Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!
unbekannter Gast
vom 02.06.2019, aktuelle Version,

Ernst Schilling (Politiker, 1809)

Ernst Schilling, Lithographie von Georg Decker, ca. 1848

Ernst Schilling (* 25. Dezember 1809 in Lofer; † 25. April 1872[1][2]) war ein österreichischer Arzt und demokratischer Politiker während der Revolution von 1848/49. Nach dem Scheitern der Revolution emigrierte er in die USA.

Leben

Schilling studierte zwischen 1829 und 1836 Philosophie in Salzburg und Medizin in Wien. Seitdem arbeitete er als praktischer Arzt in Wien. Dort promovierte er auch 1844 zum Dr. med. Er war von 1845 bis 1849 Mitglied der Medizinischen Fakultät der Universität Wien und in den Jahren zwischen 1847 und 1849 deren Vorsteher. In den Jahren 1848/49 war er Notar des Witweninstituts der Medizinischen Fakultät.

Er gehörte im Frühjahr 1848 zunächst dem Frankfurter Vorparlament an und befand sich dann unter den österreichischen Vertretern im sogenannten Fünfzigerausschuss, der die Arbeit des Vorparlaments fortsetzte.

Im April 1848 stand er an der Spitze einer Delegation des Fünfzigerausschusses, die nach Prag reiste, um die Führer der tschechischen Nationalbewegung um František Palacký zur Teilnahme Böhmens an den Wahlen zu bewegen.[3]

Im Mai 1848 wurde er für den Wahlkreis Österreich unter der Enns in Wien-Leopoldstadt zum Abgeordneten zur Frankfurter Nationalversammlung gewählt, der er vom 18. Mai 1848 bis zum 3. Januar 1849 angehörte.

In der Nationalversammlung schloss sich Ernst Schilling der Fraktion Deutscher Hof und deren Nachfolgefraktion Märzverein an und gehörte damit zu der in der Nationalversammlung tonangebenden demokratischen Linken, aber nicht zu deren radikalen Vertretern. Er war 1848 auch Mitglied des österreichischen Klubs in der Sokratesloge in Frankfurt am Main. Im Parlament gehörte er dem Ausschuss für Volksbewaffnung und Heereswesen an.

Am 15. Mai 1848 wurde ihm die Ehrenbürgerschaft der Stadt Salzburg verliehen.[4]

Nach dem Scheitern der Revolution wanderte Ernst Schilling in die USA aus.[5] Hier, in New York, gehörte er zu einer Gruppe eingewanderter deutscher Ärzte (u. a. Joseph Kämmerer, H. Schweig, Joseph Goldmark, Ernst Krackowizer), die sich um Abraham Jacobi scharte und in dem als Kleindeutschland bezeichneten Stadtteil eine radikale medizinische Reform in die Wege leitete.[6]

Um 1855 war Schilling als Consulting Physician Mitglied des dreiköpfigen Medical Board im auf Ward’s Island eingerichteten State Emigrant Refuge (einem Krankenhaus für Einwanderer, das in den 1850er-Jahren der weltgrößte Spitalskomplex war).[7]

Einzelnachweise

  1. Alfred E. M. Purdy (Editor): The Medical Register of New York and Vicinity, For the Year commencing June 1, 1872. New York 1872, S. 356 f. (Digitalisat).
  2. Todesanzeige in: The New York Times. 27. April 1872 (Digitalisat).
  3. Volodymyr Tereshchenko: Die Entwicklung des Austroslawentums als politisches Konzeptes in der ersten Hälfte XIX. Jahrhunderts, Akademische Schriftenreihe, Bd. V23140. Grin Verlag 2008 ISBN 9783638759786. S. 14 f. (online auf google.books)
  4. Dr. Josef Gassner: Die Ehrenbürger der Landeshauptstadt Salzburg; Selbstverlag des Museums Carolino Augusteum, Salzburg 1954.
  5. Eike Wolgast: Demokratische Gegeneliten in der amerikanischen Emigration. in: Manfred Berg, Philipp Gassert (Hg.): Deutschland und die USA in der internationalen Geschichte des 20. Jahrhunderts, Festschrift für Detlef Junker, Franz Steiner Verlag Stuttgart 2004. S. 195 (206) (online auf google.books)
  6. Russell Viner: Abraham Jacobi and German Medical Radicalism in Antebellum New York, Bulletin of the History of Medicine - Volume 72, Number 3, Fall 1998, pp. 434–463. (online auf muse.jhu.edu) (Memento des Originals vom 5. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/muse.jhu.edu
  7. Friedrich Kapp: Immigration and the Commissioners of Emigration of the State of New York, 1870 / Arno Press 1969, S. 139. ISBN 040500530X (online auf google.books)