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Wiener Sängerknaben#

Wiener Sängerknaben, Gr. Saal d. Musikvereins
Wiener Sängerknaben im Großen Saal des Musikvereins
© Verlag Christian Brandstätter, Wien, für AEIOU

Die Wiener Sängerknaben stehen in der Tradition der Hofsängerknaben - der älteste Hinweis auf einen Knabenchor in der Hofburgkapelle stammt aus dem Jahr 1296.

1498 verlegte der spätere Kaiser Maximilian I. seinen Hof (und seine Hofmusik) aus verschiedenen Residenzen nach Wien. Per Dekret, das die ersten Buben als Mitglieder in die neue Hofmusikkapelle berief, erfolgte die eigentliche Gründung des Chors, der aus der Privatschatulle der habsburgischen Kaiser erhalten wurde. (Der erste Direktor war Bischof Georg von Slatkonia.)

Die Aufgabe des Chors, dem anfangs nur 8 Knaben angehörten und der später auf 14 bis 20 Knaben erweitert wurde, war die musikalische Gestaltung des feierlichen Gottesdienstes in der Wiener Hofburgkapelle.

Bis 1918 musizierte die Hofmusikkapelle ausschließlich für den Hof, bei Messen, privaten Festen und zu Staatsanlässen. Über die Jahrhunderte zog der Wiener Hof berühmte Musiker wie Isaac, Biber, Gluck, Mozart, Salieri oder Bruckner an, die hier musizierten und komponierten. Joseph Haydn, Michael Haydn und Franz Schubert waren selbst Chorknaben.


Am Ende der Monarchie und mit der Auflösung der Hofmusikkapelle wurden die Knaben 1918 bei den Messdiensten zunächst durch Damen des Staatsopernchores ersetzt. Der neue Rektor der Burgkapelle, Monsignore Josef Schnitt, kehrte 1921 jedoch zum Gottesdienst nach den 1498 festgesetzten Regeln - und damit zum Bubenchor - zurück.

1924 wurde das Sängerknabeninstitut als privater Verein "Wiener Sängerknaben" neu organisiert und mit der Zeit zu einem professionellen Musikbetrieb ausgebaut. Die wirtschaftliche Not der Nachkriegszeit zwang die Sängerknaben, erstmals auch außerhalb der Hofburg aufzutreten - seit 1926 gehen die Sängerknaben regelmäßig auf Tournee und treten in den berühmtesten Konzerthäusern der Welt auf.

Seit 1935 bestehen vier Chöre (benannt nach Mozart, Haydn, Schubert und Bruckner), von denen jeweils einer den sonntäglichen Gottesdienst in der Burgkapelle betreut. Heute gibt es rund 100 aktive Wiener Sängerknaben zwischen neun und vierzehn Jahren, aufgeteilt auf die vier Konzertchöre. Jeder der Chöre verbringt neun bis elf Wochen des Schuljahres auf Tournee; insgesamt absolvieren sie rund 300 Auftritte jährlich.


Seit 1948 dient das Palais im Augarten den Wiener Sängerknaben als Internat und Übungsstätte; seit 2012 haben sie hier einen eigenen Konzertsaal, das "MuTh". Die Wiener Sängerknaben unterhalten im Wiener Augarten eine Volksschule, ein Realgymnasium und ein Oberstufenrealgymnasium mit Schwerpunkt Vokalmusik. Der mit der Musikuniversität Wien und dem Salzburger Mozarteum entwickelte Lehrplan ist auf junge Stimmen zugeschnitten - die Schule ist die einzige ihrer Art. (Seit 1998 dürfen auch Mädchen die Volksschule der Sängerknaben besuchen, seit 2010 auch das Gymnasium - gemischte Chöre soll es allerdings weiterhin nicht geben.)
Die Wiener Sängerknaben unterstehen wie die Hofburgkapelle dem Unterrichtsministerium.

Weiterführendes#

Literatur#

  • R. Holzer und J. Schmitt, Die Wiener Sängerknaben, 1953
  • F. J. Grobauer, Die Nachtigallen aus der Wiener Burgkapelle, 1954
  • F. Endler, Die Wiener Sängerknaben, 1974
  • G. Heindl: Wien-Brevier einer Stadt, 1972