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Salzburger Festspiele#

Zuschauerraum Großes Festspielhaus, Salzburg
Salzburger Festspiele: Zuschauerraum des Großen Festspielhauses von C. Holzmeister.
© Ch. Brandstätter Verlag, Wien, für AEIOU

In Anlehnung an die von der Stiftung Mozarteum Ende des 19. Jahrhunderts formulierte Idee, in Salzburg regelmäßig Mozart-Festspiele (Wolfgang A. Mozart) zu veranstalten, wurde 1917 auf Initiative von Friedrich Gehmacher und Heinrich Damisch der Verein "Salzburger Festspielhaus-Gemeinde" gegründet, um die Mittel für den Bau eines Festspielhauses aufzubringen. Im selben Jahr verfasste der Regisseur und Theaterleiter Max Reinhardt eine "Denkschrift zur Errichtung eines Festspielhauses in Hellbrunn".

Nach den Aufführungen von Hugo von Hofmannsthals "Jedermann" auf dem Domplatz 1920, in denen Reinhardt erstmals seine Idee von Freilichtfestspielen in Salzburg verwirklichte, etablierten sich die Salzburger Festspiele durch die Mitwirkung des Bühnenbildners Alfred Roller, des Komponisten Richard Strauss und des Dirigenten Franz Schalk trotz der unsicheren wirtschaftlichen Lage und zunächst ohne Unterstützung durch öffentliche Mittel in den 20er Jahren rasch auch international.

Nach wiederkehrenden finanziellen Schwierigkeiten, die sich vor allem durch die Adaption der 1607 erbauten Hofstallungen zu einem Festspielhaus verstärkten, wurden die Salzburger Festspiele auf der Basis gesetzlicher Grundlagen durch Stadt und Land Salzburg sowie den Bund abgesichert.


Trotz bedeutender Schauspielproduktionen unter der Regie von Max Reinhardt ("Das Salzburger große Welttheater", "Ein treuer Diener seines Herrn", "Faust") standen Oper und Konzert bald im Vordergrund. Neben den Werken Mozarts, der Wiener Klassik und der italienischen Opera buffa fand durch Aufführungen der Opern von Richard Strauss auch die zeitgenössische Musik Aufnahme in das Festspielprogramm.


In den 30er Jahren wurde das musikalische Repertoire erweitert: 1933 wurde erstmals eine Oper von R. Wagner ("Tristan und Isolde") aufgeführt, 1935 eine von G. Verdi ("Falstaff"). Neben künstlerischen und gesellschaftlichen Ereignissen stand nach der nationalsozialistisch Machtergreifung in Deutschland die kulturpolitische Bedeutung der weltweit beachteten Salzburger Festspiele im Vordergrund, bei denen auch viele unter dem Nationalsozialismus verfolgte Künstler mitwirkten.


Zwischen 1938 und 1944 spielten die Salzburger Festspiele eine untergeordnete Rolle in der nationalsozialistischen Kulturpolitik. Ein Großteil der bis dahin prägenden Persönlichkeiten ging ins Exil (Max Reinhardt, Bruno Walter, die Regisseure L. Wallerstein und M. Wallmann), andere blieben ihnen freiwillig fern (Hans Thimig, Erich Kleiber, A. Toscanini). Dennoch gelang es den Organisatoren, mit Künstlern wie Clemens Krauss, Wilhelm Furtwängler und den Wiener Philharmonikern die Tradition der Salzburger Festspiele programmatisch weitgehend fortzusetzen.


Nach 1945 wurden die Salzburger Festspiele, unterstützt von den US-Besatzungstruppen, abermals Aushängeschild der weltoffenen kulturellen Identität Österreichs. Unter dem Einfluss des Nachkriegsdirektoriums, dem auch der Komponist Gottfried von Einem und der Regisseur Oscar Fritz Schuh angehörten, gewannen die Salzburger Festspiele eine Eigenständigkeit, die einerseits an die Vorkriegstradition anknüpfte (Wiederaufnahme des "Jedermann") und andererseits zeitgenössische Ausdrucksformen einbezog: 1947-61 gab es fast jeden Sommer eine Oper des 20. Jahrhunderts, darunter zahlreiche Uraufführungen oder deutschsprachige Erstaufführungen.

In den 1960er Jahren bildete die zeitgenössische Musik vor allem bei den internationalen Ballettgastspielen einen wesentlichen Bestandteil. Nach dem Tod W. Furtwänglers, der als Dirigent von Weltruf in den Nachkriegsjahren ständiger Gast der Salzburger Festspiele war, wurde Herbert von Karajan, aus Salzburg gebürtig, zunächst künstlerischer Leiter (1956-60); 1964-88 gehörte er dem Direktorium der Salzburger Festspiele an, nahm nachhaltigen Einfluss auf den Opern- und Konzertspielplan, auf den Neubau des Großen Festspielhauses (eröffnet 1960), auf die Auswahl von Dirigenten, Sängern, Regisseuren und Bühnenbildnern und prägte über 30 Jahre den Stil der Salzburger Festspiele: einem internationalen Publikum wurden repräsentative Aufführungen auf höchstem musikalischen Niveau mit den für den jeweiligen Part besten Künstlern geboten.

Jedermann-Aufführung
Jedermann-Aufführung
Foto © Herbert Pirker

In Ergänzung zu den Salzburger Festspielen begründete Karajan 1967 die Salzburger Osterfestspiele als privat geführtes Festival, das ursprünglich im Zeichen R. Wagners stand und später eng mit den Salzburger Festspielen kooperierte.

Nach Karajans Tod 1989 folgte ein vierjährigen Interregnum von Kurt Masur, Bernard Haitink und Sir Georg Solti, 1994 folgte Claudio Abbado als künstlerischer Leiter, ab der Saison 2003 übernahm Sir Simon Rattle wieder die künstlerischen Planungen.


Das Schauspiel stand auch nach 1945 hinter der Musik zurück, obwohl die Aufführungen des "Jedermann" auf dem Domplatz (unter anderem mit Filmstars wie Curd Jürgens, Maximilian Schell und Klaus Maria Brandauer in der Titelrolle) nach wie vor zu den bestbesuchten Veranstaltungen zählen. Neben Aufführungen der dramatischen Hauptwerke der Weltliteratur und österreichischer Schriftsteller fanden in den 1970er und 1980er Jahren auch Uraufführungen einiger Stücke von Thomas Bernhard und Peter Handke statt.


1950 wurde per Gesetz ein Festspielfonds geschaffen; die Abgangsdeckung übernahmen zu 40 % der Bund und zu je 20 % Stadt und Land Salzburg sowie der Fremdenverkehrsförderungsfonds. In Abgrenzung zur Ära Karajan bezog das neue Direktorium mit dem künstlerischen Leiter Gerard Mortier verstärkt Werke des 20. Jahrhunderts in das Programm ein und bemüht sich durch das Engagement innovativer Regisseure und Bühnenbildner um zeitgemäße Inszenierungen.

Ab 2001 war Peter Ruzicka Intendant der Salzburger Festspiele. Mit Neuproduktionen und der ersten zyklischen Gesamtaufführung aller 22 Mozart-Opern würdigte er den bedeutendsten Sohn der Stadt, mit Werken von Richard Strauss einen der Festspiel-Gründerväter. Er präsentierte erstmals österreichische Komponisten wie Korngold, Zemlinsky und Schreker, die während der Nazi-Jahre ins Exil getrieben oder verboten worden waren.

Seit 2007 steht Jürgen Flimm den Salzburger Festspielen als Intendant vor.

Im Jahr 2010 kam es zu Untersuchungen des wirtschaftlichen Gebarens der Salzburger Festspiele aufgrund von Veruntreuungsvorwürfen gegen Einzelpersonen.


2011

Nach Jürgen Flimm und dem künftigen Intendanten Alexander Pereira, der noch nicht da ist, wird Markus Hinterhäuser diese Lücke bei den Salzburger Festspielen füllen, der seit Jahren das Konzert der Salzburger Festspiele leitet.

Neuer Schauspielchef wird nach Thomas Oberender, der sein letztes Salzburger Jahr verbringt, Sven-Eric Bechtolf. Er gilt als Pereiras Wunschkandidat, da er am Zürcher Schauspielhaus mehrfach mit ihm zusammengearbeitet hat.

Der Bürgerrechtler und spätere Leiter der Stasiakten-Behörde Joachim Gauck wird heuer die Rede zur Eröffnung halten. Ursprünglich wollte Landeshauptfrau Gabi Burgstaller den Globalisierungskritiker, Sachbuchautor und Politiker Jean Ziegler einladen.


Die Zahl der Veranstaltungen betrug 2003 188 (1977: 85), die der Besucher 2010: 250.817 (2003: 243.820, 1977: 147.000); die Einnahmen brachten 2023,6 Mio. Euro (1977: 71 Millionen Schilling); die Platzauslastung betrug 94,3 %; einschließlich Sponsorverträgen wurden 2010 70% (2003 über 76 %) der Betriebskosten vom Festival selbst aufgebracht.

Die Salzburger Festspiele gelten als eines der größten Musik- und Theaterfestivals der Welt.

Literatur#

  • J. Kaut, Die Salzburger Festspiele 1920-81, 1982
  • S. Gallup, A History of the Salzburg Festival, 1987
  • M. P. Steinberg, The Meaning of the Salzburg Festival. Austria as Theatre and Ideology 1890-1938, 1990
  • E. Fuhrich und G. Prossnitz, Die Salzburger Festspiele. Ihre Geschichte in Daten, Zeitzeugnissen und Bildern, Band 1: 1920-45, 1990; Band 3: Verzeichnis der Werke und Künstler 1920-90, 1991
  • M. P. Steinberg, Ursprung und Ideologie der Salzburger Festspiele 1890-1938, 2000
  • M. Lasinger (Red.), Salzburger Festspiele 1992-2001, 2 Bde., 2001

Weiterführendes#


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