Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!
unbekannter Gast
vom 04.12.2019, aktuelle Version,

Bairisch-österreichischer Küchenwortschatz

Vor allem im Bereich der Lebensmittelbezeichnung gibt es im Bairischen einen sehr charakteristischen, vom übrigen deutschen Sprachraum abweichenden Wortschatz. In Österreich und Altbayern betrifft das nicht nur bairische Dialektausdrücke. Viele davon sind Lehnwörter aus dem Tschechischen, Italienischen, Ungarischen und Kroatischen (siehe dazu die jeweils knappe Etymologie in der mittleren Spalte).

Die Wörter werden mit ihrem (vom Hochdeutschen zuweilen abweichenden) Genus und ggf. Numerus angegeben: m = maskulin, f = feminin, n = neutrum, pl = Plural. Die Apokope des -e (wie in „Eierspeis-e“) wird verschriftlicht.

Wörter, die nur innerhalb Österreichs, aber nicht in Altbayern verbreitet sind, werden mit A (= Austriazismus) gekennzeichnet. Für speziell altbairische Wörter wird das Kürzel B (= Bavarismus) verwendet. Zusätzlich werden in Österreich zum Hochdeutschen gehörige Bezeichnungen mit H gekennzeichnet.

Für die Wiedergabe der Wörter wird die hochdeutsche Orthografie verwendet; sie gehören zwar teilweise dem Dialektwortschatz an, werden jedoch häufig schriftlich verwendet (v. a. auf Speisekarten etc.), so dass eine Umschrift in den bairischen Dialekt hier nur begrenzt sinnvoll wäre.

Altbairisch (B), Austriazismen (A), Hochdeutsch in Österreich (H) Herkunft (Etymologie) Bundesdeutsch
Agrasel (f, spr. Ågråsl) A mhd. agraz aus dem altfr. agras unreife oder saure Traube Stachelbeere
Aschanti, Aschantinuss (f) A Die Aschanti sind ein Volk in Ghana, wo die Erdnuss zu den Grundnahrungsmitteln gezählt wird. Erdnuss
Beiried (n) AH Roastbeef
Boasinger (n) AH Walnuss
Beuschel (n) AH, Lüngerl (n) B Ragout aus der Lunge (und manchmal auch anderen Zutaten wie zum Beispiel Herz und Zunge) vom Kalb oder anderen Schlachttieren
Blaukraut (n) HB farblich motiviert Rotkohl
Blunze (f) A zu einem alten Wort für „aufblähen“ Blutwurst
Buchtel (f) A tschechisch „buchty“, ungarisch "bukta" Rohrnudel
Erdapfel (m) H, Grundbirne (f) 1. Lehnübersetzung aus franz. „pomme de terre“; 2. (v. a. Bgld.) slaw. Krumpir(n) Kartoffel
Eierschwammerl (n) H, Reherl (n) B Diminutiv zu Eierschwamm in der Bedeutung „Pilz“; Eier- wegen der Farbe (?) oder der haupts. Zubereitung mit Eiern (?) Pfifferling
Eierspeis (f) H Eierspeise Rührei
Extrawurst (f) AH von lat. extra, eigentlich „außerhalb“, in der Bedeutung „besonders (fein)“, umgangssprachlich für Gruppe der Brühwürste sowie Standardsorte
Faschiertes (n) H von französisch farce Hackfleisch, Gehacktes
Fischlaberl (n) AH, Fischpflanzerl (n) B Diminutiv zu Laib bzw. Umdeutung aus Pfanzelte, also „Pfannkuchen“ zu Pflanzerl Fischkloß, meist Fischfrikadelle
Fisole (f) H, Strankerl (n) bot. Phaseolus vulgaris Gartenbohne und Grüne Bohne
Fleischlaberl (n) AH
Fleischpflanzerl (n) B
siehe Fischlaberl/-pflanzerl Fleischkloß, meist Frikadelle
Frittaten (f/pl) H zu italienische frittata, Eierpfannkuchen in Streifen geschnittene Pfannkuchen (Suppenbeilage)
Gelbe Rübe (f) Anm.: die gelben Karottensorten Goliath oder Pfälzer sind älter als die orangen französischen und niederländischen Neuzüchtungen aus dem 17. Jahrhundert. (gelbe) Karotte
Germ (m) H von „Gerbe(n)“, altes Wort für „Hefe“ (vgl. englisch yeast) (german. ger-) Hefe
Geselchtes (n) HB zu selchen „räuchern, trocknen“ gepökelt und heiß geräuchertes Fleisch, Geräuchertes
Golatsche (f) H slawisch, vgl. tschechischen koláč von kolo = Rad Teigtasche, Kolatsche
Grammeln/Gremmeln (f/pl) H Grieben
Gröstl (n/pl) HB entweder von „rösten“ oder aber von „Rest“
Gespritzter (m, auch G'spritzter) H zu spritzen = „mit Sodawasser verdünnen“ Schorle
Guatl (n) von ahd. guot „gut“, evtl. Lehnbildung zu französisch „bon(bon)“ AB: Bonbon B: auch Weihnachtsplätzchen
Guggummer (n) lateinisch oder französisch „cucumbre“ Gurke
Heiden (m) Heidenkorn Buchweizen
Hiefe (f), Hetschipetsch (f), Hetscherl (n) Hagebutte
Kaisersemmel (f) H nach Josef II. Kaiserwecken (sternförmig geteilt)
Karfiol (m) H aus italienisch cavolfiore (wörtlich: „Kohlblume“) Blumenkohl
Karotte (f) H aus französisch carotte Mohrrübe
Kipferl (n) H zu Kipf „Wagenrunge“, seitliche (gebogene) Haltestange am Wagen (für Langholztransporte) Hörnchen, Croissant
Kletze (f) H mhd. klœzen für „spalten“ Dörrbirne
Kletzenbrot (n) H Früchtebrot
Knödel (m) HB verwandt mit deutsch Knoten im Sinne von „Verdickung“ Kloß
Kohlsprossen (f/pl) AH Rosenkohl
Kranawitt (m) vgl. dt. Kranich und Wied für „Gehölz, Gebüsch“ Wacholder
Krapfen (m) HB gleiche Wortwurzel wie mitteldt. „Kreppel“ Berliner Pfannkuchen, Kreppel
Kraut (n) H Kohl
Kren (m) H slawisch; vgl. sorbisch, tschechisch kren, russisch chren, kroatisch hren Meerrettich
Kriecherl, Kriacherl (n) deutsch „Kriechenpflaume“ gelbe Zwetschke, Mirabelle
Kukuruz (m) AH ungarisch kukorica oder slawisch; vgl. tschechisch kukuřice, vllt. auch von den Kuruzzen (aufständische ungarische Bauern) Mais
Kutteln (f/pl) H germanisch; vgl. isländisch kvidh- „Magen“ Pansen
Leberkäs (m) HB Fleischkäse, Leberkäse
Leckerl (n) Diminutivbildung zu dt. lecker, vgl. oben Guatl Keks, Plätzchen, Leckerli
Löffelkäs (m) AH Frischkäse, Hüttenkäse
Marille (f) AH vgl. kroatisch marelica Aprikose
Marmelade (f) H italienisch Konfitüre, Marmelade
Maroni (f/pl) H italienisch Esskastanie
Melange (f) H französisch Milchkaffee
Melanzani (f) AH italienisch: melanzana, melanzane (pl.) Aubergine
Mischung, rote oder weiße Weinsorten mit Mineralwasser; Gebrauchsform: „Gspritzter Rot, Gspritzter Weiß“ (f) A zu spritzen „mit Mineralwasser verdünnen“ Weinschorle
Murke (f) A von tschechisch mrkev = Mohrrübe, Karotte Mohrrübe, Karotte, Wurzel
Nockerl (n/pl), im Neuösterreichischen auch: Nockerln (n/pl) H, (Salzburger Nockerl) von italienisch gnocco „(Kartoffel-)Klößchen“ Eischaumnocken (bei Somlauer oder Salzburger Art) und diverse mit 2 Löffeln geformte Nocken, Klöße, als Beilagen und Suppeneinlagen
Obers (n) HA für „obenauf“, Milchhaut (ungeschlagene) süße Sahne,
Palatschinke (f) HA von rumänisch placinta, aus lateinisch placenta = Kuchen, in derselben Bedeutung über ungarisch (pl- zu pal-) und tschechisch palačinka dünner (meistens süßer) Pfannkuchen
Paradeiser (m) HA Kürzung aus dem alten Wort „Paradiesapfel“, das in deutsch mal auch den Granatapfel bezeichnet hat Tomate
Potitze (f) A slawisch; vgl. slowenisch potica, aus kroatisch povitica „Rollkuchen (aus Hefeteig)“, ausgerollt, meistens mit gemahlenem Mohn gefüllt oder belegt, eingerollt und in einer Backform gebacken) (slowenischer) Hefekuchen
Plunderteig (m) H plundern = stark aufgehen (in der Bäckerei:) Hefeteig mit tourierter Butter.
Powidl (m/n) H slawisch; vgl. tschechisch povidla, von povídat = erzählen Pflaumenmus
Reiberdatschi/Platzke (m) B, Platzki (pl), Platzka (f) A Placka tschechisch für Plätzchen, von lateinisch placenta = Kuchen, siehe auch Palatschinke Kartoffelpuffer, Kartoffelplätzchen u. ä. Küchenerzeugnisse
Ribisel (f) HA lat. Ribes Johannisbeeren
Rote Rübe (f)HB, Raaner (f), Rhonen Rote Bete
Sauce (f) H französisch Tunke, Soße
Scherzerl (n), Buckel (m) HB (Brot-)Kuppe, Anschnitt
Schlagobers, Schlag (m) AH zu dt. schlagen und obers für „obenauf“ geschlagene süße Sahne, Schlagsahne, Schlagrahm
Schupfnudeln (f/pl), Bauchstupferlen Bubespitzle (schwäb.), fingerdicke Nudeln aus Kartoffelteig
Schwarzbeere (f) farblich motiviert Blaubeere, Heidelbeere
Semmel (f) HB lat. simila (fein gemahlenes Weizenmehl) (helles Weizen-)Brötchen
Spatzen (m/pl) Spätzle, Knöpfle (schwäb.), kleine Teigköße
Staubzucker (m) H Puderzucker
(Heiden-/Türken-)Sterz (m) A Plent, Schwarzplent (m) wohl kaum zu german. stert- für „Schwanz“ (Buchweizen-/Mais-)Polenta
Stelze (f) HA sinnverw. stelzen Eisbein, Unterschenkel vom Schwein
Struzen (m) bezeichnet die längliche Brotform (im Unterschied zum runden Laib)
Sturm (m) AH bezieht sich auf die „stürmische“ Vergärung Federweißer, junger Wein
Topfen (m) HB seit 13. Jh., lässt Herstellung in einem „Topf“ anklingen Quark
Umurke (f) A unklar; Parallelbildung zu Murke und Gurke wahrscheinlich (Salat-)Gurke, Kummer
Verhackert(es) (n) H Geräucherter Speck und Schweineschmalz im Fleischwolf klein püriert als Brotaufstrich
Vogerlsalat (m) H Feldsalat, Rapunzel
Wecken (m) H germanisch; vgl. engl. wedge „Keil“ bezeichnet die längliche Brötchenform (im Unterschied zum runden Laib)
Weckerl (m) H germanisch; vgl. engl. wedge „Keil“ (dunkles) längliches Brötchen
Weichsel (f) HB slawisch, vgl. kroat. visnja Sauerkirsche
Weinber (f) (ganze) Weintraube
Weinberl, Weinbirl (n) (einzelne) Rosine, Weinbeere
Zuckerl (n) A Diminutivbildung zu dt. Zucker Bonbon, Süßigkeit
Zwetschke (f) AHB,
Zwetschge BH (f)
griech. damaskēnón, lat. damascenum für „Pflaume“ über altfranzösisch davoise, Lyon davañi ins Deutsche als Tzwetzschen (14. Jh.) Pflaume

Siehe auch