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Geschichte Niederösterreichs#

Landtagsgebäude St. Pölten (Niederösterreich)
Niederösterreich: Das Landtagsgebäude im Regierungsviertel von St. Pölten.
© Niederösterreichischer Landespressedienst, St. Pölten, für AEIOU

Prähistorische Funde (Gudenushöhle, Venus vom Galgenberg, Venus von Willendorf) belegen die Besiedlung des Landes seit der Eiszeit. Groß ist die Zahl der Fundplätze aus der Bronzezeit (Weinviertel, Mannersdorf, Pitten, im Traisental Franzhausen). Ein Hauptfundort der älteren Eisenzeit ist der Kalenderberg bei Mödling, in Großmugl ist ein riesiger Grabhügel aus dieser Epoche erhalten. In der jüngeren Eisenzeit errichteten die Kelten Wallburgen.

Ab 15 v. Chr. beherrschten die Römer das Gebiet südlich der Donau, sie bauten am Strom Kastelle (Ybbs, Pöchlarn, Melk, Mautern, Traismauer, Zwentendorf, Klosterneuburg), später entwickelten sich Städte mit einem ausgedehnten Bereich. Niederösterreich hatte Anteil an den Provinzen Pannonien (später Pannonia I) und Noricum (später Ufernoricum). Stadtsiedlungen waren Carnuntum, Vindobona, Aelium Cetium, später Favianis. Die Oberschicht nahm römische Sitten an. Nördlich der Donau lebten Germanenstämme (Markomannen, Quaden), die 167 einen 1. Vorstoß gegen das Römische Reich unternahmen, aber von Mark Aurel zurückgeworfen wurden. Danach wurden auch im Weinviertel römische Stützpunkte errichtet. Ab dem 4. Jahrhundert siedelten sich Germanen als Föderaten im römischen Bereich an, einen 1. Germanenstaat errichteten die Rugier um 480 mit dem Zentrum Stein bei Krems. Das Christentum fand am Beginn des 4. Jahrhunderts Eingang, ein erster Blutzeuge ist der heilige Florian, der bei Aelium Cetium lebte und 304 in der Enns ertränkt wurde.

Zur Zeit des heiligen Severin († 482) befand sich die römische Organisation in Auflösung, 488 wurde das Donaugebiet geräumt. Während der Völkerwanderung herrschten Heruler, Langobarden und Ostgoten im Land, seit dem 6. Jahrhundert siedelten Slawen unter der Oberherrschaft der Awaren, im Westen die Baiern. Um 760 wurde in St. Pölten ein erstes Kloster gegründet. Nach der Zerstörung des Awarenreichs unter Karl dem Großen 791-97 wurde Niederösterreich Teil einer karolingischen Mark. Bayrische Bistümer (Salzburg, Passau, Regensburg, Freising, Eichstätt) und einige Klöster erhielten Ländereien, auch weltliche Grundherren wurden heimisch. Nach 850 gehörte das Weinviertel zum Großmährischen Reich, 907 geriet Niederösterreich unter ungarischer Oberhoheit. Nach der Niederlage der Magyaren auf dem Lechfeld bei Augsburg 955 wurde um 970 eine Mark gegründet, mit der 976 die Babenberger belehnt wurden. Um 991 reichte diese Mark bis zum Wienerwald, bis etwa 1050 waren Leitha und March die Ostgrenze. Dort wurden vorerst 2 Marken (Ungarnmark und Böhmische Mark) errichtet, die um 1055 an die Babenberger fielen. Um 1050 begann auch die Erschließung des Nordwalds vom Donautal und der Horner Bucht aus, die bis in das 13. Jahrhundert andauerte. Während des Investiturstreits und zur Zeit Leopolds III. wurden Klöster gegründet, das Land weiter erschlossen und Orte zu Städten erhoben. Am 17. 9. 1156 wurde die Mark durch das Privilegium minus zum Herzogtum erhoben. Auf die Babenberger folgte 1246 Ottokar II. Přemysl als Landesherr, unter dem erstmals eine Viertelseinteilung entstand, 1254 wurde die Grenze zur Steiermark festgelegt.

Nach dem Sieg Rudolfs von Habsburg über Ottokar 1278 blieben die Habsburger bis 1918 Landesherren (belehnt 1282). Aufgrund des Privilegium maius wurde ab dem 16. Jahrhundert der Name "Erzherzogtum Österreich unter der Enns" üblich.

Die Bevölkerung benützte seit der Babenbergerzeit die deutsche Sprache, am Ende des 13. Jahrhunderts wurde diese auch in der Verwaltung eingeführt. Nach dem Aussterben des hochfreien Adels wurden die Ministerialen die führenden Familien (Kuenringer, Wallseer, Puchheimer, Maissauer, Pottendorfer und andere), diese und weitere im Rang erhöhte Geschlechter bildeten ab dem Beginn des 15. Jahrhunderts den Herrenstand, der mit dem Ritterstand, der hohen Geistlichkeit (Prälatenstand) und den landesfürstlichen Städten und Märkten die Stände bildete und vom Fürsten auf Landtagen zur Beratung herangezogen wurde. Ab 1513 besaßen die Stände in Wien ein Landhaus.

Im 15. Jahrhundert hatte das Land unter vielen Fehden, dann 1427-30 unter Einfällen der Hussiten (Hussitenkriege) zu leiden, 1451/52 erhoben sich die Stände gegen Kaiser Friedrich III. (Mailberger Bund), 1482-90 besetzte Matthias Corvinus von Ungarn die östliche Hälfte von Niederösterreich. Im 16. Jahrhundert wurde ein erheblicher Teil der Bevölkerung evangelisch, im Zuge der Gegenreformation erfolgte die Rekatholisierung und der Ausbau der katholischen Einrichtungen (neue Klöster, Kirchen und Kleindenkmäler, Wallfahrtsorte). 1529 wurde Wien erstmals von den Türken belagert und ein Teil des Landes verwüstet, 1532 folgte ein neuerlicher Einfall. Nach der Abwehr des stärksten türkischen Vorstoßes 1683 wurde das Land von dieser Bedrohung befreit und zum Zentralraum der habsburgischen Großmacht. Dies kam in vielen Bauten des Barocks zum Ausdruck. Im 18. Jahrhundert erfolgten auch die ersten industriellen Gründungen (Manufakturen, Merkantilismus). Das Jahrzehnt Josephs II. (Josephinismus) war von Veränderungen in der kirchlichen Organisation geprägt. Von den Rückschlägen der Napoleonischen Kriege erholte sich das Land erst in der Zeit des Biedermeier. Von der wirtschaftlichen Entwicklung des 19. Jahrhunderts profitierte Wien stärker als die anderen Regionen des Landes. 1838 fuhr die erste Eisenbahn von Floridsdorf nach Deutsch-Wagram, das Schienennetz wurde bald nach Norden und Süden (über den Semmering bis 1854) erweitert. In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts erfolgte der Ausbau der in Wien zusammenlaufenden Hauptlinien, die durch Nebenbahnen ergänzt wurden. Die Revolution von 1848 beendete die Untertänigkeit der Bauern und die Funktion der Stände, 1861 wurde der Landtag eingerichtet. Vor allem in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts (Gründerzeit) wurde die Industrie aufgebaut.

Nach dem 1. Weltkrieg mussten Orte bei Gmünd und die Stadt Feldsberg an die ČSR abgetreten werden, 1920/22 kam es zur Teilung des Landes in die Bundesländer Niederösterreich-Land und Wien. Landtag und Landesverwaltung von Niederösterreich blieben bis 1997 in Wien. 1938-45 hieß das Land "Niederdonau", das Nordburgenland und Südmähren wurden ihm angeschlossen, hingegen wurde Wien um 97 Gemeinden (darunter Klosterneuburg, Mödling, Perchtoldsdorf und Schwechat) vergrößert (Groß-Wien), ein Teil wurde 1954 rückgegliedert. Unter dem Nationalsozialismus wurde das Gebiet zwischen Allentsteig und Döllersheim für die Anlegung des Truppenübungsplatzes entsiedelt. Schwere Schäden erlitt das Land 1943-45 vor allem durch den Bombenkrieg.

Ab April 1945 wurde das Land von der Sowjetarmee eingenommen und blieb bis 1955 sowjetische Besatzungszone. Da ein erheblicher Teil der Industrie, die Erdölgewinnung und viele Objekte beschlagnahmt waren (USIA), war die Entwicklung gehemmt, erst ab 1960 begann ein Aufholprozess, doch blieb Niederösterreich bis 1989 durch den Eisernen Vorhang jahrzehntelang ein Randgebiet. 1986 wurde St. Pölten zur neuen Landeshauptstadt bestimmt und erhielt ein großzügig angelegtes Regierungsviertel. 1997 übersiedelten der Landtag, die Landesregierung und die Landesverwaltung von Wien nach St. Pölten.

Die Landesverfassung von 1920 wurde 1978 durch eine neue ersetzt. Die Gesetzgebung übt der auf 5 Jahre gewählte, 56 Abgeordnete umfassende Landtag aus.


Quellen#

  • Österreich-Lexikon, 3 Bände, HG. Ernst Bruckmüller, Verlagsgemeinschaft Österreich-Lexikon, 2004