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vom 31.03.2018, aktuelle Version,

Hans Baumgartner (Offizier)

Hans Baumgartner spricht vor dem „Russenkircherl“

Hans Baumgartner (* 7. Juli 1873 in Wien; † 29. November 1950 ebenda) war ein österreichischer Offizier. Er war Teilnehmer am Ersten Weltkrieg, der seine sechsjährige russische Kriegsgefangenschaft detailliert schildert und sich nach seiner Heimkehr intensiv für die Rechte der Kriegsgefangenen in aller Welt einsetzt.

Leben

Hans Baumgartner wurde am 7. Juli 1873 in Wien als Sohn eines Kaufmanns geboren, wuchs jedoch überwiegend in Krems auf, wo er das Piaristengymnasium besuchte. Am 16. März 1897 wurde er als Einjährig-Freiwilliger auf 10 Jahre im stehenden Heer und weitere zwei Jahre in der Landwehr zum Infanterie-Regiment Frh. v. Waldstätten No. 81 assentiert.

1901 Hochzeit mit Antonie Waldstein; ein Jahr darauf wurde er Vater einer Tochter. Beruflich war er bei der Post tätig, und zwar ab 24. Februar 1891 zuerst als Postamtspraktikant, später als Postoffizial, Oberoffizial und nach seiner Rückkehr aus russischer Kriegsgefangenschaft als Post- und Telegrapheninspektor. Von November 1894 bis August 1897 war er der Post- und Telegraphendirektion Abbazia (heute: Opatija) zugeteilt.

Obgleich der Leutnant Hans Baumgartner wegen Ablauf seiner Landwehrdienstzeit bereits mit 20. September 1907 vom Landwehrdienst enthoben wurde, erfolgte bereits am 1. Oktober 1914 die Einberufung zum k. k. Landsturmterritorialbataillon Nr. 18. In diesem Bataillon nahm er am 23. Oktober 1914 an den Kämpfen um Turze (bei Lemberg) teil. Am 1. November 1914 wurde er zum Oberleutnant ernannt.

Am 14. Februar 1915 erfolgte die Transferierung zum Landwehr-Infanterie-Regiment No. 1, mit welchem er den Rückzug an der Karpathenfront zu decken hatte. Der Befehl lautete, die Stellung bis zum Eintreffen des Rückzugsbefehls unbedingt zu halten. Aber dieser Befehl kam nicht! Das Regiment schrumpfte auf die Größe einer „schwachen Kompanie“ zusammen, deren Kommando Hans Baumgartner übernahm. Nach großen Verlusten wurden die Überlebenden am 3. April 1915 bei Zubracze von den Russen gefangen. Damit begann für Hans Baumgartner die sechsjährige Gefangenschaft, die ihn bis Wladiwostok bringen sollte und die er genau beschreibt. Während seiner Gefangenschaft wurde Hans Baumgartner am 8. Oktober 1915 zum Hauptmann befördert.

1921 kehrte Hans Baumgartner auf dem Seeweg nach Österreich zurück. Seine Erfahrungen führten zu intensiver Tätigkeit im Rahmen der 1924 gegründeten Bundesvereinigung ehemaliger österreichischer Kriegsgefangener (B.e.ö.K.), deren Zweiter Obmann er wurde. Als solcher nahm er als österreichischer Delegierter an von der Fédération Interaliée des Anciens Combattants (FIDAC) veranstalteten internationalen Kongressen in Luxemburg und in Bremen teil, in welchen er sich tatkräftig für die Rechte der Kriegsgefangenen in aller Welt einsetzte.

Am 5. November 1933 enthüllte der österreichische Bundespräsident Wilhelm Miklas vor dem „Russenkircherl“ in Wien an der Wagramer Straße 17A (hinter welchem heute das Vienna International Centre steht) ein Ehren- und Mahnmal für die Kriegsopfer. Hans Baumgartner hielt dazu die Festrede.

Hans Baumgartner starb am 29. November 1950 in Wien

Ehrungen

8. Oktober 1915 bronzene Militärverdienstmedaille am Bande des Militärverdienstkreuzes.

14. Dezember 1934: In Anerkennung seiner Tätigkeit für Kriegsgefangene in aller Welt verlieh Bundespräsident Wilhelm Miklas Hans Baumgartner das Österreichische Goldene Verdienstzeichen.

Veröffentlichungen

Kaum jemand anderer befasste sich im Nachhinein noch derartig intensiv mit seinen Erfahrungen in Russland wie Hans Baumgartner. Er hat zahlreiche Aufsätze veröffentlicht, die sich teils mit Erlebnissen während der Gefangenschaft, teils mit allgemeinen Gedanken befassen. Im Artikel „Friedensidee und Friedensbewegung“ befasst sich Baumgartner mit grundlegenden Gedanken, die ihn zu seiner Tätigkeit in der B.e.ö.K. veranlasst haben: Friede beruht auf achtender, gegenseitiger Gerechtigkeit und diese, nur diese, ist der Schlüssel, der einer besseren Zukunft die Tore erschließt.[1]

Baumgartner hinterließ umfangreiche Aufzeichnungen – Tagebücher, Briefe, Manuskripte und andere Unterlagen – über die Zeit seiner Gefangenschaft und sein späteres Engagement für die Interessen der ehemaligen Gefangenen. Sein Enkel, Dipl.-Ing. Helmut Hörner, hat 1978 aus dem umfangreichen Nachlass des Autors ein 148-seitiges Typoskript mit chronologisch geordneten Erzählungen über seine Erlebnisse in russischer Gefangenschaft zusammengestellt. Dieses Kompendium liegt im Österreichischen Staatsarchiv / Kriegsarchiv sowohl in maschingeschriebener als auch in digital gespeicherter Form unter der Signatur Nachlaßsammlung B-268 zur Einsicht auf.

Veröffentlichungen von Hans Baumgartner in der Zeitschrift „Der Plenny“, Organ der Bundesvereinigung der ehemaligen österreichischen Kriegsgefangenen:

  • Ein Massensterben (Anfang) Jg. 1, 3. Folge Sept. 24, S. 6.
  • Ein Massensterben (Schluss) Jg. 1, 4. Folge Okt. 24, S. 3.
  • Morgenstunde hat Gold im Munde Jg. 1, 5. Folge Nov. 24, S. 7.
  • Eine Kriegsgefangenen-Weihnacht Jg. 2, 1. Folge Jan. 25, S. 2.
  • Christos woskrese (Christus ist auferstanden) Jg. 2, 4. Folge April 25, S. 2.
  • Die akademische oder Juristenschusterei Jg. 2, 4. Folge April 25, S. 5.
  • Ein unvergesslicher Subotnik Jg. 2, 5. Folge Mai 25, S. 3.
  • Meine Freundin Jg. 2, 7. Folge Juli 25, S. 7.
  • Die Pioniere des Ostens Jg. 2, 8. Folge Aug. 25, S. 2.
  • Unsere Industrie Jg. 2, 10. Folge Okt. 25, S. 1.
  • Fröhliche Weihnacht Jg. 2, 12. Folge Dez. 25, S. 2.
  • Auf der Kaikyu-Maru (Anfang) Jg. 3, 1. Folge Jan. 26, S. 4.
  • Auf der Kaikyu-Maru (Schluss) Jg. 3, 2./3. Folge März 26, S. 15.
  • Unsere Presse Jg. 3, 6. Folge Juni 26, S. 3.
  • Die Mission oder der springende Punkt Jg. 3, 6. Folge Juni 26, S. 7.
  • Ein Weg zur Freiheit Jg. 3, 11. Folge Nov. 26, S. 1.
  • Die Litfaßsäule Jg. 4, 2. Folge Feb. 27, S. 19.
  • Die Bremer Tagung Jg. 4, 9. Folge Sept. 27, S. 98.
  • Luxemburg II Jg. 4, 10. Folge Okt. 27, S. 113.
  • Vor dem Bilde meiner Mutter (Gedicht) Jg. 4, 11. Folge Nov. 27, S. 130.
  • Freiheit, Vaterland Jg. 5, 11. Folge Nov. 28, S. 127.
  • Die Weihnachtsgabe Jg. 5, 12. Folge Dez. 27, S. 144.
  • Im Gefangenenquartier Jg. 6, 1. Folge Jan. 29, S. 5.
  • Die Friedensidee – Die Friedensbewegung Jg. 6, 6./7. Folge Juni/Juli 29, S. 69.
  • Kriegsgefangenengräber Jg. 7, 3. Folge März 30
  • Das erste Quartier in russischer Gefangenschaft Jg. 7, 6./7. Folge Juni/Juli 30, S. 64.
  • Zum Festtag der Liebe Jg. 8, 1. Folge Jan. 31, S. 4.
  • Tätigkeitsbericht 1930 Jg. 8, 5./6. Folge Mai/Juni 31, S. 51.

Einzelnachweise

  1. Der Plenny. 6. Jahrgang, 6./7. Folge, 1929, S. 69.

Persönliche Dokumente im Besitz von Helmut Hörner. Bericht über die Kriegsgefangenschaft von Hans Baumgartner in Russland samt Bildern sowie Dokumente über dessen militärische Laufbahn im Österreichischen Kriegsarchiv Wien, Signatur Nachlasssammlung B-268, sowohl in schriftlicher als auch in digitaler Form.