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vom 04.01.2020, aktuelle Version,

BBÖ 1170

BBÖ 1170 / ÖBB 1045 / MBS 1045
ÖBB 1045.12 in Attnang-Puchheim
ÖBB 1045.12 in Attnang-Puchheim
Nummerierung: BBÖ 1170.01–14
1045.01–14 (mit Lücken)
MBS 1045.01, 03, 06
Anzahl: 14
Hersteller: ELIN/Wien, Wr. Neustadt & Floridsdorf
Baujahr(e): 1927–29
Ausmusterung: ÖBB: bis 1994
Achsformel: Bo’Bo’
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Länge über Puffer: 10.400 mm
Gesamtradstand: 7.100 mm
Dienstmasse: 61 t
Reibungsmasse: 61 t
Radsatzfahrmasse: 15.3 t
Höchstgeschwindigkeit: 60 km/h
Stundenleistung: 1140 kW bei 40 km/h
Dauerleistung: 960 kW bei 48 km/h
Anfahrzugkraft: 153 kN
Treibraddurchmesser: 1.300 mm
Motorbauart: 1~Rs
Stromsystem: 15 kV 1623 Hz
Anzahl der Fahrmotoren: 4
Antrieb: Sécheron-Federantrieb
Bauart Fahrstufenschalter: Elektropneumatische Gleichstromschützen
Lokbremse: elektrische Bremse mit Bremswiderständen am Dach, später ausgebaut
Zugbremse: Vakuumbremse (1170.01–10), Druckluftbremse (1170.11–14), später alle Druckluftbremse

Die BBÖ 1170 war eine elektrisch angetriebene Lokomotivreihe der Österreichischen Bundesbahnen (Abkürzung bis 1938: BBÖ). Ab 1953 lautete die Bezeichnung dann ÖBB 1045.

Geschichte

Mitte der zwanziger Jahre benötigten die Österreichischen Bundesbahnen für die traktionstechnisch schwierige Mittenwaldbahn mit ihren Höchststeigungen von mehr als 36 Promille und die im Jahre 1925 elektrifizierte Strecke Attnang-Puchheim–Stainach-Irdning (Salzkammergutbahn) möglichst universell einsetzbare Lokomotiven. Auf der Mittenwaldbahn besorgte die Reihe 1060 den gesamten Verkehr, wofür ihre Leistung nicht mehr ausreichte. Auf der Salzkammergutbahn war die Reihe 1029 im Einsatz, die wegen ihrer starren 1’C1’-Bauweise für die kurvenreiche Strecke nicht geeignet war.

Technik

Die Entscheidung fiel auf eine vierachsige Drehgestelllokomotive mit Einzelachsantrieb, die die Reihenbezeichnung 1170 erhielt. Die bis dahin üblichen Stangenantriebe wurden hier ebenso aufgegeben wie die Bauart mit großen, im Maschinenraum untergebrachten Motoren. Wie gut und richtig diese Entscheidung war, zeigte sich darin, dass bis heute der größte Teil der Streckenlokomotiven dieser Bauart angehören.

Weitere Zwangspunkte bei der Konstruktion der neuen Lokomotiven war der schwache Oberbau im vorgesehenen Einsatzgebiet, der lediglich eine Achslast (heute: Radsatzlast) von 15 t (bei abgenützten Radreifen), somit eine Gesamtmasse von 60 t zuließ. Bei einer Masse von rund 28 Tonnen des elektrischen Teiles durfte der mechanische Teil also nicht mehr als 32 Tonnen Masse aufweisen, wobei schon allein auf den Hohlwellen-Antrieb rund 5 Tonnen entfielen. Das Fahrzeug musste daher so kurz wie möglich gebaut werden, obwohl klar war, dass ein derart kurzes Drehgestellfahrzeug zu unruhigem Lauf neigen würde. So entstand eine sehr gedrungene Lokomotivreihe der Bauart Bo’Bo’.

Der mechanische Teil der ersten zehn Maschinen kam von der Wiener Neustädter Lokomotivfabrik, der der letzten vier von der Lokomotivfabrik Floridsdorf, weil die Wiener Neustädter Lokomotivfabrik inzwischen geschlossen worden war. Der elektrischer Teil wurde 1927 von ELIN in Wien geliefert.

Man verzichtete erstmals auf den Tatzlagerantrieb und wählte den voll abgefederten Sécheron-Hohlwellenfederantrieb mit Schraubenfedern. Die 1170.01–10 hatten Vakuumbremse, die 1170.11–14 schon Druckluftbremse, da die Mittenwaldbahn bereits neueres Wagenmaterial besaß. Später wurden auch die ersten zehn Lokomotiven auf Druckluftbremse nachgerüstet.

Einsatz

Die ersten zehn Lokomotiven waren für die Salzkammergutbahn gedacht, die restlichen vier für die Mittenwaldbahn. Die Leistung der kleinen Maschinen war beachtlich, so zogen sie Güterzüge mit bis zu einem Kilometer Länge.

Die Deutsche Reichsbahn bezeichnete die Reihe ab 1938 als E 45. Zwei Fahrzeuge wurden während des Zweiten Weltkrieges so stark beschädigt, dass sie ausgemustert werden mussten.

Bei den Österreichischen Bundesbahnen nach 1945 erhielten die verbliebenen Maschinen in dem ab 1953 (bis heute) geltenden Nummernsystem die Reihenbezeichnung 1045. Ab 1978 erfolgte bei Fälligkeit größerer Instandhaltungsmaßnahmen die Ausmusterung dieser Lokomotiven. Die letzte Maschine wurde bei den ÖBB 1994 ausgemustert.

1045.03 im Eisenbahnmuseum Ampflwang, Zustand 2012

1980 wurden 1045.01 und 03 (später auch die leicht beschädigte 1045.06 als Ersatzteilspender) an die Montafonerbahn (MBS) verkauft, wo die ersten beiden bis 2009 im Betrieb standen.

1045.01 und 1045.03 gelangten nach Ende des Einsatzes bei der MBS zur ÖGEG (Österreichische Gesellschaft für Eisenbahngeschichte) und sind heute im Lokpark Ampflwang beheimatet.

Literatur

  • Richard Rotter, Helmut Petrovitsch: Triebfahrzeuge österreichischer Eisenbahnen – Elektrische Lokomotiven und Triebwagen. Eisenbahn Fahrzeug Archiv EFA A.2. alba Verlag, Düsseldorf 1990, ISBN 3-87094-132-4.
  • Klaus Eckert, Torsten Berndt: Lexikon der Lokomotiven. Komet Verlag, Köln 2005, ISBN 3-89836-505-0.
  • Günter Kettler u. a.: Alte österreichische Elektrolokomotiven, Verlag Peter Pospischil, Wien 1988.
  • Markus Inderst: Bildatlas der ÖBB-Lokomotiven. Alle Triebfahrzeuge der Österreichischen Bundesbahnen. GeraMond, München 2010, ISBN 978-3-7654-7084-4.
  • Klaus Brochmann: E 44 und E 45 : Altbau-Elektrolokomotiven für d. Personen- u. leichten Güterzugdienst. Verlag Klaus Brochmann Heidelberg 1978. Monographische Reihe Lokomotiv-Portrait. DNB 810750651
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