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vom 28.08.2020, aktuelle Version,

Azoren

Ilhas dos Açores (portugiesisch)
Azoren
Flagge der Azoren
Wappen der Azoren
Flagge Wappen
Amtssprache Portugiesisch
Hauptstadt Ponta Delgada
Regierungschef Ana Luis (Partido Socialista)
Fläche 2.351 km²
Einwohnerzahl 245.766 (2015)
Bevölkerungsdichte 110 Einwohner pro km²
Bruttoinlandsprodukt 4.128 Mio. (2017)
Brutto­inlands­produkt pro Einwohner 16.900 (2017)
Währung Euro (EUR)
Unabhängigkeit Politische Autonomie seit 30. April 1976
Zeitzone UTC-1
UTC±0 Sommerzeit (März bis Oktober)
Kfz-Kennzeichen P
ISO 3166 PT
Internet-TLD .pt
Telefonvorwahl +351 (292)

Die Azoren (portugiesisch Ilhas dos Açores [ɐ'soɾɨʃ], zu deutsch: Habichtsinseln) sind eine Gruppe von portugiesischen Atlantikinseln (Hauptinsel São Miguel).

Die Azoren umfassen neun größere und mehrere kleinere Inseln, die 1369 km westlich vom europäischen Festland (Cabo da Roca) liegen. Die kürzeste Entfernung (Insel Flores) zu Nordamerika (Neufundland in Kanada) beträgt 1930 km, die Entfernung zu New York etwa 3600 km.

Verwaltungstechnisch bilden die Azoren zusammengefasst eine autonome Region Portugals, die Região Autónoma dos Açores, und gehören somit zur Europäischen Union.

Geographie und Geologie

Lage

Die Azoren liegen auf 36° 43' bis 39° 56' N und 24° 46' bis 31° 16' W und umfassen eine Grundfläche von 2330 Quadratkilometern. Sie sind Teil des Mittelatlantischen Rückens und liegen auf der Plattengrenze zwischen der Europäischen Platte und der Nordamerikanischen Platte. Die westlichsten Inseln Flores und Corvo gehören geologisch bereits zur Nordamerikanischen Kontinentalplatte.

Inselgruppen

Drohnenvideo der Azoreninsel São Miguel, etwas nördlich der Südküstenstadt Agua de Alto. Der Blick nach Norden auf die Berge und später auf die Küste ist typisch für die Azoren: üppige Vegetation, mildes feuchtes Klima, oft mit Nebel und tiefen Wolken

Die neun großen Inseln werden in drei Gruppen unterteilt:

Der gleichnamige Vulkan auf der Insel Pico ist mit 2351 m die höchste Erhebung Portugals.

Alle Inseln des Archipels sind vulkanischen Ursprungs. Nur die älteste der Inseln, Santa Maria, weist zusätzlich Sedimentgesteine auf.[1]

Höhlen

Klima

Die Azoren sind durch ein ozeanisch-subtropisches Klima geprägt. Die Lage inmitten des Atlantischen Ozeans sorgt dafür, dass Jahreszeiten und Temperaturextreme sehr ausgeglichen sind, d. h. für die Breitenlage sehr milde Winter und nicht so heiße Sommer. Zudem sind die Luftmassen aufgrund des langen Wegs über dem offenen Ozean relativ feucht. Zugleich befinden sich die Inseln die meiste Zeit des Jahres unter dem Einfluss der subtropischen Hochdruckzone (Rossbreiten). Das Azorenhoch, dem Volksmund oft bekannter als die Inseln selbst, ist dabei keinesfalls durch beständigen Sonnenschein geprägt. Aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit entstehen häufig, aber nicht immer, tiefe, mal geschlossene, mal aufgelockerte Wolkenschichten (Passatwolke). Anders als z. B. im Falle der Kanaren oder Madeira ist die Windrichtung auf den Azoren aber nicht vorherrschend aus Nordost (NO-Passat), sondern wechselnd; manchmal gibt es aufgrund einer Lage mitten in der Hochachse auch sehr schwache Winde. Generell bringen diese tiefen Wolken keinen oder nur sehr schwachen Niederschlag.

Die Inseln liegen mit 36 bis 40 Grad geographischer Breite wesentlich nördlicher als Madeira und die Kanaren und können daher ganzjährig von Tiefausläufern erreicht werden. Im Hochsommer herrschen etwa 50 % Sonnenschein und vorwiegend trockene Bedingungen vor. Ab September nimmt der Tiefeinfluss jedoch an Häufigkeit zu, mitunter geraten die Inseln auch in den Randeinfluss von alternden tropischen Stürmen; selten, etwa einmal pro Jahrzehnt, überqueren Reste von Tropenstürmen sogar unmittelbar die Inseln und können dort für starke Winde und intensive Niederschläge sorgen. Der „Azorenwinter“ zwischen Dezember und April erinnert eher an den September in Mitteleuropa: er kann sowohl durch relativ ruhige, milde Hochdrucklagen wie auch durch intensives Westwetter mit heftigen Stürmen, Regenfronten, Gewitter etc. geprägt sein. Vielfach dominiert den ganzen Monat über entweder das Hoch oder der Tiefdruckeinfluss. Tiefdruckgeprägte Wintermonate können extrem regenreich sein (bis zu 300 mm), hochdruckgeprägte dagegen trocken verlaufen.

Das Klima auf der am meisten westlich gelegenen Insel Flores ist wesentlich wolken- und regenreicher als auf der östlich gelegenen Insel Santa Maria. Flores hat ca. 1600 Sonnenstunden (etwa wie im Ruhrgebiet), Santa Maria ca. 1900 Stunden (etwa wie im Oberrheingraben). Die Niederschläge variieren zwischen 900 mm auf Santa Maria (auch etwa wie im Ruhrgebiet) und rund 1500 mm auf Flores (etwa wie im Berchtesgadener Land). Besonders signifikant ist der Unterschied im Sommer, wo Santa Maria oft trocken bleibt und damit dem mediterranen Klima ähnelt, während es auf Flores öfter regnet, wodurch Flores wegen der sehr hohen Temperaturen in Tieflagen schon fast feucht-tropisch anmutet.

In höheren Lagen der Vulkangipfel nimmt die Sonnenscheindauer weiter ab und die Niederschlagsmenge zu; mancherorts können über 5000 mm erreicht werden (so heftig wie etwa in Südostasien). Ab 400 m Seehöhe ist auch Nebel sehr häufig, insbesondere im Winter, da die Wolkenschichten sehr tief hängen.

Die Temperaturen liegen im „Azorenwinter“ im Mittel bei 11 Grad in der Nacht und 17 Grad am Tag. Kalte Nächte bringen etwa 6 Grad, sehr milde Tage rund 22 Grad (Wassertemperatur 16 Grad). Die Inseln sind völlig frostfrei und ermöglichen damit auch manchen tropischen Pflanzen das Überleben. Erst ab ca. 400 m kann Frost auftreten, ab ca. 800 m in seltenen Fällen Schneefall. Der Vulkangipfel auf Pico ist mit 2300 m Höhe im Winter sehr häufig schneebedeckt.

Im Sommer (August) erreicht die mittlere Temperatur milde 19 Grad in der Nacht und 25 Grad am Tag. Kühle Sommernächte haben 15 Grad, warme Sommertage erreichen die 30-Grad-Marke. Die Wassertemperaturen betragen 22 bis 24 Grad.

Klimawandel

Die Azoren sind von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen; so zeigt eine Studie von Karnauskas et al. (2016) in der Fachzeitschrift Nature Climate Change auf, dass ein fortschreitender Klimawandel bis zum Jahr 2090 zu einer vollständigen Austrocknung der Inseln führen soll.[2]

Natur

Die Azoren weisen eine große biologische Vielfalt auf und sind biogeographisch weitgehend isoliert, so dass sich eine Reihe endemischer Arten entwickelte. Conservation International hat die Azoren als Biodiversitäts-Hotspot ausgewiesen. Die Azoren gehören zum Mediterranen Becken, das sich von den Azoren bis nach Jordanien erstreckt.

Seit der Ankunft der ersten Siedler auf den Inseln litt die heimische Flora und Fauna dramatisch. Hauptfaktoren sind die Degradation von Landschaften, Abholzung, konventionelle Landwirtschaft und eingeführte exotische Arten, die den endemischen Arten das Habitat streitig machen. Der für die Azoren vormals typische Laurisilva (Lorbeerwald) findet sich nach wie vor auf einzelnen Inseln,[3] ist aber weitgehend durch Bestände des Australischen Klebsamenbaums (Pittosporum undulatum) verdrängt worden.

Obwohl die Natur der Azoren großem Druck von Touristen ausgesetzt ist, sind Maßnahmen für einen wirksamen Naturschutz noch in den Anfängen begriffen. Informationszentren, Ranger und Gebiete mit kontrollierten Zugängen oder gekennzeichneten Pfaden gibt es aber schon auf allen Inseln. Weite Bereiche der Inseln stehen außerdem unter Naturschutz.[4]

Landschaft

Typische Küstenlinie der Azoren auf São Miguel
Sonnenuntergang in Mosteiros auf São Miguel

Die Vegetation auf den Azoren ist aufgrund des humiden Klimas üppig. Daneben findet man aber auch eher karge, vulkanische Landschaften.

Flora und Vegetation

Etwa 70 Pflanzenarten sind endemisch, kommen also nur auf den Azoren vor. Auffällig ist in Hecken und an Waldrändern Rubus hochstetterorum, eine Brombeerart mit außergewöhnlich großen, hellrosa Blüten. Deutlich seltener ist die weißblühende, sukkulente Azorenglockenblume (Azorina vidalii), die man an manchen naturnahen Felsküsten noch finden kann. Die bis zu 5 Meter hohe Garten-Hortensie (Hydrangea macrophylla), die das Bild der Azoren dominiert, ist dagegen erst Ende des 19. Jahrhunderts aus Asien eingeführt worden und mittlerweile eine große Bedrohung für die endemischen Arten. Weitere invasive Pflanzenarten sind Hedychium gardnerianum aus der Familie der Ingwergewächse, eingeführt aus dem Himalaja, der Australische Klebsame und der Orangen-Klebsame (Pittosporum undulatum), der den heimischen Azoren-Lorbeer (Laurus azorica) weitgehend verdrängt hat.

Fauna

Gelbschnabel-Sturmtaucher

Eine große Rolle spielen marine Arten. So sind im Laufe der Zeit vor den Küsten des Archipels 38 Wal- und Delphinarten gesichtet worden. Bedingt durch den warmen Golfstrom tummeln sich um die Inseln etwa 500 Fischarten, wodurch die Azoren eines der fischreichsten Gebiete der Welt sind.

Die Avifauna der Inseln ist artenarm. Es gibt lediglich zwei endemische Arten, von denen der Azorengimpel am bekanntesten ist. Ihn gibt es nur noch in wenigen hundert Individuen im Nordosten von São Miguel. Häufig ist dagegen der „Cagarro“, Gelbschnabel-Sturmtaucher (Calonectris diomedea). Die Inseln bieten Seevögeln eine Ruhestation auf dem Zug ins Winter- oder Sommerquartier über den Atlantik, die Zugrouten der Landvögel verlaufen nicht über die Azoren.

Viele Arten, die heute auf den Azoren vorkommen, wurden eingeführt. Außer Fledermäusen gibt es keine ursprünglich einheimischen Säugetierarten.

Geschichte

Karthagische und kyrenische Münzen aus dem 4. Jahrhundert v. Chr., die 1749 auf der Insel Corvo entdeckt worden sein sollen, deuten darauf hin, dass die Azoren eventuell bereits von den Phöniziern besucht wurden. Zweifel bezüglich dieses Funds äußerte 1836 bereits Alexander von Humboldt.[5] Hasso Pfeiler datierte die Münzen ins 3. Jahrhundert v. Chr., Hans Hellmuth Kricheldorf konnte zeigen, dass von den neun Münzen nur eine aus Kyrene stammte.[6] In der Antike gab es Sagen um Inseln im Atlantik; so wird auch eine der Lokalisierungshypothesen zu Atlantis auf die Azoren bezogen (Ignatius Donnelly, 1882).

Die Inseln sind erstmals auf den Portolan-Seekarten des 14. Jahrhunderts verzeichnet, so im Medici-Atlas (1351) und dem Atlas Catalan (1375). Sie werden dort als neun Inseln in drei Gruppen entlang einer falschen Nord-Süd-Achse und mit falschen Umrissen verzeichnet. Dies könnte auf Sichtungen zurückgehen, die Seefahrer bei der Rückkehr von den Kanarischen Inseln gemacht haben, wenn sie das "volta-do-mar"-Manöver durchführten (man segelt erst nach Nordwesten, um dort auf stetige Westwinde zu treffen). Eine der frühesten Expeditionen zu den Kanarischen Inseln ist hierbei für das Jahr 1341 belegt.[7]

Die Azoren wurden offiziell 1427 von Diogo de Silves im Auftrag von Heinrich dem Seefahrer aufgesucht und für Portugal in Besitz genommen. Der portugiesische Name Ilhas dos Açores („Habichtsinseln“) entstand nach offizieller azoreanischer Darstellung aufgrund der zahlreich dort lebenden Bussarde, die die portugiesischen Eroberer zunächst fälschlich für Habichte hielten. Der Name blieb auch nach Entdeckung des Irrtums erhalten.

Karte aus dem Jahr 1584 von Abraham Ortelius

Die Besiedlung durch Portugal begann Mitte des 15. Jahrhunderts, zuerst ab 1431 auf der Insel Santa Maria. Auf Initiative von Isabella von Portugal, der Schwester von Heinrich dem Seefahrer, die mit Philipp dem Guten von Burgund verheiratet war, gehörten zu den frühen Siedlern nicht nur portugiesische Bauern, sondern auch Flamen, da die Niederlande zum Herrschaftsbereich von Burgund gehörten. Auf der Insel Faial erinnern noch heute die Windmühlen und der Ortsname Flamengos daran. Die Azoren wurden bald ein wichtiger Stützpunkt auf dem Weg zu den Besitzungen in Mittel- und Südamerika. So besuchte Christoph Kolumbus die Inseln 1493 auf dem Rückweg von seiner ersten Entdeckungsfahrt.

1580 wurde Philipp II. von Spanien in Personalunion Philipp I. von Portugal. Die Azoren versagten dem spanischen König zunächst die Anerkennung. So kämpften die Bewohner der Insel Terceira mit allen Mitteln, unter anderem mit Stieren, gegen die spanischen Tuppen. 1583 unterwarf sich Terceira der spanischen Krone. Erst 1640 wurde Portugal wieder unabhängig. 1694 kam es zur Taro-Revolte auf São Jorge, als die Besteuerung auf die Ernteerträge stark angehoben wurde. Der Aufstand wurde im Frühjahr 1696 niedergeschlagen.

1759 wurden die Jesuiten von den Inseln vertrieben. 1770 erklärte Minister Pombal die Azoren zur Kolonie. Nach dem Niedergang des Zuckerrohranbaus erlebten mit Beginn des 19. Jahrhunderts die Azoren wieder eine wirtschaftliche Blüte. Orangen, Ananas, Tee und Tabak werden angebaut und erzielen gute Erträge. Die Orangenplantagen wurden jedoch Ende des 19. Jahrhunderts durch Schädlinge vernichtet. Der Walfang wurde intensiviert und durch den Aufbau einer Walfangflotte durch Portugal unterstützt. Zu dieser wirtschaftlichen Entwicklung trugen auch die guten Beziehungen zu den Vereinigten Staaten von Amerika bei. Viele Bewohner der Azoren heuerten auf amerikanischen Walfangschiffen an und wanderten dauerhaft aus.

Mit der zunehmenden Technisierung wurden die Azoren zur Schaltstelle zwischen Amerika und Europa. Die aufkommende Dampfschifffahrt benötigte Häfen zur Versorgung mit Kohle, weshalb Kohlebunker angelegt wurden. Ab 1893 verband das erste Unterseekabel über Faial die beiden Kontinente. In den 1930er Jahren landeten die ersten Transatlantikflüge im Linienverkehr mit großen Wasserflugzeugen im Hafen von Horta.

Nachdem der 1941 von den USA gefasste militärische War Plan Gray zur Annexion der Inseln nicht umgesetzt wurde, entdeckten diese aber die versteppte Westseite der Insel Santa Maria als geeignetes Gelände für einen Großflughafen. Ab 1944 begannen sie den Bau des Flughafens Santa Maria, der mit einer Pistenlänge von 3 km einen erheblichen Teil der von nur 5.780 Menschen bewohnten und 97 km² großen Insel beansprucht und bis in die 1970er Jahre als Zwischenstopp für Transatlantikflüge diente. Heute landet im Sommer zweimal täglich ein Flugzeug der lokalen Fluglinie, um Badetouristen den Besuch der Insel zu ermöglichen. Internationale Flüge landen allerdings nicht auf dem ehemaligen Militärflugplatz. 1943 bauten die Amerikaner auf der Insel Terceira ihren bereits 1913 gegründeten Stützpunkt aus; ein Flugfeld ermöglichte es der US-Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg, große Flugverbände einzusetzen. Heute (April 2013) wird China mittel- und langfristiges Interesse an diesen Einrichtungen unterstellt.[8] 1975/76 wurden die Azoren autonome Region innerhalb Portugals (Região Autónoma dos Açores) mit einer Regionalregierung in Ponta Delgada und einem Regionalparlament in Horta. Der Vertreter der Republik Portugal residiert in Angra do Heroismo. Nach dem EU-Beitritt Portugals wurde die Milchwirtschaft erheblich intensiviert und verdrängte zum Teil die Plantagenwirtschaft. Der Tourismus und insbesondere auch der Ökotourismus werden für die Azoren immer wichtiger. 2008 wurde auf der Hauptinsel São Miguel ein neuer Jachthafen eingeweiht, neue Straßen werden gebaut und der Flugverkehr zu den Azoren und zwischen den Inseln nimmt stetig zu. Die Azoren wurden immer wieder von Vulkanausbrüchen und Erdbeben heimgesucht. Den größten Ausbruch bildete 1957 die Entstehung des Vulkans Capelinhos an der Küste der Insel Faial. Etwa 2000 Menschen mussten umgesiedelt werden, und viele Bewohner wanderten in die USA aus, die durch ein Sondergesetz ihre Immigration ermöglichten. 1980 erschütterte ein Erdbeben die Insel Terceira und zerstörte deren Hauptstadt Angra do Heroísmo. Das letzte größere Beben ereignete sich 1998, es tötete auf der Insel Faial zehn Menschen und machte Tausende obdachlos.

Bevölkerung

Überblick

Auf den Azoren leben insgesamt 245.766 Einwohner, die überwiegend portugiesische Staatsbürger sind.[9] Sie sind zu 95 Prozent römisch-katholisch. Evangelische Gemeinden, vor allem Gemeinden der Igreja Evangélica Baptista, gibt es auf São Miguel, Terceira und Faial.

Evangelische Kirche in Horta auf Faial

Im 15. und frühen 19. Jahrhundert sowie 1933–1945 kam es zur verstärkten Einwanderung von Juden. So wanderten 1818/19 viele jüdisch-marokkanische Händlerfamilien ein, die erheblich dazu beitrugen, den Fernhandel der Azoren zu entwickeln.[10] Eine Synagoge, die noch heute zu besichtigen ist, wurde 1836 in Ponta Delgada auf São Miguel erbaut. Dort und auf den Inseln Terceira, Faial und Graciosa gibt es noch heute jüdische Friedhöfe.[11]

Nach Jahrzehnten der Auswanderung in die USA (im 19. Jahrhundert oft auch als Besatzung von Walfangschiffen), nach Kanada und Brasilien sowie in neuester Zeit nach Portugal verzeichnen die größten Orte auf São Miguel wieder bescheidene Bevölkerungszuwächse.

Die Bevölkerung spricht untereinander sehr differierende Dialektformen der portugiesischen Sprache. So können Festlandportugiesen die Einheimischen oft schwer verstehen.

Größte Gemeinden

Statistische Erhebung mit Stand 2015[12]

Gemeinde Einwohner
Ponta Delgada; Ilha de São Miguel 68.352
Angra do Heroísmo; Ilha Terceira 34.423
Ribeira Grande; Ilha de São Miguel 32.770
Praia da Vitória; Ilha de Terceira 21.532
Horta; Ilha do Faial 14.759
Lagoa; Ilha de São Miguel 14.728
Vila Franca do Campo; Ilha de São Miguel 11.256
Povoação; Ilha de São Miguel 6.080
Madalena; Ilha do Pico 5.948
Vila do Porto; Ilha de Santa Maria 5.653
Vila Franca do Campo; São Miguel 4.952

Politik und Verwaltung

Die Azoren bilden seit 1976 die Região Autónoma dos Açores. Die Aufgaben der Hauptstadt sind geteilt. Sitz des Präsidenten und der Regionalregierung ist Ponta Delgada. Das Regionalparlament, die Assembleia Legislativa dos Açores, hat ihren Sitz in Horta, der Vertreterer der Republik Portugal residiert in Angra do Heroísmo.

Präsident der Autonomen Region Azoren ist seit 6. November 2012 Vasco Cordeiro (Partido Socialista), Regierungschefin Ana Luis (ebenfalls Partido Socialista).

Präsidenten der Autonomen Region Azoren

  • Altino Pinto de Magalhães, 27. August 1975 bis 8. September 1976 (Regionale Junta der Azoren)
  • João Bosco Mota Amaral, 8. September 1976 bis 20. Oktober 1995 (Partido Social Democrata)
  • Alberto Madruga da Costa, 20. Oktober 1995 bis 9. November 1996 (Partido Social Democrata)
  • Carlos César, 9. November 1996 bis 6. November 2012 (Partido Socialista)
  • Vasco Cordeiro, seit 6. November 2012 (Partido Socialista)

Verwaltungsgliederung

Bis 1976 gab es auf den Azoren drei politische Distrikte: Ponta Delgada, Angra do Heroísmo und Horta. Diese entsprachen den Distrikten ain Festlandportugal.

Die Azoren sind heute in 19 Kreise (municípios) aufgeteilt. Diese sind:

Administrative Aufteilung der Azoren
Kreis Anzahl
Gemeinden
Einwohner
(2011)
Fläche
km²
Dichte
Einw./km²
LAU-
Code
Angra do Heroísmo 8 35.402 239,01 148 4301
Calheta 5 3.773 126,27 30 4501
Corvo 10 430 17,11 25 4901
Horta 5 14.994 173,04 87 4701
Lagoa 3 14.442 45,60 317 4201
Lajes das Flores 4 1.504 70,04 21 4801
Lajes do Pico 1 4.711 155,31 30 4601
Madalena 4 6.049 147,11 41 4602
Nordeste 5 4.937 101,46 49 4202
Ponta Delgada 6 68.808 232,97 295 4203
Povoação 3 6.327 106,41 59 4204
Praia da Vitória 3 21.035 161,25 130 4302
Ribeira Grande 3 32.112 180,14 178 4205
Santa Cruz da Graciosa 3 4.391 60,66 72 4401
Santa Cruz das Flores 3 2.289 70,91 32 4802
São Roque do Pico 3 3.388 142,35 24 4603
Velas 3 5.398 117,39 46 4502
Vila do Porto 3 5.552 96,89 57 4101
Vila Franca do Campo 3 11.229 77,96 144 4206
Azoren 78 246.771 2.321,88 106 2

Fahne und Wappen

Wirtschaft

Im Vergleich mit dem BIP (Bruttoinlandsprodukt) der EU ausgedrückt in Kaufkraftstandards erreichen die Azoren einen Indexwert von 61.1 (EU-25:100, 2003). Im Jahr 2017 betrug die Arbeitslosenquote 9 %.[13] Die Azoren gelten als eine, im europäischen Durchschnitt gesehen, wirtschaftsschwache Region Europas und erhalten Fördergelder der EU. Da die Azoren während der Diktatur Portugals, die bis 1974 reichte, stark vernachlässigt wurden, sind die Kosten des nachhaltigen Aufbauens enorm.

Verkehr

Jede der neun Inseln verfügt über einen modernen Flughafen, die regelmäßig von Kurz- und Langstreckenflugzeugen unterschiedlicher Airlines angeflogen werden. Im Jahr 2005 wurde die Reederei Atlânticoline gegründet, die Schiffsverbindungen zwischen den einzelnen Azoreninseln betreibt. Drei größere Schiffe zählen zur Flotte, nämlich die Ilha Azul, die Express Santorini und seit 2009 das HSC-Schiff Viking.[14]

Landwirtschaft

Bedeutendste Wirtschaftszweige auf den Inseln sind die Vieh- und Milchwirtschaft. Exportiert werden hauptsächlich Milch, Milchprodukte sowie Rindfleisch.

Die Azoren sind, neben einer Plantage im englischen Cornwall, der einzige europäische Standort, an dem Tee angebaut wird (zwei Plantagen auf der Insel São Miguel). 2012 wurden auf einer Fläche von 42 ha 136 t Tee geerntet.[15] Der Tee weist sehr wenig Teeine auf, im Gegensatz zu den Teesorten aus Asien und Afrika. Ein Großteil des Tees geht nach Festland-Portugal, insbesondere der bekannte Chá Gorreana, der Rest wird von der Bevölkerung selbst verbraucht. Die Teeplantagen sind zudem eine Touristenattraktion.

Der Ananasanbau auf São Miguel erfolgt in Gewächshäusern und ist sehr arbeitsintensiv, so dass die einheimischen Sorten teurer sind als die Importe aus Zentralamerika oder Afrika. 2012 wurden auf einer Fläche von 260 ha 3250 t Ananas geerntet. Für den Eigenverbrauch werden auf den Azoren auch Yams angebaut: Die Anbaufläche betrug 2012 115 ha und erbrachte eine Ernte von 1900 t.

DOC-Weißweine aus Pico

Weinbau wird in nennenswertem Umfang auf der Insel Pico (seit 2004 als UNESCO-Weltkulturerbe)[16], auf der Insel Graciosa und auf der Insel Terceira betrieben.[17] Nach den Rückschlägen durch die Reblausplage im 19. Jahrhundert wird der Wein der Azoren (anders als in Madeira) kaum mehr exportiert.

An Meeresfisch wird unter anderem Thunfisch gefangen und in Dosen konserviert.

Tourismus

Wegen ihrer Ursprünglichkeit und des einzigartigen Klimas mit milden, nie extremen Temperaturen gewinnt auch der Tourismus auf den immergrünen Azoren zunehmend an Bedeutung, so verdoppelte sich die Passagierzahl am wichtigsten Flughafen in Ponta Delgada zwischen 2014 und 2017. Neben den Festland-Portugiesen und internationalen Seglern stellen Touristen aus Deutschland, Frankreich und Italien eine große Besuchergruppe dar, ebenso wie Reisende aus den Neuengland-Staaten der USA sowie aus Kanada, die oft ausgewanderte Vorfahren von den Azoren haben.

Die Anreise erfolgte früher per Schiff. Heute erfolgt die Anreise von verschiedenen Flughäfen in Europa, Kanada und den USA zu den internationalen Flughäfen in Ponta Delgada (São Miguel), Lajes bei Angra do Heroísmo (Terceira), Horta (Fajal) oder Madalena (Pico).

Da es keine ausgedehnten Sandstrände gibt, sind Azoren-Urlauber meist Naturliebhaber und Wanderer. Transatlantische Segler nutzen die Häfen von Horta (Fajal) und Ponta Delgada (São Miguel) für Zwischenstopps. Auf mehreren Inseln wird Walbeobachtung angeboten.

Aufgrund ihrer exponierten Lage im offenen Atlantik und dem Golfstrom, der relativ warmes Wasser anspült, gibt es rund um die Azoren zahlreiche Großfische und Meeressäuger, weshalb die Azoren auch bei Tauchern beliebt sind. Die stellenweise starke Strömung macht jedoch die Tauchgänge eher anspruchsvoll und für Anfänger ungeeignet.[18] Auf allen neun Inseln gibt es inzwischen Tauchbasen, die auch geführte Tauchgänge anbieten.

Verschiedene Heil- und Thermalquellen machen den Ort Furnas (auf der Hauptinsel São Miguel) seit langem zu einem attraktiven Kurort, nicht nur für Festland-Portugiesen. Weitere heiße Quellen, die zum Baden genutzt werden, befinden sich in der Caldeira Velha unterhalb des Pico da Barrosa sowie im Meer bei Ginetes (Ponta da Ferraria), beides auf São Miguel.

Die Inselgruppen im Detail

Größen der Inseln

Östliche Inseln (Grupo Oriental)
Zentralgruppe (Grupo Central)
Westliche Inseln (Grupo Ocidental) 
Insel Ost-West
km
Nord-Süd
km
Fläche
km²
Höhe
m
Name der Erhebung Einwohner
2016[12]
Bev.-Dichte
Einw./km²
Küstenlinie
km
Hauptort
São Miguel 62,0 15,0 746 1103 Pico da Vara 138.138 185 155 Ponta Delgada
Santa Maria 17,0 9,5 97 587 Pico Alto 5.653 58 46 Vila do Porto
Faial 21,0 14,0 173 1043 Cabeço Gordo 14.759 85 80 Horta
Pico 46,0 15,0 447 2351 Ponta do Pico 13.834 31 110 Madalena do Mar
Graciosa 8,0 12,5 61 404 Caldeira 4.301 71 34 Santa Cruz da Graciosa
São Jorge 56,0 8,0 246 1053 Pico da Esperança 8.491 35 115 Velas
Terceira 29,0 18,0 397 1021 Serra de Santa Barbara 55.955 141 85 Angra do Heroísmo
Flores 17,0 12,0 143 914 Morro Alto 3.692 26 48 Santa Cruz das Flores
Corvo 3,8 6,1 17 718 Morro dos Hormens 460 27 18 Vila Nova do Corvo

[19]

Entfernungen der Inseln

Seemeilen
Kilometer
  Santa Maria
Vila do Porto
São Miguel
Ponta Delgada
Terceira
Angra do Heroísmo
Graciosa
Santa Cruz
São Jorge
Velas
Pico
São Roque
Pico
Madalena
Faial
Horta
Flores
Santa Cruz
Corvo
 
Santa Maria
Vila do Porto
  57,0 145,0 191,0 184,0 180,0 190,0 195,0 327,0 336,0
São Miguel
Ponta Delgada
105,6   90,0 142,0 132,0 140,0 152,0 154,0 279,0 283,0
Terceira
Angra do Heroísmo
268,6 166,7   48,0 48,0 52,0 65,0 70,0 190,0 192,0
Graciosa
Santa Cruz
353,8 263,0 88,9   38,0 42,0 45,0 46,0 150,0 150,0
São Jorge
Velas
340,8 244,5 88,9 70,4   9,0 18,0 20,0 144,0 149,0
Pico
São Roque
333,4 259,3 96,3 77,8 16,7   12,0 16,0 144,0 149,0
Pico
Madalena
351,9 281,5 120,4 83,4 33,4 22,2   4,0 135,0 140,0
Faial
Horta
361,2 285,2 129,7 85,2 37,1 29,7 7,4   138,0 144,0
Flores
Santa Cruz
605,6 516,7 351,9 277,8 266,7 266,7 250,0 255,6   13,0
Corvo
 
622,3 524,1 355,6 277,8 276,0 276,0 259,3 266,7 24,1  

Quelle[20]

UNESCO-Kultur- und -Naturerbe

Auf den Azoren befinden sich zwei Stätten des UNESCO-Welterbes: das Stadtzentrum von Angra do Heroísmo (1983) und die Weinbaukulturlandschaft der Insel Pico (2004). Ferner stehen die Azoren als Teil des multinationalen Vorschlags Mittelatlantischer Rücken zur Aufnahme in das Weltnaturerbe auf der Tentativliste.

Die gesamte Landfläche der Inseln und ein Meeresgebiet von etwa 10.000 km² um sie herum sind als Geopark seit 2013 Mitglied des Global Geoparks Network und seit 2015 ein UNESCO Global Geopark.

Siehe auch

Literatur

  • Michael Bussmann: Reiseführer Azoren. 6. Auflage, Michael Müller, Erlangen 2016, ISBN 978-3-95654-215-2.
  • Roman Martin: Azoren – die 77 schönsten Küsten- und Bergwanderungen. 5. neu bearb. Auflage, Rother Bergverlag, München 2017, ISBN 978-3-7633-4367-6.
  • Autokarte: Azoren. Freytag + Berndt, Wien 2013, ISBN 978-3-7079-1060-5.
Wikimedia-Atlas: Azoren  – geographische und historische Karten
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Einzelnachweise

  1. Patricia Madeira et al.: The marine fossiles of Santa Maria Island (AÇOREANA, 2007, Supl. 5: 59-73)
  2. Karnauskas et al. (2016), https://doi.org/10.1038/nclimate2987
  3. Abschnitt Flora und Fauna, birdingazores.com, abgerufen am 7. September 2015 (englisch)
  4. Azoren Landesnatur Flora und Fauna, portugal-aktuell.com, abgerufen am 7. September 2015
  5. Alexander von Humboldt: Kritische Untersuchungen über die historische Entwickelung der geographischen Kenntnisse von der Neuen Welt und die Fortschritte der nautischen Astronomie in dem 15ten und 16ten Jahrhundert, Band 1, Berlin 1836, S. 455ff.
  6. Hans Hellmuth Kricheldorf: Nochmals die Azoren und die Karthager, in: Schweizer Münzblätter = Gazette numismatique suisse = Gazzetta numismatica svizzera 13-17 (1963-67) 152 (Miszelle).
  7. Die Expedition 1341 bezieht sich auf den Bericht von Giovanni Boccaccio "De Canaria et insula reliquis, ultra Ispaniam, in occeano noviter repertis" (siehe Monumenta Henricina, vol. I, pp. 202–06.)
  8. Felix F. Seidler: Will China’s Navy Soon Be Operating in the Atlantic? Center for International Maritime Security, 8. Februar 2013, abgerufen am 15. April 2013.
  9. Bevölkerungsstatistik 2015 aufgerufen am 17. Oktober 2016
  10. Fatima Sequeira Dias: A Brief History of the Jews in the Azores: From the 15th Century to the Present, Lecture, 28. März 2012, Univ. of Massachusetts at Dartmouth, abgerufen am 7. September 2015
  11. Dr. António MachadoPires: Roteiro Cultural Dos Açores S. 255. Governo Regional dos Açores 2012
  12. 1 2 Zahlen des Serviço Regional de Estatistica dos Açores, abgerufen am 25. März 2018
  13. Arbeitslosenquote, nach NUTS-2-Regionen. Abgerufen am 5. November 2018.
  14. http://www.atlanticoline.pt/p/p/index.php?option=com_content&view=article&id=62&Itemid=60&lang=en
  15. http://faostat.fao.org/site/567/DesktopDefault.aspx?PageID=567#ancor
  16. Michael Bussmann: Azoren. 6. Aufl., Michael Müller Verlag, Erlangen 2016, ISBN 978-3-95654-215-2, S. 401
  17. Susanne Lipps: Azoren. Dumont Reise-Taschenbuch. 3. Aufl., Ostfildern 2016, ISBN 978-3-7701-7355-6, S. 56 ff.
  18. Jan Hackl: Die Azoren. Pico. tauchmagazin.com, abgerufen am 19. Februar 2014.
  19. Michael Bussmann: Azoren, 3. Auflage, 2006, ISBN 3-89953-257-0.
  20. Die Distanzen in nautischen Meilen sind den Gratis-Broschüren des Direcção de Turismo dos Açores (Azores Tourism Board) entnommen.