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vom 16.02.2022, aktuelle Version,

Österreichische Agentur für wissenschaftliche Integrität

Österreichische Agentur für wissenschaftliche Integrität
(ÖAWI)
Sitz Wien
Geschäftsführung Nicole Föger
Website oeawi.at

Die Österreichische Agentur für wissenschaftliche Integrität (ÖAWI) ist ein österreichischer unabhängiger Verein, der die Aufgabe hat, Vorwürfe wissenschaftlichen Fehlverhaltens in Österreich professionell zu untersuchen, sie zu bewerten und gegebenenfalls Vorschläge für Maßnahmen zu unterbreiten.

Gegründet wurde der Verein im Jahr 2008 auf Grund verschiedener Plagiatsvorfälle im In- und Ausland. Gründungsmitglieder waren zwölf österreichische Universitäten, die Österreichische Akademie der Wissenschaften sowie der Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds, das Institute of Science and Technology Austria und der Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung. Mittlerweile sind alle öffentlichen Universitäten sowie einige Fachhochschulen, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen und Forschungsförderer Mitglieder.

Für die Untersuchung von Fällen wissenschaftlichen Fehlverhaltens ist die Kommission für wissenschaftliche Integrität zuständig. Sie besteht aus sechs ausländischen Mitgliedern, die die wissenschaftlichen Hauptrichtungen (Geisteswissenschaften, Sozialwissenschaften, Lebenswissenschaften, Medizin, Technik und Naturwissenschaften sowie Rechtswissenschaften) abdecken. Zu ihren Aufgaben und Kompetenzen zählen unter anderem die Erhebung des relevanten Sachverhalts bei vermutetem wissenschaftlichen Fehlverhalten, die Erstellung von Gutachten auf Grundlage dieses erhobenen Sachverhalts (unter allfälliger Beiziehung von Fachexperten aus dem In- und Ausland) sowie die Erarbeitung von abschließenden Stellungnahmen. Die Kommission für wissenschaftliche Integrität ist weder eine Entscheidungsinstanz noch eine rechtsprechende Organisationseinheit. Sie bietet eine neutrale und sachorientierte Plattform, um vermuteten Fällen wissenschaftlichen Fehlverhaltens objektiv auf den Grund gehen zu können. Die Kommission kann von jeder Person oder Einrichtung in Österreich kontaktiert werden. Sie kann selbst darüber entscheiden, ob ein Vorwurf weiterverfolgt oder ignoriert wird.[1]

Die Agentur gibt Empfehlungen heraus, was wissenschaftliches Fehlverhalten ist, wie man es erkennen und wie man es vermeiden kann.

Die Kommission hat von Mitte 2009 bis Ende 2011 46 Anfragen bearbeitet; nur 15 davon wurden zu einem Fall und führten somit zur Eröffnung eines Verfahrens. Von diesen stammten drei aus dem Bereich der Lebenswissenschaften, zwei aus der Medizin, zwei aus den Rechts-, vier aus den Sozial-, zwei aus den Geisteswissenschaften und zwei aus dem Bereich der Natur- und Technikwissenschaften. In sechs Fällen ging es um Plagiatsvorwürfe, in fünf um die Ausbeutung fremder Forschungsansätze, in zwei weiteren um Datenfälschungen und in zwei Fällen um einen Autorschaftskonflikt.[2]

Kritik

Im Juli 2017 wurde die Agentur von der Universität Wien mit der Überprüfung der Studie zu islamischen Kindergärten von Ednan Aslan beauftragt.[3][4] Im November 2017 kamen die Prüfer zu dem Ergebnis, dass kein wissenschaftliches Fehlverhalten vorliege, die Arbeit allerdings Mängel aufweisen würde. So wurde etwa eine Einflussnahme seitens des Ministeriums bestätigt, in den meisten Fällen handle es sich aber um Änderungen, die den Inhalt nicht verändert hätten.[5]

Im Jahr 2021 wurde die Agentur von der Fachhochschule Wiener Neustadt mit der Überprüfung der Magisterarbeit der eben zurückgetretenen Arbeitsministerin Christine Aschbacher (ÖVP) beauftragt. Die Magisterarbeit enthielt zahlreiche Plagiate, war in mangelhaftem Deutsch verfasst und dennoch mit »sehr gut« beurteilt worden. Eine ÖAWI-Kommission unter dem Vorsitz von Philipp Theisohn kam in ihrem vertraulichen Gutachten nach Angaben der Fachhochschule zu dem Schluss, die Arbeit enthalte zwar »Mängel bei der Einhaltung der Standards guter wissenschaftlicher Praxis«, es könne jedoch keine »bewusste und gezielte Täuschungsabsicht« festgestellt werden. Aschbacher könne deshalb ihren Titel behalten.[6] Der »Plagiatsjäger« Stefan Weber, der den Skandal aufgedeckt hatte, bezeichnete daraufhin das Verfahren als »Beschiss« und als »klassische Hochschulkorruption«. Er sagte:

»Die ÖAWI dürfte nicht eine Aufklärungsstelle, sondern eher das Bollwerk gegen Anschuldigungen wissenschaftlichen Fehlverhaltens sein. Es soll möglichst kein Vorwurf gegen wissenschaftliche Arbeiten an die Öffentlichkeit kommen, es soll sichergestellt werden, dass es an der jeweiligen Uni ja keine Konsequenzen gibt.«

Alle Plagiatsfälle, die Weber seit 2011 angezeigt hatte, wurden von der ÖAWI mit dem Hinweis entlastet, es sei »keine nachweisbare Täuschungsabsicht« festzustellen. Nach Weber sei Philipp Theisohn als Plagiatsverharmloser bekannt. Theisohn hatte u. a. 2013 die frühere deutsche Bildungsministerin Annette Schavan gegen Plagiatsvorwürfe verteidigt; Schavan wurde dennoch ihr Doktortitel aberkannt.[7]

Vorstandsvorsitzende

Einzelnachweise

  1. Pressetext 25. Juni 2009 (PDF; 21 kB)
  2. Jahresbericht OeAWI 2011 (Memento des Originals vom 1. September 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.oeawi.at (PDF; 80 kB)
  3. ÖAWI: Österreichische Agentur für wissenschaftliche Integrität (Memento vom 1. November 2017 im Internet Archive). Abgerufen am 1. November 2017.
  4. Kindergartenstudie: Kommission für wissenschaftliche Integrität der OeAWI nimmt Arbeit auf (Memento vom 1. November 2017 im Internet Archive). Presseaussendung vom 24. Juli 2017, abgerufen am 1. November 2017.
  5. derStandard.at: Studie zu Islamkindergärten: Prüfer sehen kein wissenschaftliches Fehlverhalten. Artikel vom 8. November 2017, abgerufen am 8. November 2017.
  6. Theo Anders: Der Standard, 29. September 2021.
  7. Weber zu Aschbacher-Prüfung: »Es ist alles ein Beschiss« Puls 24, 30. September 2021.; Stefan Weber: Offener Brief an die ÖAWI zum Fall Mag.a (FH) Christine Aschbacher, PhD vom 01.10.21; Plagiatsjäger gibt nicht auf: »ÖAWI ist ein Bananenverein«, 30 September 2021; Stefan Beig: Abgeschrieben, sinnwidrig – egal: Agentur entlastet sämtliche Akademiker Exxpress, 1. Oktober 2021.
  8. 1 2 derStandard.at: Neuer Leiter der Agentur für wissenschaftliche Integrität. Artikel vom 31. Oktober 2017, abgerufen am 1. November 2017.