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vom 02.05.2020, aktuelle Version,

Betende Hände

Betende Hände
Albrecht Dürer, um 1508
Pinsel in Grau und Schwarz, grau laviert, mit Deckweiß gehöht, auf blau grundiertem Papier
29,1× 19,7cm
Albertina, Wien
Der Heller-Altar (Rekonstruktion)

Betende Hände (auch: Studie zu den Händen eines Apostels) ist das wohl am häufigsten reproduzierte Bild von Albrecht Dürer. Das Original befindet sich in der Albertina in Wien.

Beschreibung

Das mit Tinte und Weißhöhung auf blauem Grund gezeichnete Bild zeigt zwei zum Beten gefaltete Hände.

Dürer fertigte die Zeichnung 1508 an, als Studie zu den Händen eines Apostels in Vorbereitung der Mitteltafel des Heller-Altars, wobei er auf einem Spiegel seine eigene linke Hand optisch verdoppelte und vermittels eines zweiten die im Bild festgehaltene Perspektive als Zeichenvorlage erhielt. Auf demselben Blatt befand sich ursprünglich auch der Entwurf eines Apostelkopfes; das Blatt wurde später geteilt. Auf dem Heller-Altar befindet sich dieser Apostel am rechten Rand des Mittelteils.

Der Frankfurter Tuchhändler Jakob Heller beauftragte Dürer mit der Anfertigung eines Flügelaltars, von dem nur Vorstudien im Original erhalten sind, nachdem der Altar im Jahr 1729 verbrannte. Zu diesen Vorstudien gehören auch die Betende Hände, ein Studienblatt, das die Hände eines Apostels darstellt, der Zeuge der Himmelfahrt Mariens ist.

Rezeption

Die Betenden Hände waren nur eine Vorstudie zum Heller-Altar, doch wurden sie bekannter als das Werk, für das sie vorgesehen waren:

„Die Sorgfalt, die Dürer auf diese Details verwandte, zahlte sich zumindest posthum aus. Während die nackten Füße des im Vordergrund knienden Apostels Ende des 16. Jahrhunderts einen wahren Fußfetischismus auslösten, avancierten die „Betenden Hände“ im 20. Jahrhundert zu Dürers populärstem Motiv. Der Künstler verwahrte die Studienblätter und griff einige Motive in leicht abgewandelter Form mehrfach wieder auf.“

Anja Grebe [1]

Die Betenden Hände sind das am meisten reproduzierte Werk Dürers. Sie werden vor allem im Devotionalienhandel angeboten, oft auch in dreidimensionaler Form, und dabei durch die Übersetzung in andere Bildmedien, zum Beispiel als Relieftäfelchen, zum „Synonym des Betens“ trivialisiert. Die Betenden Hände wurden zum Konfirmationsgeschenk, illustrierten Bibelausgaben und Kondolenzkarten.[2] In Abhandlungen zum Thema Kitsch wird dieses Motiv zuweilen als Inbegriff des Kitsches zitiert. In Europa wird das Motiv hauptsächlich als Druck und als Relieftäfelchen verkauft; in den Vereinigten Staaten finden auch Vollplastiken zahlreiche Abnehmer.[3]

Die betenden Hände entstammen einem Blatt, zu dem der Kopf des rechts außen knienden Apostels gehörte. Dadurch aber, dass die Hände von dem Kopf getrennt wurden, konnten sie zu einem volkstümlichen Symbol der Religiosität werden.

„Das Fehlen dessen, dem sie gehören, des naiv-gläubigen Jüngers, gab seine Hände für eine Umdeutung frei, in der sie eine Verehrung erfuhren, als seien sie die Gottvaters.“

Johann Konrad Eberlein [4]

Die Reproduktionen des Bildes und ihr Vertrieb provozierten auch Widerspruch. So schuf der Heidelberger Grafiker Klaus Staeck im Jahr 1970 einen Siebdruck mit dem Titel „Zur Konfirmation[5], bei dem er die Betenden Hände mit zwei Flügelmuttern über einer Gewindestange miteinander verschraubt darstellte. Im Jahre 2019 installierte der Künstler Sebastian Wanke eine Neon Skulptur mit dem Titel "PRAY" in der Herz-Jesu-Kirche in Erlangen und verwies damit auf die profane Verkitschung des Motives hin.

Betende Hände bei Dürer

Literatur

  • Hermann Bauer: Dürers „Betende Hände“. In: Das Münster. 25.1972, S. 43–52
  • Johann Konrad Eberlein: Albrecht Dürer. Reinbek: Rowohlt Taschenbuch Verlag, 2003. ISBN 3-499-50598-3
  • Anja-Franziska Eichler: Albrecht Dürer 1471–1528. Köln: Könemann Verlagsgesellschaft, 1999. ISBN 3-8290-1634-4 (S. 135)
  • Karin Wimmer: Albrecht Dürers „Betende Hände“ und ihre trivialisierte Rezeption. Untersuchung zur Darstellung von Dürers eigener Hand und die Popularität des Motivs im 20. Jahrhundert. Innsbruck: 1999 (Dissertation Universität Innsbruck)
  • Eva Schickler: Geniestreiche des Weltkünstlers Albrecht Dürer – The Genius of a Cosmopolitan Artist. dtsch./engl. mit einem Vorwort von Joschka Fischer, Nürnberg: Tümmel, 2005. ISBN 3-921590-32-9
  • Norbert Wolf: Albrecht Dürer 1471–1528. Das Genie der deutschen Renaissance. Köln: Taschen, 2006. ISBN 3-8228-4919-7

Einzelnachweise

  1. Grebe: Albrecht Dürer – Künstler, Werk und Zeit
  2. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 7. März 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.theophil-online.de
  3. http://www.uibk.ac.at/ub/pub_uibk/xhs_voll.pl?UID=&ID=20245
  4. Eberlein: „Albrecht Dürer
  5. Archivlink (Memento vom 28. September 2007 im Internet Archive)
Commons: Betende Hände (Dürer)  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien