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vom 13.03.2020, aktuelle Version,

Erdberg (Wien)

Erdberg
Wappen Karte

Erdberg ist ein Stadtteil Wiens im 3. Wiener Gemeindebezirk Landstraße.

Geschichte

Bearbeitung des Bezirksplans von Carl Graf Vasquez aus der Zeit um 1830, Erdberg ist farblich hervorgehoben

Erdberg zählt zu den ältesten Ansiedlungen im Raum Wien. Auf dem Gelände im Norden des Rochusmarktes, beim Grete-Jost-Park an der beginnenden Erdbergstraße sowie unterhalb des bis 2014 bestehenden Postgebäudes (wo die neue Zentrale der Österreichischen Post AG gebaut wird) wurden die ältesten römischen Funde im Wiener Stadtgebiet entdeckt. Es handelt sich um Funde aus der vor ihr liegenden spätkeltischen und der frührömischen Kultur (keltische Grubenhäuser, Brunnen, Öfen und Gruben aus der Mitte des ersten Jahrhunderts und römische Importgüter wie Amphoren aus dem Adriaraum, Feinkeramik und Schreibgeräte). Weitere Funde werden in die Jungsteinzeit datiert, andere in das 13. und 14. Jahrhundert (Erdställe), aus dem 18. Jahrhundert wurden an derselben Stelle die Grundmauern des Palais Mesmer dokumentiert.[1]

Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem 12. Jahrhundert als Ertpurch. Der Name, später auch als Erpurch, Erdburg beziehungsweise Erdberg genannt, stammt von einem befestigten Ringwall, der wahrscheinlich im Frühmittelalter im Bereich der heutigen Erdbergstraße, Kardinal-Nagl-Platz, Hainburger Straße und Schlachthausgasse angelegt worden war. Die Herleitung des Namens von der Erdbeere, wie einen auch das Erdberger Wappen glauben lässt, ist hingegen falsch.

Eine erste wichtige Rolle spielte Erdberg 1192, als Richard Löwenherz hier nach dem Dritten Kreuzzug gefangen genommen wurde. Für den späteren Charakter als reine Agrar- und Landwirtschaftssiedlung war der Zuzug niederdeutscher Gärtner maßgebend, die auf dem heutigen Erdberger Gebiet ein Dörfchen namens Nottendorf gründeten. Nottendorf wurde jedoch im Zuge der ersten Türkenbelagerung 1529 völlig zerstört und nicht mehr aufgebaut.

Über die Jahrhunderte blieb Erdberg ein landesfürstlicher Besitz. 1810 kam es schließlich an den Wiener Magistrat. 1850 wurde Erdberg gemeinsam mit den Vorstädten Weißgerber und Landstraße als Bezirk Landstraße nach Wien eingemeindet.

Charakteristisch für das Dorf war der Gemüseanbau, der den Weinbau immer mehr verdrängte. Dabei spielte Erdberg auch eine wichtige Rolle zur Versorgung Wiens. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts bewahrte Erdberg mit seinen etwa 5000 Einwohnern seinen Charakter und beherbergte nur vereinzelt Gewerbebetriebe und Fabriken, dies änderte sich erst im späteren 19. Jahrhundert. Wichtig für die Erdberger Wirtschaft im 19. Jahrhundert waren auch die hier ansässigen zahlreichen Fuhrwerker, zur Erinnerung daran wurde der in den 1950er-Jahren angelegte Fiakerplatz so benannt. 1991 wurde dort das 1937 von Josef Engelhart geschaffene Fiakerdenkmal aufgestellt.

In den 1820er-Jahren wurde der Paulusgrund (auch Paulusplatz-Viertel[2]) planmäßig verbaut. Es entstand ein quadratischer Platz (der seit 1862 so benannte Paulusplatz), an dem zwei Straßen (die Paulusgasse und die Schimmelgasse) einander kreuzen. Die Grenze des Areals bilden die heutigen Straßenzüge Petrusgasse – Baumgasse – Schlachthausgasse und Landstraßer Hauptstraße (bei Vasquez, siehe obigen Plan, als Paulusgrund Hauptstraße angeführt). Die ursprüngliche Bebauung von ein- oder zweigeschoßigen Häusern (darunter auch viele Fuhrwerkshäuser) verschwand nach und nach im Lauf des 19. und 20. Jahrhunderts, erhalten sind noch die Häuser Schimmelgasse 3 (unter Denkmalschutz), 18 und 19.

Nach dem Ersten Weltkrieg fielen große Grundstücke in Neuerdberg (dem unteren Teil des Gebiets) an die Stadt Wien, die im Bereich Dietrichgasse/Drorygasse/Hagenmüllergasse/Kardinal-Nagl-Platz/Ludwig-Koeßler-Platz Gemeindebauten errichtete, die die ganze stilistische Breite im kommunalen Wohnbau dieser Zeit dokumentiert. Der größte und bekannteste dieser Bauten ist der Rabenhof. Abgesehen vom Margaretengürtel ist dies der Bereich mit der größten Dichte an Gemeindebauten innerhalb des Gürtels.

1956 begann die Assanierung Alt-Erdbergs (auch „Dörfel“ genannt), einem Bereich niedriger, langgestreckter Hofanlagen zwischen Baumgasse und Erdbergstraße, vor allem im Bereich Leonhardgasse und Gestättengasse. Diese Bebauung wurde durch städtische Großwohnanlagen ersetzt, als Mittelpunkt des Gebietes wurde der Fiakerplatz angelegt. Im Zuge dessen wurde auch eine 1815 errichtete Wallfahrtskapelle der Magna Mater Austriae (eine Nachbildung des Gnadenbildes von Mariazell aus der Zeit um 1700) in die Wohnhausanlage Leonhardgasse 2–10 integriert, sie bildet dort eine Art Nische für das Bild.

Heute ist Erdberg Namensgeber des gleichnamigen, acht Zählsprengel umfassenden Zählbezirks mit 15.093 Einwohnern (2014)[3], dessen Grenzen jedoch nicht mit den historischen und heute im allgemeinen Sprachgebrauch gemeinten Grenzen des Stadtteils übereinstimmen. Anteil hat Erdberg auch an den Zählbezirken Erdberger Mais – St. Marx (5.319 Einwohner) und Erdberger Lände – Altes Gaswerk (7.912 Einwohner)

Persönlichkeiten

Literatur

  • Christine Klusacek, Kurt Stimmer: Erdberg: Dorf in der Stadt. Mohl, Wien 1992, ISBN 3-900272-42-5.
  • Christoph Römer (Hrsg.): Erdberg: 1890–1960. Album Verlag für Photographie, Wien 1998, ISBN 3-85164-059-4.
  • Wiener Bezirkshandbücher. 3. Bezirk Landstraße. Pichler, Wien 2002, ISBN 3-85431-246-6.
  • Erdberg. In: Geschichten, Sagen und Merkwürdigkeiten aus Wien's Vorzeit und Gegenwart. Wien 1841.
Commons: Erdberg (Wien)  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. älteste römische Funde (abgerufen 19. März 2015).
  2. so in der Kunsttopographie (Géza Hajós, Eckart Vansca: Österreichische Kunsttopographie. Band XLIV. Die Kunstdenkmäler Wiens. Die Profanbauten des III., IV. und V. Bezirks. Verlag Anton Schroll, Wien 1980, ISBN 3-7031-0470-8) S. 105 und im Dehio (II-IX & XX, Wien 1993, Anton Schroll & Co.) S. 122
  3. Bevölkerungsentwicklung in Wien und den 23 Gemeinde- und 250 Zählbezirken (PDF-Datei, 10 MB)
  4. Lebensfülle - Walter Barylli erinnert sich (Memento des Originals vom 20. Dezember 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.musikverein.at. Magazin der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien Ausgabe September/Oktober 2006, abgerufen am 20. Dezember 2014.