!!!Mattersdorf - Mattersburg


Die Mattersburger Judengemeinde kann mit Unterbrechungen und zahlenmäßigen Schwankungen bis in die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts zurückverfolgt werden. Bereits 1569 konnten 67 in Mattersburg wohnhafte Juden gezählt werden. Die Judengasse wird erstmals 1644 so bezeichnet. 1785 hatte Matterdorf 767 Einwohner, 1883 waren es 700 und 1934 noch 411 jüdische Bewohner.

Als selbständige Gemeinde existierte Mattersdorf bis 1902, mit Wirkung vom 01.01.1903 wurden beide Gemeinden, die Marktgemeinde Mattersdorf und die Judengemeinde Mattersdorf zusammengelegt. 1924 wurde Mattersdorf in __Mattersburg__ umbenannt.

!Eine traurige Geschichte

Unmittelbar nach dem "Anschluss" verwirklichte der damalige Landeshauptmann des
Burgenlandes, Tobias Portschy, die menschenverachtende NS-Verfolgungspolitik
gegen die jüdische Bevölkerung im Burgenland weitaus radikaler als in den übrigen
Bundesländern. Über 500 in Mattersburg und Umgebung ansässige Jüdinnen und
Juden wurden durch Entrechtung, Verfolgung sowie schwere Misshandlung zur Flucht
ins benachbarte Ausland, zuerst meist über Wien, gezwungen. Das jüdische Vermögen
wurde von den NS-Behörden beschlagnahmt, Geschäfte wurden geplündert, "arisiert"
und liquidiert. Im September 1938 ließ der NS-Bürgermeister von Mattersburg an der
Synagoge die weisse Fahne als Zeichen dafür hissen, dass Mattersburg "judenfrei" war.

Jene Jüdinnen und Juden, die nicht auswandern konnten, wurden in Konzentrationslager deportiert. Rund hundert Mattersburger Jüdinnen und Juden wurden in den
NS-Konzentrationslagern ermordet. Die Verbrechen der Misshandlung, Beraubung und
Vertreibung der jüdischen Bevölkerung in Mattersburg wurden nach 1945 kaum geahndet, lediglich ein Verfahren gegen einen "Ariseur" endete mit einem Urteil. Wie viele
arisierte bzw. liquidierte Geschäfte in Mattersburg nach 1945 an die rechtmäßigen
Erben zurückgegeben wurden, ist nicht bekannt. Auch die Verantwortlichen für die
Zerstörung der Synagoge sowie die Schändung des Jüdischen Friedhofs wurden nicht
zur Rechenschaft gezogen. Um die Erinnerung an die jüdische Geschichte in
Mattersburg wachzuhalten, gründeten emigrierten burgenländischen Jüdinnen und
Juden in New York (nach 1945) und in Jerusalem (in den 1960er Jahren) die Gemeinde
__[Kirjat Mattersdorf|https://de.wikipedia.org/wiki/Kirjat_Mattersdorf]__. Auch die Mattersburger "Jeschiva" (Talmudhochschule) wird heutein Kirjat Mattersdorf in Jerusalem weitergeführt. 

Der __jüdische Friedhof__ besteht zumindest seit seiner Erwähnung im Schutzbrief des Jahres 1694, ausgestellt von Paul I. Fürst Esterhazy.  Belegt wurde der Friedhof bis 1938. Im  Mattersdorfer Friedhof fanden rund 1500 Personen ihre letzte Ruhestätte.  Während gravierende Ereignisse der Judengemeinde beispielhaft durch den riesigen Gedenkstein an die Opfer der Choleraepidemie 1830/31 verdeutlicht wurden, zeugten die Grabsteine der Neufelder Juden von deren Vertreibung und der gewaltsamen Auflösung der Neufelder Kehillah 1739. Auf den Grabdenkmalen, die in der Regel schmucklos sind, findet man feststehende Inhalte. Die verwendeten Symbole, wie z.B. die Menora (= der sieben-armige Leuchter), den Lulav (= Palmzweig) und den Etrog (= Zitrusfrucht) können u.a. besondere Eigenschaften des Verstorbenen ausdrücken.

!!Mahnmal zur Erinnerung an die Vertreibung der Mattersburger Juden
Am 5.11.2017 wurde das von der Gemeinde Mattersburg und von privater Seite errichtete Mahnmal durch Bundespräsident Van der Bellen eröffnet.

Das eindrucksvolle Denkmal wurde aus wetterfestem [COR-TEN-Stahl|https://de.wikipedia.org/wiki/COR-TEN-Stahl] errichtet.

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[{Image src='Denkmal_4.jpg' height='270' caption='Drei Stelen und'class='image_block' alt='Eröffnung des Mahnmals am 5.11.2017 ' width='405'}]
[{Image src='Denkmal_2.jpg' height='270' class='image_block' caption='ein Türrahmen' alt='Eröffnung des Mahnmals am 5.11.2017' width='401'}]
[{Image src='1938.jpg' height='270' class='image_block' caption='Inschrift in Hebräisch: Shoa'alt='Eröffnung des Mahnmals am 5.11.2017' width='180'}]
[{Image src='Shoa.jpg' height='270' class='image_block' caption='Shoa = Die Katastrophe'alt='Eröffnung des Mahnmals am 5.11.2017' width='405'}]
[{Image src='Door.jpg' height='270' class='image_block' caption='Tür: Symbol der Vertreibung' alt='Eröffnung des Mahnmals am 5.11.2017' width='180'}]
[{Image src='Bild.jpg' height='270' class='image_block' caption='Das Bild der zerstörten Synagoge' alt='Eröffnung des Mahnmals am 5.11.2017 ' width='401'}]
[{Image src='Denkmal_hinten.jpg' height='230' class='image_block' caption='Rückseite' alt='Eröffnung des Mahnmals am 5.11.2017' width='345'}]
[{Image src='IMG_3324.jpg' height='230' class='image_block' caption='Der jüdische Friedhof' alt='Eröffnung des Mahnmals am 5.11.2017' width='345'}]
[{Image src='Herbst.jpg' height='230' class='image_block' caption='Herbstlaub über dem jüdischen Friedhof' alt='Eröffnung des Mahnmals am 5.11.2017' width='345'}]
[{Image src='Gruender.jpg' height='270' class='image_block' caption='KR Michael Feyer' alt='Eröffnung des Mahnmals am 5.11.2017 ' width='405'}]
[{Image src='IMG_3227.jpg' height='270' class='image_block' caption='Das einzige erhaltene jüdische Haus in der Michael Kochgasse 41' alt='Eröffnung des Mahnmals am 5.11.2017 ' width='405'}]
[{Image src='Ehrenfels.jpg' height='270' class='image_block' caption='Rabbi Isaac Ehrenfeld aus Jerusalem' alt='Eröffnung des Mahnmals am 5.11.2017 ' width='405'}]
[{Image src='Rebbe.jpg' height='270' class='image_block' caption='Hohe Gäste' alt='Eröffnung des Mahnmals am 5.11.2017 ' width='405'}]
[{Image src='BP.jpg' height='270' class='image_block' caption=' Bundespräsident Van der Bellen fand eindringliche Worte' alt='Eröffnung des Mahnmals am 5.11.2017 ' width='405'}] [{Image src='vdb.jpg' height='270' class='image_block' caption='Ein nachdenklicher Präsident' alt='Eröffnung des Mahnmals am 5.11.2017 ' width='383'}]
[{Image src='Ehengaeste.jpg' height='270' class='image_block' caption='Zahlreiche Ehrengäste' alt='Eröffnung des Mahnmals am 5.11.2017 ' width='405'}]
[{Image src='Steine.jpg' height='270' class='image_block' caption='Steine werden zum Denkmal gelegt' alt='Eröffnung des Mahnmals am 5.11.2017 ' width='405'}]
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!Web-Links
* [Bericht von Ilan BERESIN im "David" 115/2017|mattersburg.pdf] 
*  Bericht im ["Standard"|http://mobil.derstandard.at/2000066997970/Juedische-Geschichte-Mattersburg-erinnert-sich-an-sich-selber] 
*  [Text der Rede des Herrn Bundespräsidenten (mit Bildbericht)|http://www.bundespraesident.at/newsdetail/artikel/das-gedenken-ist-nicht-nur-das-anliegen-der-ueberlebenden-der-verfolgung-es-ist-das-anliegen-oesterreichs-das-sich-damals-selber-eines-teils-seiner-menschen-beraubte]
*  [Wolfgang Weisgram: Als die Stadt sich ihr Schtetl amputierte in: Der Standard vom 11.3.2018|https://derstandard.at/2000075794824/Anschluss-in-MattersburgAls-die-Stadt-sich-ihr-Schtetl-amputierte]
* [Bericht Wikipedia|AustriaWiki/Gedenkstätte_zur_Erinnerung_an_die_ehemalige_jüdische_Gemeinde_Mattersburg]
 
Text: nach OAR Wolfgang Meyer/ Mag. Johannes Reiss\\
Fotos: P. Diem\\ \\




[{Metadata Suchbegriff=' Mattersburg' Kontrolle='Nein'}]