Regierung lässt dabei auch Raum für private Anbieter um mehr „Qualitätsmedizin“ etablieren zu können. Denn immer mehr Menschen in China können sich eine bessere medizinische Versorgung leisten und fordern diese auch ein. Ein Unternehmen der [Pharmabranche|Thema/Medikament], das sich mit dem von Diabetes-Patienten benötigten Insulin gut auf dem Markt positionieren konnte, ist Tonghua Dongbao. Der dänische Anbieter Novo Nordisk ist zwar, obwohl er Anteile einbüßen musste, noch immer klarer Markführer. Dahinter auf Platz zwei kommt aber schon Tonghua Dongbao mit 19 Prozent Marktanteilen bei intensivem Wettbewerb.

!Technische Innovationen

Neben der demografischen Entwicklung sind es aber auch neue Technologien und Innovationen, die zur Attraktivität des asiatischen Healthcare-Sektors für Anleger beitragen. Mobile Healthcare ist auch in China bereits ein wahrnehmbarer Trend. „Smartphone-Apps“ werden in China das Hauptmittel, um User bzw. Patienten zu erreichen. Es gibt auf diesem Gebiet viele gute Ideen von kleinen Firmen. Das Zeitfenster für First Mover ist jedoch schmal, gute Ideen werden schnell kopiert. Und auch große Unternehmen wie Alibaba Health, Tencent oder Xiaomi investieren massiv in diesen Bereich. So adaptiert etwa Tencent bestehende Kommunikationstools wie „WeChat“ für den Healthcare-Bereich. Die Entwicklungen im Bereich der neuen Technologien sind dabei keinesfalls auf China beschränkt, sondern in vielen Ländern Asiens ein Thema. So gibt es beispielsweise in Singapur eine „Smart Nation“-Initiative mit dem Ziel, neue Technologien so einzusetzen, dass sie die Lebensqualität der Bewohner erhöhen. 

!Gesundheitsmarkt Indien

Derzeit sind nur circa 25 Prozent der 1,25 Milliarden Inder krankenversichert. Der Rest der Bevölkerung bezahlt die medizinische Versorgung aus der eigenen Tasche. Gerade der ärmere Teil der Bevölkerung kann sich deshalb oft nur das allernötigste an medizinischer Versorgung leisten. Dieser Missstand wird von Politikern kritisiert und Premierminister Modi entwickelt Pläne, eine allgemeine Krankenversicherung einführen zu wollen. Der indische Gesundheitsmarkt war bisher stark von Generikaexporten getrieben. Wenn die indische Regierung nun aber die Bevölkerung großflächig versichert, ist davon auszugehen, dass eine Reihe weiterer Healthcare Services eingeführt werden. Der Umsatz mit Pharma-Produkten sollte dadurch in den nächsten Jahren stark steigen, von etwa 15,6 Milliarden US-Dollar im Jahr 2011 auf prognostizierte 48,8 Milliarden im Jahr 2020  [1].  
 

!Reformen im indischen Gesundheitssystem

Bereits Modis Vorgänger, Manmohan Singh, hatte den Indern eine allgemeine Krankenversicherung versprochen, dieses Versprechen jedoch nie eingelöst. Unter seiner Regierung wurde aber der derzeit noch laufende Fünfjahresplan (2012-2017) verabschiedet, welcher neben Bildung insbesondere den Ausbau des Gesundheitssystems forciert. Modi, seit 2014 Premierminister, ist mit den gleichen Wahlversprechen angetreten. Nachdem er sich zu Beginn seiner Amtszeit auf das nur teilweise erfolgreiche Projekt einer bargeldlosen Gesellschaft konzentriert hat, ist davon auszugehen, dass er sich zukünftig mehr der Reform des Gesundheitsbereichs widmen wird. Dort könnte ein ähnliches System eingerichtet werden, bei dem die Nutzerdaten und die Kosten digital bearbeitet und über eine staatliche Versicherung bezahlt werden.

!Zukunftsmarkt Biotech und Biosimilars

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Das Wachstum auf den globalen Medikamentenmärkten ist weiterhin dynamisch. Das gilt besonders für die Biotech-Branche. Bei diesem Medikamententyp handelt sich um Arzneistoffe, die mit Mitteln der Biotechnologie und gentechnisch veränderten Organismen hergestellt werden. Der Anteil der Biologika wächst rasant. Sie gehören als Spezialtherapeutika zur neuesten Generation von Medikamenten, die Patienten dort helfen können, wo Standardmedikamente nicht ausreichend wirken. Sie ermöglichen Ärzten und Patienten neue Therapieoptionen bei der Behandlung schwerer und lebensbedrohlicher Erkrankungen. Wo Standardarzneimittel nicht mehr weiterhelfen, werden sie eingesetzt. Beispielsweise im Bereich der Schmerztherapie, bei Diabetes, Stoffwechselerkrankungen und in der Onkologie. Vor allem in Europa und den USA sind Biologika deshalb seit Jahren auf dem Vormarsch. Zunehmend werden diese Therapeutika aber auch im asiatisch-pazifischen Raum stark nachgefragt. Besonders die wesentlich preisgünstigeren Biosimilars leisten dort einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen und bezahlbaren Arzneimittelversorgung. 

Viele Original-Biologika verlieren derzeit ihren Patentschutz. Das öffnet die Pforten für die Biosimilar-Produzenten, die neben Nordamerika vor allem in Asien beheimatet sind und ein Haupttreiber des Umsatzes am Pharmamarkt sind. 

Biosimilars als günstige Spezialtherapeutika bergen dort ein enormes Wachstumspotential. Wichtige Player wie Celltrion oder Samsung Biologics haben beispielsweise in Südkorea ihren Firmensitz. Das Land ist weltweit Vorreiter in der Herstellung von Biosimilars und verfügt hier sowohl über Technik als auch Know-how um den Weltmarkt zu versorgen.

!Zweistellige Wachstumsraten prognostiziert

Biosimilars sind mittlerweile Wachstumstreiber Nummer eins auf dem Pharmamarkt. Laut der Prognose von Branchen-Experten ist in den nächsten zwei Jahren ein Umsatzwachstum auf 20 Milliarden US Dollar zu erwarten, was ungefähr der Hälfte des zu erwartenden Umsatzwachstums auf dem Pharmamarkt entsprechen wird. Speziell in Asien werden zweistellige Wachstumsraten für Biosimilars erwartet, denn dort herrscht viel Nachholbedarf auf dem Gesundheitsmarkt. Auch hier kommt wieder die eingangs erwähnte Überalterung der Gesellschaft in Asien zum Tragen, denn vor allem ältere Menschen benötigen mehr medizinische Produkte. 


Fragen an: 
Dr. Anatol Eschelmüller, Tel 0664 25 21 526, a.eschelmueller@geld-magazin.at 



[1] [http://www.pwc.com/gx/en/industries/pharmaceuticals-life-sciences/pharma-2020/explore-the-data-analysis.html]

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