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vom 29.06.2018, aktuelle Version,

Bösendorfersaal

Der Bösendorfersaal war ein von 1872 bis 1913 im Palais Liechtenstein in der Herrengasse bestehender Konzertsaal in Wien.

Ludwig Bösendorfer eröffnete 1872 durch die Umgestaltung der fürstlich Liechtensteinschen Reitschule den Konzertsaal im Palais und übernahm in der Folge auch dessen Leitung. Der eher schmucklose Saal bot 588 Personen Platz und wurde wegen seiner hervorragenden Akustik sehr geschätzt. Er galt zu seiner Zeit als einer der wichtigsten Konzertsäle von Wien. Das Eröffnungskonzert am 19. November 1872 wurde von Hans von Bülow bestritten, weitere berühmte hier auftretende Künstler waren u. a. Johannes Brahms, Wilhelm Backhaus, Julius Epstein, Mitglieder der Familie Hellmesberger, Fritz Kreisler, Franz Liszt, Gustav Mahler, Felix Mottl, Anton Rubinstein, Richard Strauss, Richard Wagner, Felix von Weingartner und Hugo Wolf. Bis zur Schließung mit einem Konzert des Rosé-Quartetts am 9. November 1913 wurden hier etwa 4500 Konzerte gegeben.

Das Palais wurde in der Folgezeit abgerissen, um den Baugrund kommerziell verwerten zu können. Das Areal blieb allerdings fast zwei Jahrzehnte unverbaut, erst ab 1931 wurde darauf das Hochhaus Herrengasse errichtet. Am Gebäude erinnert eine Gedenktafel an den ehemaligen Standort des Bösendorfersaales.

Stefan Zweig beschreibt in seinen Memoiren „Die Welt von Gestern“ in bewegenden Worten das letzte Konzert und den emotionalen Abschied der Musikenthusiasten von „ihrem“ Saal:

„Als die letzten Takte Beethovens verklangen, vom Roséquartett herrlicher als jemals gespielt, verließ keiner seinen Platz. Wir lärmten und applaudierten, einige Frauen schluchzten vor Erregung, niemand wollte es wahrhaben, dass es ein Abschied war. Man verlöschte im Saal die Lichter, um uns zu verjagen. Keiner von den vier- oder fünfhundert der Fanatiker wich von seinem Platz.“

Stefan Zweig: „Die Welt von Gestern“

Im 2006 eröffneten Neubau des Mozarteums in Salzburg wurde einer der Konzertsäle als Bösendorfersaal wieder benannt.

Literatur

  • Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. Band 1: A–Da. Kremayr & Scheriau, Wien 1992, ISBN 3-218-00543-4.
  • Edgard Haider: Verlorenes Wien – Adelspaläste vergangener Tage. Wien 1984, ISBN 3-205-07220-0.
  • Christina Meglitsch: Wiens vergessene Konzertsäle. Der Mythos der Säle Bösendorfer, Ehrbar und Streicher. Lang, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-631-53014-5.