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vom 17.03.2020, aktuelle Version,

Burg Blasenstein (St. Thomas am Blasenstein)

Pfarrkirche in St. Thomas am Blasenstein mit Bucklwehluckn

Die Burg Blasenstein lag in der Gemeinde St. Thomas am Blasenstein im Bezirk Perg von Oberösterreich. Es wurden hier zwei (eventuell sogar drei) Burgen lokalisiert, die an der Stelle der heutigen Pfarrkirche und des Pfarrhofes standen. Der obere Burgstall oder Kirchenburgstall wird auch „Bäckerburgstall“ wegen seiner Nähe zum früheren „Bäck“ (1589 „Obertafern“, heute Gasthaus Gebetsberger) genannt, er liegt östlich der Kirche auf der Gipfelkuppe; der Untere Burgstall oder Kreuz-Burgstall liegt um den „Buckelwehlucka“-Stein; der „Pfarrerburgstall“ (auch Pfarrhofburgstall genannt) liegt genau in der Mitte zwischen den beiden anderen.

Geschichte

In einer Passauer Urkunde aus dem 13. Jahrhundert werden zwei Burgen in Blasenstein des Otto et Walchunus nobiles dicte de Machlant erwähnt (duo castra Plasenstein), die 1150 bestanden haben sollen. Ob es sich dabei um eine Doppelburggründung oder um eine Bauentwicklung handelt, kann wegen des Fehlens weiterer Anhaltspunkte nicht entschieden werden. Auch die genaue Gründungszeit ist nicht bekannt.

Blasenstein war der Sitz der Edlen von Blasenstein. Otto von Machland bzw. der Bischof Reginbert von Passau stifteten im Jahre 1146 den Ort an das Kloster Waldhausen. Nach Ottos Tod († 1149) ging sein Besitz an seinen Bruder Walchun von Klamm über, der sich in einigen Urkunden auch als „de Machlant“ bezeichnete. Als Walchun um 1162 verschied, kam die Erbschaft an den Gatten seiner einzigen Tochter Adelheid, den in der Oberpfalz beheimateten Grafen Hermann von Velburg, dieser nannte sich 1183 auch „Graf von Blasenstein“. 1190 scheint ein Burgmann namens Wintherus de Blasenstaine auf, 1218 und 1234 sind weitere Dienstleute dieses Namens bekannt (Wolfirius et Henricus frater eius de blasenstein). Durch drei Generationen gehörte nun der Besitz der Machländer den Grafen von Velburg-Klamm. Als Graf Ulrich von Velburg-Klamm 1218 starb, ging sein Besitz im Machland auf Grund von Erbverträgen an die Babenberger und später an die Habsburger über. Als weitere Besitzer sind die Zelkinger (1410) angeführt, Peter Engelhartstetter gelobte 1458 dem Herzog Albrecht II. von Österreich ihm „mit dem Schlosse Blasenstein (im Machlande) gehorsam zu seyn“.

Die obere Burg, vermutlich einer der Herrschaftssitze der Herren von Machland, ist auf der Felskuppe oberhalb der dem Hl. Apostel Thomas geweihten Pfarrkirche zu lokalisieren. Die untere Burg, möglicherweise der Sitz eines Ministerialen, ist auf dem sog. Blasenstein („Buckelwehlucken“-Stein) zu lokalisieren.

1967 entdeckte Alfred Höllhuber auf dem „Buckelwehlucka“-Stein in St. Thomas eine Anzahl von Einstemmungen, die als Mauerauflagen auf abschüssigem Untergrund zu deuten sind. Nach örtlicher Überlieferung wird das betreffende Steinmassiv als „unterer Burgstall“ bezeichnet. Auch am „oberen Burgstall“ konnten an seiner Nordrampe und am südlichen Steilhang Bettungseinstemmungen festgestellt werden. Dies führte zu der Vermutung, dass die eine Burg Blasenstein auf der Bergkuppe oberhalb der Kirche mit einer Ausdehnung von etwa 30 mal 18 m lag und die andere rund 180 m westlich davon auf dem Felsklotz des „Buckelwehlucka“-Steines.

Auf dem Unteren Burgstall konnte man den Mauerverlauf für Palas und Hof in der Außenflucht durch die kleinen, aber sauber ausgestemmten Bettungsstufen am äußersten Rand des ebenen Felsplateaus zur Gänze feststellen. Die auf diesem fast waagrecht abgeflachten Granithöcker lagernde, 6 m hohe Felsklippe mit der „Buckelwehlucka“ bildete vermutlich das Fundament und den Fuß des darüber errichteten Bergfriedes. Der Grundriss dieser Anlage betrug ca. 31,5 m mal 15,5 m (größte Breite). Dies entspricht allgemein den Ausmaßen der im Mühlviertel gefundenen romanischen Steinburgen in Höhenlage, die zumeist aus einem Bergfried, einem Palas und einem oder zwei kleinen Höfen bestanden. Beim Freilegen der Mauerbettung an der Nordwest-Seite des Plateaus wurden noch geringe Reste des Mauerwerkes mit Kalkmörtel gefunden, zudem eine große Anzahl von Keramikscherben, Metallfunde (Schlüssel, Messerklinge, Hufeisen und -nägel) und weitere Gegenstände (Spinnwirtel, Tierknochen). Auf dem Oberen Burgstall konnten hingegen nur wenige Topfscherben gesichert werden.

Aus den archäologischen Funden lässt sich mit einiger Sicherheit ableiten, dass die untere Burg Blasenstein um die Wende von der Romanik zur Gotik (um 1300) nicht mehr bewohnt wurde. Jedenfalls wird um 1330 nur mehr von der capella s. Thome und 1380 von sant Thomas pharr gesprochen. Eventuell ist das Abkommen der beiden Burgen mit dem Interregnum in der Mitte des 13. Jahrhunderts und den Auseinandersetzungen des Ottokar II. Přemysl von Böhmen mit den Habsburgern in Zusammenhang zu bringen. Ob das Verschwinden der Burgen mit den Hussiteneinfällen von 1428 und 1432 zu tun haben, ist eher unwahrscheinlich. Ob an der Stelle der Oberen Burg bereits 1209 die Burg zu einem Pfarrhaus umgestaltet wurde, ist ebenfalls umstritten. Im Jahre 1331 wird St. Thomas als Filialkirche von Münzbach erwähnt, erst 1347 wurde von Herzog Albrecht II. hier eine tägliche Messe gestiftet und seit 1359 ist St. Thomas urkundlich als eine selbständige Pfarre belegt. Aus dieser Zeit, also der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, dürfte der älteste Teil der heutigen Kirche, die an der Stelle der oberen Burg errichtet wurde, stammen.

Burg Blasenstein heute

An oder neben der Stelle der Oberen Burg wurde die Pfarrkirche von St. Thomas erbaut. Im Durchgang der Kirche sind noch Merkmale (romanisches Mauerwerk) der früheren Festung erkennbar.[1] Von dem ältesten Mauerwerk sind am Fuß der äußeren südlichen Kirchenwand ein 1,70 m langes und 1,65 m hohes Mauerstück und eine 4,50 m freiliegende Mauerbettung dieses früheren Mauerzuges erhalten geblieben.

Was die untere Burg betrifft, so befinden sich auf halber Höhe des Anstieges zum Blasenstein noch heute Einstemmungen im Fels, in denen vermutlich das Torgewände des ersten, nicht weiter geschützten Einlasses in einen kleinen, zwingerartigen Vorhof verankert gewesen sein mag. Auf halber Höhe des Felskopfes liegt die etwas schräg nach rechts oben ansteigende, abgetreppte Einstemmung für den Ansatz der inneren Frontwand des Bergfrieds; nach links hoch ziehen die Mauerbettungen der anzunehmenden östlichen Innenwand.

Literatur

  • Georg Grüll: Burgen und Schlösser in Oberösterreich, Band 1: Mühlviertel. Birken-Verlag, Wien 1962.
  • Oskar Hille: Burgen und Schlösser in Oberösterreich einst und jetzt. Verlag Ferdinand Berger & Söhne, Horn 1975, ISBN 3-85028-023-3.
  • Alfred Höllhuber: ... duo castra Plasenstein... - Die zwei Burgen Blasenstein. Ein Beitrag zur Bestimmung ihrer Lage, mit einem Fundbericht. In: Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereines. 124a, Linz 1979, S. 67–104.
  • Josef Reitinger: Die ur- und frühgeschichtlichen Funde in Oberösterreich. Oberösterreichischer Landesverlag (= Schriftenreihe des OÖ. Musealvereins, Band 3), Linz 1968.
  • Christian K. Steingruber: Eine kritische Betrachtung des Historisch-Topographischen Handbuches der Wehranlagen und Herrensitze Oberösterreichs. Ober-Österreichisches Landesarchiv, Linz 2013.
  • Walter Neweklowsky: Burgengründer - Uradelige Familien aus Oberösterreich (III). In: Oberösterreichische Heimatblätter. Jahrgang 19, Linz 1972, S. 130–159 (online (PDF; 2.9 MB) im Forum OoeGeschichte.at).

Einzelnachweise

  1. Christian K. Steingruber, 2013, S. 264.