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vom 21.05.2018, aktuelle Version,

Institute of Science and Technology – Austria

Institute of Science and Technology – Austria
Gründung 2007
Trägerschaft staatlich
Ort Maria Gugging, Ortsteil von Klosterneuburg, Österreich
Leitung Thomas Henzinger
Professoren 49
Website www.ist.ac.at

Das Institute of Science and Technology – Austria (IST Austria) ist eine postgraduale Wissenschaftseinrichtung in Österreich, die nach dem Vorbild internationaler Einrichtungen wie dem Weizmann-Institut oder der Rockefeller University Spitzenforschung im Bereich der Grundlagenforschung betreiben soll.[1] Im Unterschied zu den Universitäten werden keine Grundstudien, sondern ausschließlich ein interdisziplinäres PhD-Programm angeboten. Grundlage des Instituts ist ein eigenes Gesetz[2], das im März 2006 beschlossen wurde. Das Institute of Science and Technology Austria hat seinen Sitz in Maria Gugging, einem Ortsteil von Klosterneuburg, nördlich von Wien.

Geschichte

Umbau des Hauptgebäudes der Nervenheilanstalt Maria Gugging in das Forschungsinstitut im Jahre 2008; Totalsanierung mit hochwertiger thermischer Sanierung und nun Versorgung mit biogener Energie

Auf Initiative des Wiener Experimentalphysikers Anton Zeilinger wurde das Konzept einer „University of Excellence“ entworfen, in der Wissenschaftler naturwissenschaftlich-technische Forschungen auf höchstem Niveau betreiben sollen. Im Februar 2006 entschied sich die damalige Wissenschaftsministerin Elisabeth Gehrer, entgegen dem Wunsch der von ihr eingesetzten Expertenkommission für den Standort Maria Gugging bei Klosterneuburg. Daraufhin legte Zeilinger seine Mitarbeit an dem Projekt nieder, ebenso wie der Physiker Arnold Schmidt und der Chemiker Peter Schuster. In einer Presseaussendung begründeten sie das damit, dass durch diese Standortentscheidung eine „suboptimale Lösung“ und kein „möglichst breiter politischer Konsens“ erreicht worden sei.

Die Entscheidung für Maria Gugging und gegen Wien wurde der höheren finanziellen Beteiligung des Landes Niederösterreich und der sofortigen Verfügbarkeit der Baulichkeiten zugeschrieben. Von Beobachtern wurde sie aber teils als politisch motiviert betrachtet, da Niederösterreich von einem ÖVP-Landeshauptmann regiert wird, Wien aber einen SPÖ-Bürgermeister hat.

Die anfänglichen Schwierigkeiten konnten durch die Erstellung eines Berichts des „International Committee“, bestehend aus Haim Harari (1988–2001 Präsident des Weizmann-Instituts, Israel), Olaf Kübler (1997–2005 Präsident der ETH Zürich) und Hubert Markl (1996–2002 Präsident der Max-Planck-Gesellschaft), überwunden werden. Kernaussagen des Berichts sind:

  • Streben nach höchster wissenschaftlicher Qualität
  • Fokussierung auf Grundlagenforschung
  • Unabhängigkeit von Politik und Wirtschaft

Durch die konsequente Verfolgung dieser Pläne konnten bedeutende Wissenschaftler wie Anton Zeilinger oder Eric R. Kandel (Nobelpreisträger für Medizin 2000) (wieder) gewonnen werden.

Der Name wurde auf „Institute of Science and Technology Austria“ (IST Austria) geändert. Am 29. März 2006 wurde das Projekt im Nationalrat mit den Stimmen der Regierungsparteien (ÖVP/FPÖ-BZÖ) und der damals oppositionellen SPÖ beschlossen.

Die Vorbereitungsarbeiten für das IST Austria wurden im Frühjahr 2007 in den Gebäuden der früheren Landesnervenheilanstalt Maria Gugging aufgenommen. Die Positionen des ersten Präsidenten sowie der Professoren- und Assistant Professorenstellen wurden im Herbst 2007 ausgeschrieben.

Am 28. Juni 2008 wurde der deutsche Neurobiologe Tobias Bonhoeffer als Gründungspräsident vom Kuratorium nominiert.[3] Am 21. Juli 2008 verzichtete Bonhoeffer auf das Amt.[4] Am 4. Dezember wurde der Informatiker Thomas Henzinger als erster Präsident präsentiert.[5] Seine vierjährige Amtszeit begann am 1. September 2009. [6] Im November 2012 wurde er für weitere vier Jahre im Amt bestätigt.[7]

Evaluierung

Im Jänner 2011 wurde die erste Evaluierung des neuen Institutes durch ein Komitee von zwei Nobelpreisträgern (David Baltimore, Erwin Neher), dem ehemaligen Präsidenten des California Institute of Technology, sowie Professoren der Rockefeller University, des Okinawa Institute of Science and Technology und das Stanford Linear Accelerator Centers durchgeführt.[8] Im März 2011 stellte das Gutachterkomitee dem IST Austria ein hervorragendes Zeugnis aus. In einer allgemeinen Erörterung heißt es, dass das Institut auf dem Weg ist in Ausbildung wie in Forschung neue Maßstäbe zu setzen, welche nicht nur national, sondern auch europaweit und darüber hinaus von Bedeutung sein werden, und dass es auf dem besten Weg zur Exzellenz sei.[8][9][10]

Finanzierung

2012 wurde die Finanzierung des IST Austria bis 2026 gesichert. Eine Vereinbarung zwischen der Republik Österreich und dem Land Niederösterreich, die die weitere Finanzierung des Instituts von 2017 bis 2026 regelt, wurde im Juli 2012 von Parlament und Landtag verabschiedet. Der Bund investiert im Schnitt € 99 Mio. pro Jahr, ein Drittel dieses Geldes ist an die erfolgreiche Einwerbung von Drittmittel und die Erfüllung forschungsimmanenter Qualitätskriterien gebunden. Die niederösterreichische Landesregierung trägt außerdem € 368 Mio. für die Infrastruktur, die Gebäude und den Betrieb des IST Austria Campus bei. Diese Finanzierung erlaubt IST Austria bis 2026 auf eine Größe von ca. 90 bis 100 Forschungsgruppen mit bis zu 1000 Wissenschaftlern zu wachsen. [11]

Organisation

Kuratorium

Das Kuratorium ist das oberste, leitende Gremium des Instituts und wird vom Bund (4 Mitglieder), vom Land Niederösterreich (3 Mitglieder) sowie aus der Scientific Community (7 Mitglieder) bestellt. Die Hauptaufgaben des Kuratoriums bestehen im Beschluss des Organisationsstatuts und der strategischen Ausrichtung, der Bestellung des/der Präsidenten/in, des Wissenschaftlichen Rats und des/der Verwaltungsdirektors/in sowie der Genehmigung des Verfahrens zur Berufung und Beförderung des akademischen Personals und der Wissenschaftler.

Südwestansicht des IST Austria
Außenansicht des IST Austria in Maria Gugging, links das neu errichtete Audimax

Aktuelles Kuratorium:[12]

  • bestellt vom Wissenschaftsfonds FWF, Wissenschaftsrat und RFT:
  • bestellt durch das Land NÖ:
    • Alexander Hartig (Mitglied des Vorstandes der Constantia Industries AG)
    • Elisabeth Stadler (Vorstand der ERGO Austria International AG, Wien)
    • Peter Layr (Vorstandsdirektor EVN, Maria Enzersdorf)
  • vom Bund bestellt:

Exekutivausschuss

Als Unterausschuss des Kuratoriums fungiert der aus sechs Mitgliedern bestehende Exekutivausschuss. Unter Anderem obliegen dem Exekutivausschuss das Handeln im Namen des Kuratoriums in Bezug auf alle Angelegenheiten zwischen den Versammlungen des Kuratoriums und das Führen von vorbereitenden Diskussionen zu Themen, die dem Kuratorium zur Entscheidung vorgelegt werden sollen, z. B. das Jahresbudget.

Wissenschaftlicher Rat

Vorschläge zur wissenschaftlichen Ausrichtung und zur Sicherung der hohen wissenschaftlichen Leistungsfähigkeit werden vom Wissenschaftlichen Rat unterbreitet. Er soll, so § 9 des Bundesgesetzes über das Institute of Science and Technology, aus zehn „international höchst anerkannten Forscherpersönlichkeiten“ sowie einem Mitglied ohne Stimmrecht bestehen, das auf Grund seiner „hervorragenden Managementerfahrung einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung der Ziele des Institute of Science and Technology leisten kann“. Alle Mitglieder sind vom Kuratorium für eine Funktionsperiode von sechs Jahren bestellt.

Wissenschaftler

Im Jahr 2009 wurde mit dem Evolutionsbiologen Nick Barton – Träger der Darwin-Wallace-Medal 2009 – der erste Professor bestellt. Im Jahr 2018 sind 49 Professoren mit ihren Forschungsgruppen [13] am IST Austria tätig; ihre Forschung wird, unter anderem, durch 38 ERC (European Research Council) Grants finanziert [14].

Ziele

  • Im IST Austria soll durch die Konzentration auf Grundlagenforschung in einigen ausgewählten Bereichen interdisziplinäre, unabhängige und langfristige Forschung höchster Qualität möglich werden. Diese Forschung soll ausschließlich vom Forschungsdrang der Wissenschaftler geleitet sein. Die Einflussnahme durch politische und/oder wirtschaftliche Zwänge soll durch die langfristige (bis 2026) garantierte und fixierte Finanzierung ausgeschlossen werden. IST Austria könnte zum Vorbild für die Organisation und Förderung von herausragender Wissenschaft in Österreich und im mitteleuropäischen Raum werden. Bis 2026 soll das Institut auf 90-100 Forschungsgruppen mit ca. 1000 Wissenschaftlern wachsen.
  • IST Austria ist weltweit eines der wenigen Forschungsinstitute, das einen Doktortitel (PhD) verleihen darf. Das interdisziplinäre PhD-Programm legt einen Fokus auf Biologie, Informatik, Mathematik, Neurowissenschaften und Physik. Die Graduate School steht Bewerbern aus aller Welt offen, die einen Bachelor, Master oder äquivalenten Abschluss vorweisen können. Der institutsweite Auswahlprozess findet einmal jährlich statt, wobei das wissenschaftliche Potential der Bewerber beurteilt wird. Bewerber können jeweils bis Mitte Jänner Unterlagen einreichen, um im September desselben Jahres das Doktoratsstudium aufzunehmen. Potentielle Kandidaten werden zu Bewerbungsinterviews im März eingeladen.

Graduiertenschule

Das PhD Programm besteht aus zwei unterschiedlichen Phasen: In Phase 1 absolvieren die Studenten eine Rotation durch mehrere Forschungsgruppen, besuchen Kurse in ihrem und außerhalb ihres Spezialgebietes, suchen ihren Supervisor und legen das sog. Qualifying Exam, die Berechtigungsprüfung für das weitere Doktoratsstudium, ab. In Phase 2 forschen die Studenten bei einer oder mehreren Forschungsgruppen. Sie sind am Institut angestellt und werden mit einem international vergleichbaren Gehalt bezahlt. Unterrichts- und Arbeitssprache am IST Austria ist Englisch. Die Dauer des Doktoratsstudiums ist abhängig von der vorangegangenen Ausbildung und dem individuellen Studienfortschritt und beträgt im Durchschnitt vier bis fünf Jahre.

Viktoriia Sharmanska (Forschungsgruppe Lampert, danach University of Sussex) und Johannes Reiter (Chatterjee Group, danach Harvard Medical School) absolvierten als erste Studenten vollständig ihr Doktorat am IST Austria and graduierten im Juni 2015[15].

Kritik

Kritik an der konkreten Implementierung von IST Austria

  • Der Standort Maria Gugging wurde von vielen Wissenschaftlern als ungünstig bezeichnet. Andererseits bietet der Campus mitten im Wienerwald sowohl eine attraktive Landschaft und Entwicklungspotenzial für bis zu rund 2000 Beschäftigte sowie für Spin-Offs.

Grundsätzliche Kritik an dem Konzept einer Eliteuniversität

  • Es besteht die Möglichkeit, dass letztlich überwiegend Studierende aus wohlhabenden Schichten am IST Austria forschen werden. Dieser Einschätzung wird entgegnet, dass die Auswahl lediglich durch fachliche Kriterien passiert und die PhD-Studierenden angestellt sind, ein Gehalt beziehen und es daher um die größten Talente geht und nicht um eine soziale Selektion.
  • Die Wissenschaftsforschung weist darauf hin, dass Forschung eine breite Basis benötigt. In der Praxis werden einzelne Spitzenforscher durch eine breite Schicht an Forschern unterstützt, die den Wissenschaftsbetrieb am Laufen halten.

Sonstiges

Außenansicht des Biomasseheizwerkes der EVN Wärme in Maria Gugging zur Versorgung der Forschungseinrichtung
Shuttlebus von Wien Heiligenstadt zum Institut

Zum Konzept der Forschungseinrichtung passend, insbesondere in Richtung der Nachhaltigkeit, hat die Niederösterreichische Bauträgergesellschaft die Versorgung mit Fernwärme aus einem Biomasseheizwerk, welches direkt am Campusgelände steht, realisiert.

Um das Institut mittels öffentlicher Verkehrsmittel leichter erreichen zu können, gibt es von Wien Heiligenstadt aus einen eigenen Shuttlebus der unter der Woche im 60 Minuten-Takt nach Maria Gugging fährt.

  Commons: Institute of Science and Technology Austria  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bundesgesetz über das Institute of Science and Technology – Austria (IST-Austria-Gesetz – ISTAG), BGBl. I Nr. 69/2006, Titel geändert durch BGBl. I Nr. 31/2018
  2. Bundesgesetz über das Institute of Science and Technology - Austria
  3. ORF.at: I.S.T. Austria: Gehirnforscher Bonhoeffer wird erster Chef
  4. Bonhoeffer verzichtet überraschend auf Chefposten Der Standard vom 21. Juli 2008
  5. http://derstandard.at/PDA/?id=1227287810735
  6. science.orf.at: IST Austria-Präsident trat Amt an@1@2Vorlage:Toter Link/science.orf.at (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)   Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  7. http://www.kleinezeitung.at/nachrichten/politik/3177458/austria-praesident-henzinger-wiederbestellt.story: IST-Austria-Präsident Henzinger wiederbestellt
  8. 1 2 2011 Evaluierung des Institute of Science and Technology Austria
  9. ORF NOE: Vorbildliche Entwicklung beim IST-Austria. Abgerufen am 23. Juli 2011.
  10. Die Presse: Positive Evaluierung für IST Austria. Abgerufen am 23. Juli 2011.
  11. Die Presse: 1,4 Mrd. Euro für Eliteinstitut in Klosterneuburg. Abgerufen am 3. September 2012.
  12. IST Austria Website: Kuratorium. Abgerufen am 3. September 2012.
  13. IST Austria Website: Forschungsgruppen. Abgerufen am 4. Mai 2018.
  14. Vorlage:Web cite
  15. ["http://ist.ac.at/fileadmin/user_upload/pdfs/Newsletter/2015-08-IST_Austria_Newsletter.pdf" "IST Austria Newsletter, August 2015"].


Zur Evaluierung#

Im Jänner 2011 wurde die erste Evaluierung des neuen Institutes durch ein Komitee von zwei Nobelpreisträgern (David Baltimore, Erwin Neher), dem ehemaligen Präsidenten des California Institute of Technology, sowie Professoren der Rice University, des Okinawa Institute of Science and Technology und das Stanford Linear Accelerator Centers durchgeführt.[7]

Im März 2011 stellte das Gutachterkomitee dem IST Austria ein hervorragendes Zeugnis aus. In einer allgemeinen Erörterung heißt es, dass das Institut auf dem Weg ist in Ausbildung wie in Forschung neue Maßstäbe zu setzen, welche nicht nur national, sondern auch europaweit und darüber hinaus von Bedeutung sein werden, und dass es auf dem besten Weg zur Exzellenz sei.[7][8][9]

Der ehemalige Sektionschef im Wissenschaftsministerium Norbert Rozsenich übte allerdings in einem Gutachten im Auftrag des Vorsitzenden des Wissenschaftsausschusses im Parlament massive Kritik an dieser Evaluation:

Rozsenich kritisierte u.a., dass die sechs Gutachter nicht von einer unabhängigen Einrichtung, z.B. vom FWF oder vom European Research Council, sondern vom ISTA selber ausgesucht wurden und insbesondere einer der Gutachter (Moshe Vardi, Rice University, Texas) hochgradig befangen war, weil er seit Jahrzehnten mit ISTA-Chef Thomas Henzinger im gleichen Fachgebiet kooperiert und gemeinsam publiziert.

Volle Stellungnahme vom ehemaligen SChef Dr. N. Roszenich

[7] 2011 Evaluierung des Institute of Science and Technology Austria
[8] ORF NOE: Vorbildliche Entwicklung beim IST-Austria. Abgerufen am 23. Juli 2011.
[9] Die Presse: Positive Evaluierung für IST Austria. Abgerufen am 23. Juli 2011.