!!!Schmiedekunst (Eisenkunst)

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Die Verwertung der Vorkommen von [Eisen|AEIOU/Eisen] in Österreich führten schon früh zu einer Tradition an Werken der Schmiedekunst, die oftmals von hohem künstlerischen Wert sind ([Kunstgewerbe|AEIOU/Kunstgewerbe]). Die eisenverarbeitenden Gebiete Österreichs sind das östliche Oberösterreich mit dem Eisenzentrum Steyr, die Obersteiermark, die niederösterreichische [Eisenwurzen|AEIOU/Eisenwurzen] und das Tiroler Stubaital mit [Fulpmes|AEIOU/Fulpmes].

 

[{Image src='Laterne.jpg' caption='Schmiedeeiserne Laterne. Gemeinfrei von pixabay.com' alt='Laterne' width='400' class='image_left' height='533'}]
Vor dem 14. Jahrhundert in nur relativ wenigen Objekten erhalten (vor allem Leuchter und Türbeschläge, zum Beispiel in Pürgg, Ottmanach und Grafendorf, Truhe in Millstatt), nahm die Schmiedekunst im 14. und 15. Jahrhundert generell einen stärkeren Aufschwung. Eiserne Beschläge für Türen und Behältnisse erhielten oftmals eine reiche Ornamentierung etwa mit Lilien- oder Lebensbaummotiven (zum Beispiel Sakristeitüren der Pfarrkirche Bruck an der Mur um 1500, der Bürgerspitalskirche in Krems, der Stiftskirche Mondsee, 1470). Besondere Gestaltung erfuhren Gitterverschlüsse von Sakramentshäuschen (Bürgerspitalskirche Krems, Kirchen in Heiligenblut, Vordernberg, Maria am Gestade in Wien, Steyrer Pfarrkirche) und andere Gitter (Pfarrkirche von Eferding und Hall in Tirol). Eine ausgeprägte Sonderart der Schmiedekunst entwickelte sich mit den im 13./14. Jahrhundert "Brünner", im 15. Jahrhundert "Schilter und Plattner" genannten Waffenschmieden. Unter Erzherzog Sigmund von Tirol, Kaiser Maximilian I. und Erzherzog Ferdinand II. von Tirol wurde Innsbruck ein Zentrum europäischer Plattnerkunst, die von einigen Familien getragen wurde ([Treitz|AEIOU/Treitz_Trytz,_Treutz,_Trewcs,_Plattnerfamilie], [Seusenhofer|AEIOU/Seusenhofer,_Plattnerfamilie], Riederer, Wagner).

 
Im 16. Jahrhundert verfeinerten sich die Eisenformen in künstlerisch hochwertiger Ausarbeitung. In der Büchsenmacherkunst in Wien, Ferlach, Graz und Salzburg wurden zum Beispiel die Gewehrschlösser figürlich und ornamental kunstvoll geschnitten und graviert. Ebenso wurden auch Tür- und Truhenbeschläge ziseliert.

 
Im Barock kam der Schmiedekunst im Rahmen der Ausstattung profaner und sakraler Architektur sowie der Gartenanlagen (Park- und Ganggitter, Fensterkörbe, Abschluss- und Emporengitter) eine wesentlich erweiterte Bedeutung zu. Kerngebiet der barocken Schmiedekunst war besonders das Eisenzentrum Steyr. Als namhafte oberösterreichische Eisenkünstler sind A. F. Lindemayr (1686-1759, Abschlussgitter der Stiftskirche Spital am Pyhrn), V. Hofmann (Gitter für die Stiftskirche Kremsmünster, 1727/28) und H. Messner (Abschlussgitter der Stiftskirche St. Florian, 1698) zu nennen. 1716 entstand das Rosengitter in der Stiftskirche Stams in Tirol. In Wien entstanden im 18. Jahrhundert die 9 Gittertore für das Belvedere (A. und K. Küffner), das Meidlinger Haupttor von Schönbrunn, das Gitter in der Wallfahrtskirche Hafnerberg bei Heiligenkreuz (1729-45) und andere. Vorlagen für ihre Arbeiten fanden die Schmiede- und Schlossermeister dieser Zeit in Musterbüchern und Stichwerken. Für Wien ist das Musterbuch des F. L. Schmittner (1703-61), "Neu inventiertes Schlosser-Reisebuch", überliefert. Die für das österreichische Barock charakteristische "Eisen-Freudigkeit" lebte im Volksbarock - besonders in einer Fülle von Grabkreuzen - weiter. Eine reichhaltige Sammlung auch an bodenständigen Eisenarbeiten verwahrt das Joanneum in Graz.

 
Nach 1800 wurde die Schmiedekunst fast völlig von der Gusseisenproduktion (kaiserliches Gusswerk in Mariazell) verdrängt, die auch alle Arten von Galanteriewaren erzeugte, und lebte erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Zusammenhang mit dem [Stahlschnitt|AEIOU/Stahlschnitt] wieder auf.

 
Zu den schmiedeeisernen Arbeiten gehört auch die Produktion der Werkzeug-, Hammer-, Nagel-, Sensen- ([Sensen|AEIOU/Sensen]) und Messerschmieden in den traditionellen Zentren der Eisenverarbeitung, wovon besonders Bestecke, Haushaltsartikel oder alpine Ausrüstungsgegenstände über die Grenzen des Landes hinaus bekannt wurden. In jüngerer Zeit kommen dekorative schmiedeeiserne Gitter und dergleichen wieder verstärkt an Wohnbauten zur Verwendung.

!Literatur
* O. Hover, Das Eisenwerk, 1953
* O. Kastner, Eisenkunst im Lande ob der Enns, 1961
* derselbe, Schmiedehandwerk im Barock, 1971
* Steirische Schmiedekunst in der Sammlung des Joanneums, Ausstellungskatalog, Graz 1971
* G. Veverka, Das Schlosserhandwerk im alten Wien, Dissertation, Wien 1975
* Erz und Eisen in der Grünen Mark, Ausstellungskatalog, Eisenerz 1984
* T. Höfer, Barocke Schmiedeeisengitter im Wiener Raum, Dissertation, Wien 1988
* Metall für den Gaumen, Ausstellungskatalog, Riegersburg 1990
* Eisenkunstguß der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts aus den Sammlungen des Österreichischen Museums für angewandte Kunst, Ausstellungskatalog, Wien 1992



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