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vom 09.06.2020, aktuelle Version,

Alexander III. (Russland)

Alexander III., um 1880

Alexander III. (russisch Александр III; gebürtig Alexander Alexandrowitsch Romanow, russisch Александр Александрович Романов; * 26. Februarjul./ 10. März 1845greg. im Winterpalast, Sankt Petersburg; † 20. Oktoberjul./ 1. November 1894greg. im Liwadija-Palast, Krim) entstammte dem Hause Romanow-Holstein-Gottorp und war von 1881 bis 1894 Kaiser[1] von Russland.

Alexander III. erhielt noch zu Lebzeiten den Titel „Friedensstifter“ (russisch mirotworez), weil in seine Amtszeit kein größerer Krieg mit den Großmächten fiel[2].

Herkunft und Jugend

Seine Kaiserliche Hoheit Großfürst Alexander Alexandrowitsch Romanow wurde am 26. Februarjul./ 10. März 1845greg. im Sankt Petersburger Winterpalast geboren. Er war das dritte Kind und zweitgeborener Sohn des russischen Thronfolgers Alexander Nikolajewitsch Romanow und dessen deutscher Gemahlin Marija Alexandrowna (gebürtig Marie von Hessen-Darmstadt).

Charakterlich legte der junge Alexander ein einfaches, grobes und abruptes Wesen an den Tag, zuweilen sogar schroff. Auch durch seinen robusten Körperbau und seine immense physische Stärke unterschied er sich von der Mehrzahl seiner Familienangehörigen.

Alexander um 1865

1855 bestieg sein Vater als Alexander II. den russischen Kaiserthron. Sein älterer Bruder Nikolaus wurde neuer Zarewitsch, und folglich genossen dessen Erziehung und Ausbildung bei Hofe höchste Priorität. Alexander wurden relativ geringe Aussichten auf den Thron zugeschrieben, und er erhielt eine für einen Großfürsten unzureichende, oberflächliche Ausbildung, die von militärischem Drill geprägt war.

Als Zarewitsch (1865 bis 1881)

Nach dem plötzlichen Tod seines Bruders 1865 wurde Alexander neuer Thronfolger. Doch trotz seines Titels hatte er wenig Einfluss auf das öffentliche Leben und die Politik, lebte vielmehr zurückgezogen im Anitschkow-Palais. Im Bewusstsein seines Mangels an Vorbereitung wandte sich die Familie an Konstantin Pobedonoszew, Professor an der Universität Moskau, der den Zarewitsch in Rechtswissenschaften und Staatskunde unterwies. Pobedonoszew, der für seinen extremen Konservatismus bekannt war, sollte zeitlebens großen Einfluss auf Alexander ausüben.

Alexander begleitete seinen Vater bei einigen Staatsbesuchen und lernte dabei zahlreiche Staatsoberhäupter, wichtige Regierungschefs und Außenminister kennen. Unter anderem besuchte er 1867 die Weltausstellung in Paris und fuhr in der gleichen Kutsche mit dem französischen Kaiser Napoleon III. und seinem Vater, als er Zeuge eines Attentates auf seinen Vater wurde. Da der Kutscher rechtzeitig eingriff, traf die Kugel des Attentäters Berezovski das Pferd. Außerdem war er im September 1873 beim Dreikaisertreffen in Berlin, wo er den deutschen und österreichisch-ungarischen Monarchen sowie den deutschen Reichskanzler Otto von Bismarck kennen lernte.

Als Offizier nahm der Zarewitsch am Russisch-Osmanischen Krieg 1877/78 in Bulgarien teil. Beim anschließenden Berliner Kongress unterstützte Bismarck die Forderungen Russlands nicht, sondern trat als „ehrlicher Makler“ auf. Alexander zeigte sich enttäuscht vom Verhalten des Deutschen Reiches; für ihn lag die Zukunft Russlands nicht an der Seite der Deutschen. Damit stand er mehr und mehr im Widerspruch zu seinem Vater, der seine Außenpolitik auf ein Bündnis mit Preußen (später dem Deutschen Reich) stützte, während Alexander sich mehr zu Frankreich hingezogen fühlte.

Allerdings stimmte Bismarck einem zwischen Russland und Großbritannien auf dem Berliner Kongress ausgehandelten Kompromiss zu, wonach Russland als Entschädigung für die nicht erreichte Hegemonie der slawischen Völker auf dem Balkan und für das kleinere Bulgarien territoriale Zugewinne in Adscharien zugesprochen wurden. Dieses Gebiet befand sich zum Zeitpunkt des Berliner Kongresses unter der Kontrolle der osmanischen Truppen. Im Streit um die Stadt Batumi akzeptierte er einen russlandfreundlicheren Vorschlag für die Zugehörigkeit Batumis zum Russischen Kaiserreich unter der Prämisse, dass Batumi zum Freihafen erklärt wurde.[3][4]

Ehe und Nachkommen

Die Zarenfamilie im Jahr 1888

Auf dem Sterbebett seines Bruders Nikolai versprach Alexander diesem, dessen Verlobte Prinzessin Dagmar von Dänemark zu heiraten. Am 9. November 1866[5] wurde die Hochzeit in der Kapelle des Winterpalastes gefeiert. Dagmar nahm nach ihrer Konversion zur russisch-orthodoxen Kirche den Namen Maria Fjodorowna an. Die Verbindung wurde als glücklich beschrieben; keiner der beiden soll außereheliche Liebschaften gehabt haben.

Aus der Ehe gingen sechs Kinder hervor:

  1. Peter von Oldenburg
  2. Nikolai Kulikowski

Mit seiner dänischen Gemahlin führte Alexander ein sehr häuslich und familiär geprägtes Leben. Ausgedehnte Sommerurlaube im Langinkoski Herrenhaus in der Nähe von Kotka an der finnischen Küste waren fester Bestandteil des Familienlebens. Dort wurden die Kinder in eine skandinavische Lebensart der relativen Bescheidenheit eingetaucht.

Als regierender Kaiser (1881 bis 1894)

5 RubelMünze aus dem Jahr 1888 mit dem Abbild von Zar Alexander III.
Kaiserin Maria Fjodorowna und Kaiser Alexander III. in Dänemark, 1892

Nachdem am 13. März 1881 Alexanders Vater, Zar Alexander II., in Sankt Petersburg einem Bombenattentat der Untergrundorganisation Narodnaja Wolja (Volkswille) zum Opfer gefallen war, folgte ihm der Sohn als Alexander III. auf dem Thron. Die Krönungsfeierlichkeiten fanden zwei Jahre später, am 27. Mai 1883, in der Moskauer Mariä-Entschlafens-Kathedrale statt.

Innenpolitik

Die Ermordung Kaiser Alexanders II. verfolgte seine Nachfolger wie ein Gespenst, weshalb Alexander III. aus Sicherheitsgründen mit seiner Familie das gut bewachte, festungsartige Schloss Gattschina bezog. In Folge des Attentats kam es in ganz Russland zu zahlreichen antisemitischen Pogromen gegen die jüdische Bevölkerung. Als Reaktion erließ der neue Kaiser 1882 die sogenannten „Maigesetze“, in denen die freie Berufsausübung und Freizügigkeit der jüdischen Minderheit stark eingeschränkt wurden.

Für Alexander lag die Stärke Russlands in sich selbst. Er war der Ansicht, sein Reich sei von anarchistischen Störern und revolutionären Agitatoren durchsetzt gewesen, die bekämpft werden müssten. Als Instrument der Bekämpfung gründete Kaiser Alexander 1881 die Geheimpolizei Ochrana, die politische Gegner in die sibirischen Arbeitslager sperrte. Als weiteres Problem sah Alexander eine „Überfremdung“ der Gesellschaft, besonders in Hinblick auf den deutschen Einfluss. Russland sollte ein homogenes Staatsgebilde sein, in dem die ethnischen Unterschiede in religiöser und sprachlicher Vielfalt überwunden werden müssten. Um dieses Ziel zu verwirklichen, startete Alexander eine radikale Politik der Russifizierung, die besonders in Polen und im Baltikum gegen harte Widerstände in der Bevölkerung durchgesetzt werden musste. Denn die Stützen seiner autokratischen Herrschaft sah Alexander in der slawischen Nation, der orthodoxen Kirche und einer einheitlichen Verwaltung. In seiner Herrschaftsauffassung war für parlamentarische Institutionen und den westeuropäischen Liberalismus kein Platz. Er hob beinahe alle Liberalisierungsvorschläge seines Vaters auf, obwohl er die Leibeigenschaft nicht wieder einführen konnte, zentralisierte die Verwaltung und schwächte die Semstwo-Vertretungen auf dem Lande. Allmählich zog er sich so die Feindschaft aller Klassen in Russland zu. Erneut flackerte überall der Terror auf. In seiner Politik wurde er von Konstantin Pobedonoszew unterstützt, der als persönlicher Berater des Zaren fungierte und zur grauen Eminenz am Hof aufstieg.

Die wohl größte Leistung in seiner 13-jährigen Herrschaft war die Grundsteinlegung für die Transsibirische Eisenbahn, die längste Eisenbahnstrecke der Welt. Damit wurde der europäische Teil Russlands mit den sibirischen Ostgebieten verbunden und war das zentrale Herrschaftsinstrument des Kaisers in diesen entlegenen Gebieten.

Zar Alexander III und die Mitglieder der kaiserlichen Familie, 1893

Außenpolitik

Außenpolitisch folgte Alexander III. der traditionellen Politik der schrittweisen Erweiterung der zaristischen Herrschaft in Zentral- und Ostasien. Dabei wollte er jedoch Konflikte mit anderen Großmächten vermeiden, denn er war nachdrücklich ein Mann des Friedens. Alexander stand zwar nicht auf dem Standpunkt „Frieden um jeden Preis“, vielmehr folgte er dem Grundsatz, das beste Mittel, einen Krieg zu vermeiden, sei eine gute militärische Vorbereitung.

Obwohl gegenüber dem Deutschen Reich zurückhaltend eingestellt, verschlechterte sich das traditionell gute Verhältnis der beiden Staaten erst gegen Ende von Alexanders Herrschaft. Alexander III. schloss im Juni 1881 mit den Kaisern Wilhelm I. von Deutschland und Franz Joseph I. von Österreich-Ungarn in Berlin den Dreikaiserbund. Russland erklärte sich in einem etwaigen Konflikt zwischen Deutschland und Frankreich für neutral und erlangte dafür freie Hand im Osten.

In den Jahren 1881 bis 1885 besetzten die russischen Truppen den südlichen Teil der transkaspischen Region, das auf dem Gebiet des heutigen Turkmenistan liegt. Gleichzeitig befanden sich seit dem 2. Anglo-Afghanischen Krieg britische Truppen in Afghanistan. Solange russische Truppen in Süd-Transkaspien aktiv waren, bestand die Gefahr einer Konfrontation mit Großbritannien. In diesem Fall konnte das Russische Kaiserreich vom Dreikaiserbund profitieren, der die Neutralität des Deutschen Kaiserreichs und Österreich-Ungarns garantierte.

Gleichzeitig suchte Alexander III. eine Annäherung an Frankreich, zum einen wegen seiner persönlichen Neigungen, aber vor allem suchte Alexander Investoren für die teure Transsibirische Eisenbahn und um die aufkeimende Industrialisierung zu finanzieren. Da Frankreich von Bismarck 20 Jahre lang isoliert worden war, war es für diese Annäherung zu gewinnen. Der offene Bruch vollzog sich 1890, als der deutsche Kaiser Wilhelm II. den Rückversicherungsvertrag mit Russland nicht verlängerte. Nun war der Weg zu einem russisch-französischen Bündnis frei. Ein Jahr später unterzeichneten beide Regierungen eine Übereinkunft, im Falle einer Bedrohung für den Frieden sich zu konsultieren – der Vorläufer des Zweiverbandes von 1894.

In seine Herrschaft fiel auch der Versuch des Kosaken Nikolai Aschinow, 1889 in Sagallo in Französisch-Somaliland eine russische Präsenz zu errichten. Alexander distanzierte sich jedoch bald von diesem Vorhaben, um die Beziehungen zu Frankreich nicht zu belasten.

Lebensende

Auf der Rückkehr von einer Reise in den Kaukasus war der Kaiser mit seiner Familie am 17. Oktober 1888 (julianischer Kalender) bzw. 29. Oktober 1888 (gregorianischer Kalender) bei Borki zusammen mit seiner Entourage von einem Eisenbahnunfall betroffen. Der Hofzug entgleiste und stürzte einen Abhang hinunter. Die Ursache konnte nicht geklärt werden. Als das Dach des Speisewagens auf die Fahrgäste zu stürzen drohte, soll Alexander das Dach angeblich mit seinen Schultern angehoben haben, bis sich alle in Sicherheit gebracht hatten.[6] Die kaiserliche Familie kam mit dem Schrecken davon. Diese übermenschliche Anstrengung hinterließ nach Meinung der Ärzte bleibende Schäden an seinen Organen.

Sechs Jahre später erkrankte der Kaiser vermutlich durch die Spätfolgen des Unglücks an einem schweren Nierenleiden (Nephritis) und starb am 1. November 1894 im Liwadija-Palast auf der Krim, wo er sich zu einem Erholungsurlaub befunden hatte.[7]

Seine sterblichen Überreste wurden in der Peter-und-Paul-Festung von Sankt Petersburg beigesetzt.[7]

In Russland wird nach dem Zerfall der UdSSR die Persönlichkeit Alexanders III. in bestimmtem Maße idealisiert und vor allem von nationalistischen Kreisen benutzt. Am 18. November 2017 weihte Präsident Putin im Liwadija-Park auf der Krim das Denkmal für Alexander III. ein.

Siehe auch

Literatur

  • Sylvain Bensidoun: Alexander III: 1881–1894. Sedes, Paris 1990.
  • Edith M. Almedingen: Die Romanows. Die Geschichte einer Dynastie. Russland 1613–1917. Ullstein, Frankfurt am Main 1995, ISBN 3-548-34952-8.
  • Gudrun Ziegler: Das Gold der Zaren. Heyne, München 2000, ISBN 3-453-17988-9.
Commons: Alexander III. von Russland  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Im zeitgenössischen Sprachgebrauch als auch im Ausland blieb es bis 1917 üblich, weiter vom Zaren zu sprechen und hat sich im Bewusstsein der Nachwelt erhalten. Was man damit traf, war nicht der geltende Würdeanspruch des Kaiserreichs, sondern die Fortlebung der spezifisch russischen Wirklichkeit, in Form des Moskauer Zarenreiches, das als Grundlage des neuen Imperiums diente. Dies führte im 19. Jahrhundert zu einer nicht quellengerechten Begriffssprache in der Literatur und zu einem überkommenen Begriffsapparat in der deutschen Literatur. in: Hans-Joachim Torke: Die russischen Zaren, 1547–1917, S. 8; Hans-Joachim Torke: Die staatsbedingte Gesellschaft im Moskauer Reich, Leiden, 1974, S. 2; Reinhard Wittram: Das russische Imperium und sein Gestaltwandel, in: Historische Zeitschrift, Bd. 187, H. 3 (Jun., 1959), S. 568–593, S. 569.
  2. Andreas Künzli: L.L. Zamenhof (1859-1917). Esperanto, Hillelismus (Homaranismus) und die "jüdische Frage" in Ost- und Westeuropa. Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2010 S. 34
  3. Kai Merten: Untereinander, nicht nebeneinander. Das Zusammenleben religiöser und kultureller Gruppen im Osmanischen Reich des 19. Jahrhunderts. Taschenbuch 2014, Band 6 S. 212–213
  4. Daniel Schmidt: Europäische Friedenssicherung. Der Prozess einer erfolgreichen diplomatischen Konfliktlösung am Beispiel des Berliner Kongresses 1878. Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung, Schriften zur Allgemeinen Inneren Verwaltung. Fußnoten auf S. 90
  5. Zum besseren Verständnis und zur Vereinheitlichung werden im Folgenden lediglich die Daten des Gregorianischen Kalenders angeführt.
  6. Sidney Harcave. Count Sergei Witte and the Twilight of Imperial Russia: A Biography. M.E. Sharpe, 2004. ISBN 0765614227. S. 32.
  7. 1 2 Sidney Harcave. The Memoirs of Count Witte. M. E. Sharpe, 1990. ISBN 0765640678. S. 205–207.
Vorgänger Amt Nachfolger
Alexander II. Kaiser von Russland
1881–1894
Nikolaus II.