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Kornhäusel, Joseph Georg#

* 13. 11. 1782, Wien

† 31. 10. 1860, Wien


Architekt


Kornhäusel, Joseph Georg
Josef Georg Kornhäusel, Gemälde von H. Stugmeyer
© Bildarchiv der ÖNB, Wien, für AEIOU

Die frühen Jahre Kornhäusels sind unklar.

Als ältester Sohn begann Kornhäusel eine Maurerlehre bei seinem Vater Johann Georg Kornhäusel (1795 Abschluss als Maurergeselle) und ab 1804 beim Baumeister J. Reymund. Dennoch, er hat bei der Innung nie eine Meisterprüfung abgelegt.

Kornhäusel wurde später an der K.K. Akademie der bildenden Künste zum Architekten ausgebildet. 1808 Nach Abschluss seiner Ausbildung wurde Kornhäusel Mitglied der Akademie der bildenden Künste.


Nach dem Tod seines Vaters schied Kornhäusel 1811 aus dem elterlichen Betrieb, den fortan seine Mutter weiterführte, aus.
Auf Geheiß des Fürsten Johann I. von Liechtenstein 1812 als Nachfolger J. Hardtmuths zum Fürstlich Liechtensteinischen Baudirektor ernannt, war Kornhäusel für die Fertigstellung diverser Pläne Hardtmuths zuständig, so auch ab 1812 für den Schlossbau in Eisgrub (Lednice) zuständig. Für das Fürstentum schuf Kornhäusel außerdem noch einige eigene Bauten im ehemaligen Böhmen, bis er 1818 aus dem Liechtensteinischen Dienst ausschied (NDB, 2002).
Wahrscheinlich 1807 heiratet er seine erste Frau Friedericke, die jedoch 1814 verstarb. Auch mit seiner zweiten Frau Eleonore Frimmel (auch: Trimmel; Heirat 1821) blieb Kornhäusel kinderlos, ebenso wie mit seiner dritten Frau.
In der Zeit von 1807 bis 1836 hat Kornhäusel auch das Badener Stadtbild entscheidend mitgeprägt. So ließ sich u.a. auch Erzherzog Karl (Bruder Kaiser Franz I. von Österreich) von Kornhäusel die Weilburg bei Baden (NÖ) als Hochzeitsgeschenk für seine Frau Henriette von Nassau-Weilburg erbauen (1820-23, nicht mehr erhalten da 1945 abgebrannt).
Als 1817 die Stelle des Direktors der Architekturschule der Wiener Akademie, für die sich auch Kornhäusel beworben hatte, mit P. Nobile besetzt wurde, bereiste Kornhäusel Europa.
Neben den Fürstenhäusern Europas schätzten auch wohlhabende Bürgerliche seine Baukunst hoch. Es entstanden schon früh v.a. in Wien zahlreiche kleinere Wohnhäuser (1802-12). Kornhäusels Aufstieg begann um 1820, als er hts. an großen Zinsmietshäusern arbeitete (1823-33).
Nach dem Auftrag in Klosterneuburg (NÖ) setzte sich Kornhäusel zur Ruhe (1842).

Kornhäusels Grab am St. Marxer Friedhof, Wien., Foto: P. Stadler. Aus: Wikicommons unter CC
Kornhäusels Grab am St. Marxer Friedhof, Wien.
Foto: P. Stadler. Aus: Wikicommons unter CC

Kornhäusels sterbliche Überreste wurden aus dem ursprünglichen Grabmal am St. Marxer Friedhof später in ein Ehrengrab am Zentralfriedhof (Gr. 14A, Nr. 45A) verlegt.


Kornhäusel gilt als herausragender Architekt der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, er war einer der wichtigsten österreichischen Vertreter des Klassizismus, romantischen Historismus und des Biedermeier, deren stilistische Eigenheiten er mit lokalen Traditionen verband. Sowohl das Erscheinungsbild der dem Donaukanal nahen Seite der Inneren Stadt Wiens, als auch Baden bei Wien (NÖ) wurden wesentlich von ihm geprägt.

Sein Stil wird oft als Symbiose von Barock und Klassizismus beschrieben; Neuerungen erprobte er besonders an Bauten, die nicht allzu sehr den Traditionen verschrieben waren. Diese Tendenz in Kornhäusels Arbeit ist besonders in den Räumen des Palais Albertina zu sehen: kleinere Räume lösten die hierorts für die Repräsentation vorgesehenen barocken Räumlichkeiten ab; an der barocken Außenfassade änderte Kornhäusel hingegen wenig.

Als Kornhäusels Vermächtnis wird auch besonders der Zinshaustyp betrachtet, wo er den schmucklosen Mietshausstil mit Gestalt- und Schmuckelementen kleiner Wohnhäuser verbinden konnte. In dieser Ära musste in Wien aus Platzmangel innerhalb der Stadtmauern und um der großen Zuwanderung standhalten zu können in die Höhe gebaut werden.


Sein auffälligster und untypischster Bau war der in der Innenstadt am Fleischmarkt errichtete 'Kornhäusel-Turm', in dem der Architekt ab 1827 sein Atelier hatte. Dorthin brachte er sich angeblich durch das Einholen einer Stiege vor seiner streitsüchtigen dritten Ehefrau in Sicherheit (Bezirksmuseum). Der sechsstöckige Turm wirkt wie ein Industriebau, wirkt besonders durch die fehlenden Fenster in den unteren Etagen sehr nüchtern. Zeitweilig bewohnte der Schriftsteller Adalbert Stifter den Turm: er beobachtete u. a. 1842 vom Turm aus eine totale Sonnenfinsternis (beschrieben in Stifters Werk "Aus dem alten Wien").


Kornhäusels Klosterbauten zu Ende seines Schaffens hingegen sind äußerst traditionsbewusst gestaltet. Während der Weltkriege wurden einige Bauten Kornhäusels zerstört, doch alle noch erhaltenen Werke sind unter Denkmalschutz gestellt worden.

In Wien ist besonders das so genannte Ruprechtsviertel fast vollständig von Kornhäusel gestaltet und geprägt worden.


Josef Kornhäusel, Weilburg bei Baden. Stich, um 1823., © Ch. Brandstätter Verlag, Wien, für AEIOU
Josef Kornhäusel, Weilburg bei Baden. Stich, um 1823.
© Ch. Brandstätter Verlag, Wien, für AEIOU
Stift Klosterneuburg., © Österreich Werbung /Simoner
Stift Klosterneuburg.
© Österreich Werbung /Simoner
Stadttempel Seitenstettengasse., © P.Diem
Stadttempel Seitenstettengasse.
© P.Diem

Werke (Auswahl)#

  • Hotel ‚Zur Kaiserin Elisabeth’ in Wien (1802-05) - erste Arbeit
  • 'Kornhäusel-Villa' (Landhaus für Joseph Jenamy) in Ottakring (Wien; 1804-10)
  • Umbauten des Schlosses Jeutendorf bei Wien (ca. 1807)
  • Emilienhof in Baden (NÖ; 1811)
  • Stadttheater in Baden (NÖ; 1811/12; nach 1900 abgetragen, 1909 durch einen Bau des Büros Fellner & Helmer ersetzt)
  • Husarentempel in Brühl bei Mödling (NÖ; 1812/13)
  • Jagdschloss u.a. Anbauten an Schloss Eisgrub (heute: Lednice, Tschechische Republik; 1812-20)
  • Rathaus in Baden (NÖ; 1813-15)
  • Schloss Weilburg bei Baden (NÖ; 1820-23; 1945 ausgebrannt, später abgerissen)
  • Synagoge (Stadttempel) in der Seitenstettengasse in Wien (1824-26; Kornhäusel entwarf auch die Kultgegenstände)
  • 'Kornhäuselturm' in der Seitenstettengasse in Wien (1825-27)
  • Umbau des Schottenstifts in Wien (1826-32)
  • Göttweiger Hof in Wien (1828-30)
  • Um- und Ausbauten am Stift Klosterneuburg (NÖ; 1834-42)
  • Mechitaristenkloster in Wien (1836/37)

Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl)#

Seit 1920 gibt es im 20. Wiener Gemeindebezirk die Kornhäuselgasse.

Literatur#

  • Kunst und Alterthum in dem österreichischen Kaiserstaate (1836), F. Tschischka, Verlag Beck, Wien, 448 S.
  • Wien seit sechs Jahrhunderten, eine chronologische Reihenfolge von Thatsachen, Begebenheiten und Vorfällen in Wien von 1200 bis auf die neuere Zeit (1847), K. A. Schimmer, Kuppitsch, Wien, 512 S.
  • Baden bei Wien und dessen Umgebungen (1851), F. G. A. Ressel (nach J. A. Krickel’s topographischen Nachlässen bearbeitet), Verlag A. Pichler Witwe, Wien, 280 S.
  • Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich – enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche 1750 bis 1850 im Kaiserstaate und in seinen Kronländern gelebt haben (1856-91), C. von Wurzbach, Band 12 (von 60 Bänden), K u. K Hofdruckerei, Wien, S. 465ff.
  • Josef Kornhäusel – ein vergessener österreichischer Architekt (1916), P. Tausig, Konegen Verlag, Wien, 31 S.
  • Joseph Kornhäusel – eine Künstlermonographie (1964), H. Herzmansky, Dissertation Univ. Wien, 394 S.
  • Die Zinshäuser im Spätwerk J. Kornhäusels (1979), G. W. Rizzi und R. L. Schachel, Verein für Geschichte der Stadt Wien, 64 S.
  • Der Stadttempel Wien – Geschichte, Rabbiner, Kantoren (2008), E. Adunka (Stiftung Neue Synagoge Berlin, Centrum Judaicum), Verlag Hentrich und Hentrich, Teetz (Deutschland), 1. Aufl., 60 S.

Weiterführendes#

Quellen#

  • AEIOU
  • archINFORM
  • Kornhäuselturm
  • Ruprechtsviertel, Alt-Wien
  • Landesmuseum NÖ
  • Das große Buch der Österreicher – 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild (1987), Verlag Kremayr & Scheriau, Wien, 615 S.
  • Personenlexikon Österreich (2002), (Hrsg.) E. Bruckmüller, Buchgemeinschaft Donauland (u.a.), Wien, 575 S.
  • Österreichisches Biographisches Lexikon
  • Neue Deutsche Biographie


Redaktion: N. Miljković