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vom 15.05.2019, aktuelle Version,

Emile-Béthouart-Steg

Emile-Béthouart-Steg
Emile-Béthouart-Steg
Emile-Béthouart-Steg Richtung Norden
Nutzung Fußgänger, Radfahrer
Querung von Inn
Ort Innsbruck
Konstruktion Fachwerkbrücke ohne oberen Querverband
Gesamtlänge 71,4 m
Anzahl der Öffnungen 3
Baubeginn 1873
Fertigstellung 1875
Eröffnung 1. November 1875
Lage
Emile-Béthouart-Steg (Tirol)
Emile-Béthouart-Steg

Der Emile-Béthouart-Steg (bis 2003: Innsteg) ist eine Fußgängerbrücke über den Inn in Innsbruck. Die 1875 errichtete, denkmalgeschützte Eisenfachwerkbrücke verbindet St. Nikolaus am linken mit dem Saggen am rechten Innufer.

Geschichte

Der Innsteg um 1960
Blick über den Steg nach St. Nikolaus

1836 ließ Johann Nepomuk Mahl-Schedl von Alpenburg, Besitzer von Schloss Büchsenhausen, eine Fähre zwischen St. Nikolaus und dem Saggen errichten. Diese ersparte in vielen Fällen einen Umweg über die Innbrücke. Die Überfahrt kostete einen Kreuzer. Der Fährbetrieb war allerdings häufig, im Sommer durch Hochwasser, im Winter durch Niederwasser oder Eis unterbrochen. Daher wurde 1868 der Wunsch der Bewohner von St. Nikolaus nach einem Steg laut, was vom Stadtmagistrat aus finanziellen Gründen abgelehnt wurde. Daraufhin gründete sich 1871 unter Josef Mayr und Johann Handl eine Gesellschaft, die die Kosten für den Bau eines Holzstegs aufbringen wollte. Auch das wurde vom Magistrat abgelehnt, weil man die „Störung der idyllischen Spaziergänge in den englischen Anlagen“ befürchtete. Der große Bürgerausschuss (Gemeinderat) befürwortete jedoch am 10. Februar 1871 mit 16 gegen 11 Stimmen den Bau unter bestimmten Bedingungen, so durfte unter anderem der Steg nur von Fußgängern, nicht aber für Viehtrieb und von Fahrzeugen genutzt werden und die Gesellschaft sollte für Beleuchtung und Reinhaltung, sowie 30 Jahre lang für die Instandhaltung verantwortlich sein. Nach der Bewilligung des Obersthofmeisteramtes in Wien konnte im März 1871 mit dem Bau eines Holzstegs auf drei Pfeilern begonnen werden.

Bereits ein Jahr später, im Februar 1872, schloss Johann Angerer aus St. Nikolaus mit der Stadt einen Vertrag zur Errichtung eines eisernen Stegs auf eigene Kosten, der nach 50 Jahren in den Besitz der Stadt übergehen sollte. Die Eisenfachwerkbrücke auf zwei Pfeilern wurde unter Baumeister Wolf aus Rattenberg von französischen Monteuren errichtet und am 1. November 1875 eröffnet. Als Angerer 1876 starb, übernahm die Stadt den Steg um 30.000 Gulden und verpachtete den Brückenzoll um 200 Gulden im Jahr. Auf Betreiben der Bevölkerung von St. Nikolaus verzichtete die Stadt mit 31. Dezember 1899 auf den Brückenkreuzer.

1914 wurde unterhalb des Stahl-Fachwerkträgerverbandes eine Wasserleitung verlegt. Größere Instandsetzungsarbeiten waren 1916, 1922 und 1950 nötig. In den Jahren 2009/10 musste der Steg aufgrund starker Rostschäden generalsaniert werden. Von Seiten des Hochwasserschutzes wurde ein Höhersetzen des Steges verlangt, was aufgrund der Lage der Rampen schwierig geworden wäre. Nach einer Überarbeitung des Hochwasserschutzkonzepts, das gezielte Überflutungsgebiete oberhalb von Innsbruck vorsieht, konnte der Steg auf der bisherigen Höhe belassen werden. Im Winter 2009/10 wurden die drei Haupttragewerke jeweils als Ganzes abgebaut und in einer Werkshalle saniert. Nicht mehr tragfähige Einzelteile wurden in gleicher Form ersetzt, wobei für die Verbindungen wieder die für das Erscheinungsbild typischen Rundkopfnieten eingesetzt wurden. Nur in den nicht sichtbaren Bereichen an der Unterseite wurden aus Kostengründen moderne Schraubverbindungen verwendet. Im April 2010 wurden die Brückenteile wieder eingesetzt, im Mai 2010 wurde der Steg wieder eröffnet.[1] 2015 wurde das Geländer in Abstimmung mit dem Denkmalamt erhöht und der Steg auch für Radfahrer freigegeben.[2] Von Oktober 2019 bis April 2020 werden die Pfeilervorgründe entfernt und durch Betonmanschetten ersetzt, damit das Wasser ungehinderter durchfließen kann, und die Hochwassersicherheit verbessert wird. Es werden außerdem die Fundamente verstärkt. Die Kosten der Maßnahmen betragen voraussichtlich 860.000 €.[3]

Name

Von dem bis 1899 zu zahlenden Brückenzoll von einem Kreuzer erhielt der Steg den Namen Kreuzersteg, der sich auch danach noch hielt. Daneben waren auch die Bezeichnungen Kettensteg und (nach dem Erbauer Johann Angerer) Angerersteg in Gebrauch. Erst 1912 wurde die Bezeichnung Innsteg festgelegt. Im Oktober 1998 beschloss der Gemeinderat einstimmig die Benennung des Stegs nach General Emile Béthouart, der sich als Oberbefehlshaber der französischen Besatzungstruppen 1945–1955 um Verständigung und Versöhnung mit der Tiroler Bevölkerung verdient gemacht hatte. Am 10. Juni 2003 wurde der Steg im Beisein zahlreicher politischer, diplomatischer und militärischer Vertreter aus Tirol und Frankreich feierlich benannt und gesegnet.[4]

Literatur

  • Herbert Woditschka: Von der Innfähre zum Innsteg. In: Innsbruck, Offizielles Mitteilungsblatt der Landeshauptstadt, Nr. 9, 14. September 1978, S. 12 (Digitalisat)
  • Wilhelm Eppacher: Die Innbrücken in Innsbruck (1. Fortsetzung). In: Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck, Nr. 1, Jänner 1954, S. 6–7 (Digitalisat)
  Commons: Emile-Béthouart-Steg  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Amt der Tiroler Landesregierung, Kulturabteilung (Hrsg.): Kulturberichte aus Tirol 2012. 63. Denkmalbericht. Innsbruck 2012, S. 74 (PDF; 12 MB)
  2. Emile-Béthouart-Steg: Radfahren erlaubt, Innsbruck informiert, 30. Dezember 2015
  3. Emile-Bethouart-Steg nicht einsturzgefährdet, tirol.ORF.at, 28. Januar 2019
  4. General-Emile-Béthouart-Steg – Eine Brücke der Verständigung. In: Innsbruck informiert, Juli 2003, S. 5 (Digitalisat)